Alpine Ski-WM Ginnis holt sensationell WM-Silber für Griechenland
Vom Strand zur Silbermedaille bei der Alpinen Ski-WM: Der Grieche AJ Ginnis sticht die Weltelite aus und schreibt im Slalom Geschichte.
Kurz vor der WM hörte die größere Weltöffentlichkeit zum ersten Mal den Namen AJ Ginnis. Oder zumindest las sie Schlagzeilen wie: "Grieche sensationell auf dem Weltcup-Podest". Zwei Wochen später gelang ihm der deutlich größere Coup: Bei der Alpinen Ski-WM in Courchevel holte er völlig überraschend die Silbermedaille.
Als krasser Außenseiter unter der Weltelite
So richtig ernst genommen hatte ihn vor diesem Slalom-Rennen um den Weltmeistertitel wohl niemand. Selbst dann nicht, als er als Vorletzter Fahrer im Starthäuschen stand, mit ernstem Blick die eisige Piste vor ihm studierte und sich ein letztes Mal auf die Brust klopfte - obwohl hinter seinem Namen die zwei stand und in grün die -0,78 aufleuchtete.
Ginnis hatte sich mit einem starken ersten Lauf gemeinsam mit Shooting-Star Lucas Braathen den zweiten Platz vor dem zweiten Durchgang gesichert. Auf den späteren Sieger Henrik Kristoffersen hatte er zwar einen dicken Vorsprung, den hatten aber zuvor sowohl Braathen als auch die deutsche Medaillenhoffnung Linus Straßer auf dem schwierigen Kurs liegen gelassen.
Dann stürzte er sich den Hang herunter - der Mann, der vor seinem zweiten Platz Anfang Februar in Charmonix noch nie so richtig was gerissen hatte. Im Weltcup ist Ginnis seit 2014 44-mal an den Start gegangen, bis Chamonix mit überschaubarem Erfolg: dreimal unter den besten 30 - sonst nichts wirklich Zählbares.
Ginnis - Geboren nahe Athen, über Österreich und USA in den Weltcup
Geboren wurde der 28-Jährige in Griechenland, in einem Badeort südlich von Athen. Die ersten Schwünge auf Schnee im Alter von zwei Jahren ermöglichte ihm der Vater, der am Parnass, einem bis zu 2.455 Meter hohen Gebirgsstock, eine Skischule unterhielt. Als Zwölfjähriger zog Ginnis nach Kaprun in Österreich, der Vater arbeitete dort als Skilehrer. Mit 15 ging er in die USA, die Heimat seiner Mutter, an eine Art Skigymnasium im Bundesstaat Vermont.
Eine Medaille hatte Ginnis schon mal gewonnen - 2015, Bronze im Slalom bei den Junioren-Weltmeisterschaften. Damals noch für den US-Verband, der ihn als 17-Jährigen in seinen Kader geholt hatte. "Ohne das US-Team wäre ich nicht der Skifahrer, der ich heute bin", sagte er. Doch seit 2020 fährt Ginnis für sein Geburtsland. In seiner Karriere wurde er insgesamt sechsmal am Knie operiert, kämpfte sich immer wieder zurück. Alles - wie es scheint - für diesen Moment.
"Für Griechenland, verflucht nochmal!"
Auf diesem schwierig gesteckten Kurs, der schon im Vorfeld für Diskussionen gesorgt hatte, startete Ginnis wackelig. Nach einem Fahrfehler stand er kurz quer, war knapp am Ausscheiden, doch er fing sich. Sein Vorsprung war nach dem ersten Viertel um 40 Hundertstel geschrumpft.
Dann kam er gut ins Rennen. Kaum ein Fehler, kaum ein Wackler. Bei der letzten Zwischenzeit leuchtete die Uhr noch grün. Im Ziel dann die Gewissheit: Platz zwei - es ist eine Medaille. Ginnis kämpfte gegen seine Skistöcke, wollte seine Hände frei bekommen, um sie über dem Kopf zusammenzuschlagen. Die Sensation war gelungen. "Gia tin Ellada, gamoto!", schrie er in die Kamera - "für Griechenland, verflucht nochmal".
Und weil Manuel Feller die Nerven versagten, blieb es auch nach dem letzten Läufer der zweite Platz für Ginnis - und einer Silbermedialle bei der Alpinen Ski-WM für Griechenland. Es ist die erste Medaille für Griechenland bei einer Alpinen Ski-WM überhaupt.
Angereichert mit Material vom SID