Emma Aicher beim Super G in Saalbach-Hinterglemm

Alpine Ski-WM Mit Gelassenheit und Schnee-Gefühl - Aicher plant den Coup

Stand: 10.02.2025 09:45 Uhr

Emma Aicher ist die deutsche Überraschung bei der Ski-WM. Zweimal verpasste sie das Podest nur hauchdünn, klappt es in der Teamkombination mit Lena Dürr?

Von Chiara Theis

Lange fließende Schwünge, Wellen, griffiger Schnee und Sonnenschein - das ist das richtige Terrain für Emma Aicher. Die deutsche Nachwuchshoffnung glänzt aktuell bei der Ski-WM in Saalbach-Hinterglemm. Der Sonnenhang am Zwölferkogel liegt der 21-Jährigen, oder wie Aicher es gewohnt knapp zusammenfasst, es ist "sehr schön."

Bis zur Weltmeisterschaft hatte sie in der Abfahrt diesen Winter nicht einmal gepunktet. Doch in den Trainings in Saalbach-Hinterglemm zeigte sie bereits ihr Potenzial in der Königsdisziplin und unterstrich das auch am Samstag (08.02.2025): Im oberen Bereich war sie mit Bestzeit unterwegs und hatte bis zur Zielgeraden die Medaillen im Blick. Nur 27 Hundertstel fehlten am Ende auf den Bronzerang, im Super-G am Donnerstag (06.02.2025) hatten ihr ebenfalls als Sechste nur 28 Hundertstel zum Coup gefehlt.

Aicher bleibt lässig

Doch davon will Emma Aicher gar nichts wissen, sie lässt sich von Schlagzeilen und Erwartungshaltungen nicht beirren. Nach dem Rennen steht sie lässig im Zielraum und beantwortet die Fragen der Journalisten pragmatisch: "Die drei, die auf dem Podest sind, haben es halt noch schneller gemacht. Es hat Spaß gemacht, ich bin zufrieden."

Mehr als zufrieden war Emma Aichers Papa. Andreas Aicher fieberte auf der Tribüne mit, die lange Wartezeit bis zur Startnummer 30 war eine richtige Qual für ihn. Während Emmas Lauf klammerte er sich dann an die Bande, sprang nervös auf und ab und reckte am Ende stolz die Faust in die Luft. "Gratuliere, ich bin stolz auf dich. Super gefahren, es ist großartig", sprudelten im Anschluss die Emotionen.

Emma Aicher jubelt.

Emma Aicher.

Eine bessere Unterstützung hätte sich Aicher nicht wünschen können: "Er ist schon seit ich klein bin immer dabei auf der Piste. Über Weihnachten war er bei vielen Rennen da und eben hier bei der WM. Es bedeutet mir sehr viel, dass er da ist."

Langlauf für Aicher zu langsam

Angefangen hat Aichers Ski-Karriere in Schweden, in der Heimat ihrer Mutter wuchs die DSV-Starterin auf. Ihre Eltern leben noch immer dort. Sie waren es auch, die Aicher zum Skifahren brachten, obwohl ihr Papa lieber einem anderen Sport nachgegangen wäre: "Ich mag eigentlich Langlauf, aber das ging ihr zu langsam."

Denn Aicher mag den "Speed", daher nimmt sie auch die hohe Belastung als Allrounderin in Kauf. Aicher startet in allen Disziplinen, sie mag die kurzen Schwünge, aber eben auch die langen wie in der Abfahrt in Saalbach-Hinterglemm. Ganz ähnlich wie ihre Idole: Mikaela Shiffrin und Michelle Gisin. Immer wieder schien die Belastung aber auch ein bisschen zu viel für Aicher: in der Abfahrt bis zur WM keine Punkte, vier Ausscheider im Slalom und nur in zwei von fünf Riesenslaloms gepunktet.

Weidle lernt von Aichers Lockerheit

Aicher hat sich die besten Leistungen, so scheint es, für den Saisonhöhepunkt aufgehoben. "Das war wahrscheinlich die beste Abfahrt, die sie je in ihrem Leben gefahren ist", sagte Teamkollegin Kira Weidle-Winkelmann nach der Abfahrt anerkennend. Die zwei Athletinnen bilden das kleine, aber feine deutsche Speedteam. Und selbst die 28-jährige Vize-Weltmeisterin kann von Youngster Emma Aicher noch etwas lernen: "Manchmal hat sie diese junge Naivität noch, wo ich mir ab und an mal noch was abschauen könnte, nicht so viele Gedanken machen, einfach drauflosfahren, den Ski laufen lassen."

Auch Papa Andreas Aicher weiß genau, welche Stärken seine Tochter ausmachen: "Sie ist ziemlich ruhig, kümmert sich nicht so viel, hat sich nicht aufgeregt, kann ihr Zeug runterfahren und hat ein sehr gutes Gefühl für den Schnee."

Favoritenrolle in der Teamkombination

Das alles braucht Emma Aicher auch in der zweiten Woche bei der Ski-WM in Saalbach-Hinterglemm, dann zählt sie vor allem in der neuen Teamkombination (Dienstag, 11.02.2025, ab 10 Uhr im Live-Ticker) gemeinsam mit Lena Dürr zu den großen Medaillenfavoritinnen. Jeweils eine Speedfahrerin und eine Technikerin gehen in dem neuen Format als Team an den Start.

Über mögliche Medaillenchancen will die 21-Jährige nicht sprechen, ihre Statements setzt sie lieber auf der Strecke: "Ich freue mich auf nächste Woche, ich will wieder einfach nur gut Skifahren. Dann schauen wir, wie weit es reicht."