Ski Alpin "Alarm vor Kitzbühel" - Alpin-Zirkus diskutiert Sicherheit
Der Alpin-Weltcup ist nach mehreren schweren Stürzen in Rage. "Höher, schneller und weiter" - das mache den Sport kaputt, meint etwa der deutsche Alpin-Direktor Wolfgang Maier. Das Mammutprogramm sei aber nicht das einzige Problem.
Die Kritik am Ski-Alpin-Wettkampfkalender mit zu vielen zu gefährlichen Rennen in zu kurzer Zeit reißt auch zwei Tage nach dem schweren Sturz von Aleksander Aamodt Kilde in Wengen nicht ab. Nach dem Speed-Wochenende am Lauberhorn in der Schweiz steht in dieser Woche gleich das nächste herausfordernde Wochenende an. Auf der legendären Streif in Kitzbühel soll es am Freitag (19.01.2024) und Samstag zwei Abfahrten geben, bevor es am Sonntag beim Slalom mit weniger Tempo ins Tal geht.
Kritisiert wird vor allem der Weltverband FIS und der aus Sicht der Fahrer zu dichte Rennkalender. "Was die FIS mit ihrem Rennprogramm den Athleten zumutet, ist ungesund", schimpft Christian Höflehner, Rennchef der Ausrüstermarke "Atomic", im Schweizer Boulevardblatt "Blick". Österreichs "Kronen Zeitung" titelt dramatisch: "Alarm vor Kitzbühel" und zitiert ebenfalls Höflehner: "Wenn Eltern bei den TV-Übertragungen von Skirennen immer mehr heftige Stürze sehen, werden sie ihren Kindern irgendwann den Gang in die Ski-Klubs und zu den Skirennen verbieten."
"Ich hoffe, das ist das letzte Mal, nie wieder drei Rennen hintereinander", schimpfte sogar Sieger Marco Odermatt, der am Lauberhorn beide Abfahrten gewann. Wengen sollte "eine Lehre" sein "für jeden Austragungsort, für jeden Verband, für die FIS, dass mehr nicht immer besser ist".
45 Rennen in 148 Tagen
In nur 148 Tagen der Winter-Saison müssen Männer und Frauen jeweils 45 Rennen absolvieren. Nicht nur in Europa, zweimal fliegt der Weltcup-Zirkus nach Nordamerika. Das sind die Zahlen eines Winter-Mammutprogramms. Beim Wengen-Weltcup der Männer standen die Athleten sechs Tage auf Skiern, neben zwei Abfahrts-Trainings standen drei Speed-Wettkämpfe und ein Slalom auf dem Plan.
Maier: "Gibt nicht nur eine Wahrheit"
Der deutsche Alpin-Chef Wolfgang Maier stimmt aber nur zum Teil in die Kritik ein. "Es gibt nicht nur eine Wahrheit", verweist der 63-Jährige im Gespräch mit dem Sportinformationsdienst (sid) auf individuelle Fahrfehler bei den schweren Stürzen der Top-Stars Marco Schwarz in Bormio oder Alexis Pinturault und Aleksander Aamodt Kilde.
Maier: Zu viele Abfahrten
Das "wirkliche Problem" sieht Maier, und damit steht er nicht allein, in Weltverbandspräsident Johan Eliasch. Der schwedisch-britische Geschäftsmann mische sich zu sehr in die Kalenderplanung ein und habe das Programm etwa mit Abfahrten in kürzester Zeit überladen. Weil in Beaver Creek/USA und bei Eliaschs Prestigeprojekt in Zermatt/Cervinia witterungsbedingt nicht gefahren werden konnte, wurden die Rennen eben neu angesetzt - übrigens unter dem Applaus vieler Athleten, die jede Absage Aufmerksamkeit und Geld kostet
Auch Maier stört sich am "höher, schneller, weiter", an immer mehr Action. So, sagte er, würde "ein attraktiver Sport schwer beschädigt. Das muss ein Ende haben, weil es der Mensch nicht mehr aushält."
Immerhin: FIS-Rennndirektor Markus Waldner kündigte bereits an, dass es unter seiner Regie keine Nachholrennen für ausgefallene Wettkämpfe mehr gebe.