Rekord in Åre 86. Weltcupsieg - Shiffrin zieht mit Stenmark gleich
Es war nur eine Frage der Zeit - jetzt ist es so weit: Mikaela Shiffrin hat den Rekord von Ingemar Stenmark eingestellt. Natürlich war das Setting hollywoodreif.
Natürlich musste es Åre sein. An dem Ort, an dem Shiffrin vor gut zehn Jahren mit 17 ihren ersten Weltcup-Sieg geholt hatte, feiert sie nun ihren 86. Triumph. So viele Siege hat bislang nur ein Mensch eingefahren: Der Schwede Ingemar Stenmark. Nun zieht Shiffrin in dessen Heimat mit ihm gleich. In Åre schließt sich also gleich in doppelter Hinsicht der Kreis. Es passt perfekt zu der unvergleichlichen Karriere der 27-jährigen US-Amerikanerin, die zweifelsohne auch aus einem Hollywood-Drehbuch entstammen könnte.
Den 86. Weltcupsieg holte sie sich in ihrer unnachahmlichen Art. Während die anderen Rennfahrerinnen mit dem Kurs große Probleme hatten, flog sie quasi durch die Tore und deklassierte schon im ersten Lauf ihre Konkurrenz. Mit über einer Sekunde Vorsprung ging sie in ihren finalen Lauf - und ließ sich dort den Rekord nicht mehr nehmen. "Es ist ein spektakulärer Tag", sagte Shiffrin nach dem Rennen.
Stenmark: "Sie ist viel besser als ich war"
Shiffrin dominiert seit Jahren den Ski-Alpin-Zirkus. Jahr für Jahr fährt sie von Sieg zu Sieg und heimst Kristallkugel auf Kristallkugel, Medaille auf Medaille ein. Und das nicht nur in in ihren Spezialdisziplinen. Shiffrin gewinnt alles: vom Slalom bis zur Abfahrt. Es gab wohl noch nie eine so komplette Skifahrerin wie sie.
"Sie ist viel besser als ich war", sagte kürzlich Stenmark selbst. "Sie hat alles. Sie hat eine gute körperliche Stärke, sie hat eine gute Technik, einen starken Kopf. Ich denke, es ist die Kombination all dessen, die sie so gut macht. Und ich bin auch beeindruckt davon, dass sie sowohl im Slalom als auch im Super-G und in der Abfahrt so gut fährt. Ich hätte niemals in all diesen Disziplinen so stark sein können."
Vom Olympia-Drama in die Geschichtsbücher
Und obwohl - oder gerade weil - Shiffrin so so stark ist, so dominant, bot ihre Karrieren jede Menge Tiefpunkte, Tränen, herzzerreißende Niederlagen. So wie bei den vergangenen Olympischen Spielen, als die gesamte Weltöffentlichkeit wieder Außerirdisches von ihr erwartete und ihr dann beim Scheitern zusah. Verzweifelt beweinte sie ihr Ausscheiden in Slalom, Riesenslalom und in der Kombination. Keine Medaille. Die größte Rennfahrerin aller Zeiten zeigte ihre fehlbare Seite.
Doch Shiffrin kam stärker zurück, gewann nur kurz nach Olympia wieder ein Weltcup-Rennen, dominiert in der aktuellen Saison das Fahrerinnen-Feld nach Belieben, bricht erst die Bestmarke von Landsfrau Vonn (82 Weltcup-Siege) und nun den ewigen Rekord von Stenmark. Hollywood eben.
Shiffrin - keine Lust auf die ewigen Diskussionen
Es gibt wohl niemanden, der bezweifelt, dass die US-Amerikanerin den Rekord bald alleine hält. Sie wird froh sein, wenn es so weit ist. Schon nach dem Erreichen des Rekords bei den Frauen von Vonn Anfang des Jahres hatte Shiffrin betont, dass sie das ständige Gerede über die Bestmarken belaste: "Ich war mental so müde", sagte sie damals.
Welche Rekorde kann Shiffrin als Nächstes brechen?
Doch für jemanden wie Shiffrin finden sich noch immer genügend Rekorde, die sie brechen kann. Mit dem Sieg des Gesamtweltcups in dieser Saison steht sie bei fünf großen Kristallkugeln - die Österreicherin Annemarie Pröll konnte sechs gewinnen, Landsmann Marcel Hirscher acht. Genauso oft konnte Stenmark die kleine Kristallkugel im Slalom gewinnen - Shiffrin steht nach der aktuellen Saison bei sieben.
Etwas kniffliger wird es da im Riesenslalom: Mit dem heutigen Sieg konnte die US-Amerikanerin die kleine Kristallkugel zweimal gewinnen. Hier haben Vreni Schneider (5) und vor allen Dingen Stenmark (7) noch einen gewaltigen Vorsprung. Aber wenn man es einem Menschen zutrauen kann, die beiden dennoch einzuholen, dann ist es Shiffrin.