Ski Alpin Mikaela Shiffrin krönt sich zur Größten der Geschichte
Sie hat es geschafft: Mikaela Shiffrin hat sich mit ihrem 83. Weltcup-Sieg in der Ski-Alpin-Historie verewigt. Der Weg dorthin war aber nicht immer einfach.
Die frühere Weltklasse-Skirennfahrerin Lindsey Vonn hatte es im Dezember des vergangenen Jahres schon vorhergesagt: "In meinen Augen ist sie die beste Skiläuferin, die jemals gelebt hat. Sie wird meinen Sieg-Rekord im Weltcup sehr schnell brechen und die Größte der Geschichte werden."
Erst Vonn, dann Stenmark?
Jetzt hat sie es geschafft: Ihr Sieg beim Riesenslalom am Kronplatz war der 83. Erfolg im Weltcup. Damit hat Mikaela Shiffrin ihre Landsfrau Lindsey Vonn (82) überholt. Und ein weiterer Rekord rückt ganz nah: die Allzeit-Bestmarke von 86 Siegen, gehalten von der schwedischen Ski-Legende Ingmar Stenmark. Die US-Amerikanerin ist erst 27 Jahre alt - ein Karriereende ist noch nicht in Sicht.
Die Art und Weise, wie sie nun zum Rekord fuhr, unterstrich einmal mehr ihre Ausnahmestellung. Mit Bestzeiten im ersten und zweiten Durchgang ließ sie keine Zweifel an der Siegerin aufkommen, trotz einer gewissen Unsicherheit im Vorfeld: "Ich hatte ein bisschen Angst vor diesem Tag, weil ich fürchtete, dass meine Gefühle verrückt spielen würden. Es fällt mir schwer, Worte zu finden. Ich versuche einfach, es zu genießen", gestand die neue Rekordhalterin direkt nach dem Rennen.
Shiffrin ist schon jetzt eine lebende Legende: Sie gewann bisher drei olympische Medaillen (davon zwei goldene) und sechs Weltmeistertitel. Außerdem sicherte sie sich vier Mal den Gesamtweltcup.
Mikaela Shiffrin (l.) and Lindsey Vonn bei den Olympischen Spielen 2018
Jüngste Olympiasiegerin im Slalom
Ihr Stern am alpinen Skihimmel ging in Lienz auf: Im Dezember 2011 fuhr sie im Alter von 16 Jahren und neun Monaten den ersten Podestplatz ein - es war der Beginn einer unglaublichen Karriere. Etwa ein Jahr später, am 20. Dezember 2012, gewann die US-Amerikanerin ihr erstes Weltcuprennen, den Slalom von Are.
Der Aufstieg an die Weltspitze war nicht mehr aufzuhalten: Viermal in Folge krönte sie sich im Slalom - ihrer Lieblingsdisziplin - zur Weltmeisterin. Bei den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi wurde sie mit 19 Jahren zur jüngsten Olympiasiegerin im Slalom.
Doch nur Slalom zu fahren, war ihr nicht genug. Schnell wurde sie zur Allrounderin - mit Erfolg: In jeder Disziplin stand Shiffrin schon auf dem Podest.
2015: Fulminantes Comeback nach Verletzungspause
Doch es gab in ihrer Karriere auch Rückschläge: Nach einem starken Start in die Saison 2015/16 verletzte sich Shiffrin im Dezember am Knie. Das Saison-Aus drohte - doch sie kämpfte sich zurück. Bei ihrem Comeback knapp drei Monate später gewann sie gleich den Slalom in Crans Montana.
2020: Schwerer Schicksalsschlag für Shiffrin
Auch das Jahr 2020 war für die US-Amerikanerin kein leichtes: Im Februar starb völlig überraschend ihr Vater - ein absoluter Tiefpunkt im Leben des Ski-Superstars. Ihr Vater war eine prägende Person für Shiffrin, ein wichtiger Wegbereiter ihrer Karriere. Shiffrin unterbrach die Saison auf unbestimmte Zeit.
Kurz nachdem sie sich entschieden hatte, in den Weltcup zurückzukehren, wurde die Saison coronabedingt abgebrochen. Sie konnte in den Kampf um die Disziplinen-Wertungen nicht mehr eingreifen - zum ersten Mal seit 2016 gewann Shiffrin keine Kristallkugel. Ihr Comeback gab sie erst nach zehn Monaten Pause, im November 2020.
Tragische Figur von Peking
Bei den Olympischen Spielen 2022 ging Shiffrin als Top-Favoritin an den Start - und wurde zur tragischen Figur: Sie nahm in Peking an sechs Wettbewerben teil, konnte jedoch keine Medaille gewinnen. Im Slalom, Riesenslalom und in der Kombination schied sie aus - die größte Skifahrerin der Gegenwart erlebte ein Desaster. Tränen flossen, vor allem aber vermisste sie ihren Vater, der sie so oft aufgebaut hatte. "Ich würde ihn jetzt wirklich gerne anrufen. Er würde mir wahrscheinlich sagen: 'Komm darüber hinweg'", sagte Shiffrin damals.
Im Weltcup danach lief es wieder besser für sie: Sie sicherte sich zum vierten Mal den Gesamtweltcup.
Das Geheimnis ihres Erfolges
Was ist es aber, dass Shiffrin so stark macht? In einem Interview mit der schweizerischen Tageszeitung "Blick" nannte ihre Mutter Eileen den Grund: die Beziehung ihrer Tochter mit dem norwegischen Skifahrer Aleksander Aamodt Kilde. "Er ist sehr geerdet, seine Unterstützung hilft Mikaela sehr, er hält sie ruhig", erklärte Shiffrins Mutter: "Aleks und Mikaela machen sich gegenseitig happy."