30 Jahre nach Maiers tödlichem Sturz Neue Sicherheitsdebatte im Ski-Weltcup
Am 29. Januar 1994 verunglückte die österreichische Super-G-Weltmeisterin Ulrike Maier bei der Abfahrt in Garmisch-Partenkirchen tödlich. Auch dreißig Jahre später versucht der Weltcup noch immer, sicherer zu werden.
Ulrike Maier befand sich 1994 in ihrer letzten Saison als aktive Skirennläuferin, sie war die einzige Mutter im Skiweltcup und hatte nur noch ein letztes Ziel: eine olympische Medaille. Soweit sollte es aber nicht mehr kommen.
14 Tage vor dem Start der Spiele in Lillehammer ging Maier bei der Abfahrt in Garmisch mit der Nummer 32 ins Rennen. Sie war schon fast im Ziel, dann verkantete in der FIS-Schneise mit Tempo 104,8 km/h ihr rechter Ski. Sie wurde nach oben gerissen und schlug mit dem Kopf auf einen mit einem Strohballen verdeckten Keil, der die Zeitmessung verdecken sollte. Die damals 26-Jährige hatte keine Chance, sie starb.
Sicherheitsmaßnahmen wurden erhöht
Neben Maier starben eine ganze Reihe Athletinnen und Athleten bei der Ausübung ihres alpinen Skirennsports. Ein Wikipedia-Artikel tödlicher Unfälle listet 27 Todesfälle auf, darunter sieben Frauen, die in Rennen oder Trainings starben.
Jeder Unfall führt zu Diskussionen um die Sicherheit im Skirennsport – und auch zu einigen Verbesserungen. Nach und nach wurden die bei Maiers Unfall noch relativ neuen Carvingski reglementiert, Sturzräume wurden vergrößert, es gab neue Hochsicherheitsnetze, schnittfeste Banden, Absicherungen. Als jüngste Sicherheitsmaßnahme beschloss der Weltverband FIS ab der kommenden Saison eine Airbag-Pflicht.
Zeitmesser, die Maier bei ihrem Unfall 1994 zum Verhängnis wurden, verschwanden dagegen schon vor vielen Jahren weit hinter Schutzzäune.
Absolute Sicherheit wird es für Skirennfahrer aber wohl nie geben, 2017 verstarb der französische Skirennläufer David Poisson nach einem Sturz im Training, nur wenige Wochen später der deutsche Nachwuchsfahrer Max Burkhart mit 17 Jahren in einem unterklassigen Rennen.
Zuletzt keine tödlichen, aber schwere Verletzungen
Tödliche Stürze erlebte der Weltcup in den vergangenen Jahren keine mehr, aber in der aktuellen Saison lässt eine Welle an schweren Stürzen und Verletzungen wieder eine neue Sicherheitsdebatte entflammen. In den vergangenen Wochen hatten sich Top-Fahrer wie Alexis Pinturault, Aleksander Aamodt Kilde, Petra Vlohva und Mikaela Shiffrin teilweise schwer verletzt – und dafür teilweise auch den dichten Rennkalender des Weltverbandes FIS kritisiert.
Bei den Speed-Rennen der Frauen gab es allein in drei Rennen des jüngsten Weltcups in Cortina d’Ampezzo insgesamt 35 Ausfälle. Lara Gut-Behrami, Siegerin im Super-G am Sonntag, bezog dazu im Interview mit dem "ORF" deutlich Stellung. "Ich glaube nicht, dass es an der Piste liegt. Im Moment ist es ein solches Durcheinander. Man puscht den Sport so weit, dass es keinen Platz mehr für Fehler gibt", kritisierte sie.
Zu hohe Belastung im Weltcup?
Gut-Behrami erklärt weiter, dass die Belastung der Athleten durch den vollen Rennkalender und Verpflichtungen gegenüber Sponsoren, Medien etc. sehr groß sei: "Wir haben 45 Rennen im Kalender. Es sind mehr als früher, klar. Entscheidend ist aber die Zeit, die wir zur Erholung haben, und diese wird immer geringer."
Neben dem Sicherheitskonzept auf der Strecke und der Ausrüstung der Athleten macht die Schweizerin die Belastung der Fahrerinnen und Fahrer zu einem wichtigen Sicherheits-Thema. Dreißig Jahre nach dem Tod von Ulrike Maier warten also im Weltcup immer noch neue Herausforderungen und viel Arbeit auf Organisatoren, Verantwortliche und Athleten, um den Sport möglichst sicher zu gestalten.