![Raphael Haaser jubelt bei der Risenslalom-WM in Saalbach | Christophe Pallot/Agence Zoom Raphael Haaser jubelt bei der Risenslalom-WM in Saalbach](https://images.sportschau.de/image/c65bc7c8-80df-4662-9ba9-ae9016d0a663/AAABlQSiSMY/AAABkZLrr6A/original/haase-104.jpg)
Ski-WM in Saalbach Haaser durchbricht im Riesenslalom die Schweizer Dominanz
Unter dem Jubel des österreichischen Heimpublikums hat Raphael Haaser überraschend Riesenslalom-Gold gewonnen. Auch der Deutsche Anton Grammel fuhr stark.
Am Morgen fiel noch Schnee bei der Alpinen Ski-WM in Saalbach-Hinterglemm, doch pünktlich zur Entscheidung im Riesenslalom am Freitagnachmittag (14.02.2025) klarte es auf. Im Sonnenschein kämpften die stärksten Riesenslalom-Fahrer der Welt auf der Rennstrecke "Schneekristall" in Hinterglemm um den Titel.
Es wirkte so, als ob der österreichische Wettergott schon etwas ahnte vom Feiertag, der das Zielstadion und das zuletzt so geplagte Ski-Land überrollen sollte. Raphael Haaser, der bei der WM in Saalbach-Hinterglemm vor einer Woche schon Zweiter im Super-G wurde, aber noch nie ein Weltcup-Podest im Riesenslalom erreicht hatte, sicherte sich mit einer grandiosen Leistung den WM-Titel - und schlug den so starken Schweizern ein Schnippchen. "Unglaublich, ich weiß nicht, was ich sagen soll", sagte Haaser, der im Weltcup auch noch kein Rennen gewonnen hat.
Odermatt, Meillard oder Haugan - wer stoppt Haaser?
Aber von vorne - für die Elite war das Feld bestellt: Gute Sicht, gute Bedingungen, also beste Voraussetzungen für ein spannendes Rennen um die WM-Krone. Der Schweizer Marco Odermatt, Titelverteidiger, Olympiasieger und Weltcup-Dominator ging als Halbzeit-Dritter in die Entscheidung, nur knapp hinter Timon Haugan aus Norwegen und dem Zweiten Loic Meillard.
Odermatt musste also vorlegen: und zwar gegen die fulminante Zeit des Führenden Haaser, der im ersten Lauf mit der späten Startnummer 22 auf Rang fünf vorgefahren war und nun erneut eine blitzschnelle Fahrt in den Schnee zauberte. Als Haaser das Ziel erreichte, wurde es noch einmal so richtig laut und wackelig im opulenten Zielstadion von Hinterglemm. Zeit für eine laute, Zeit für eine wilde Entscheidung, Zeit für eine aufregende Entscheidung.
Haaser schüttelt den Kopf - und schlägt die Schweizer
Und ein Österreicher war endlich mittendrin - Balsam für die Seele der in dieser Saison so geplagten Ski-Nation, die in den Tagen von Saalbach-Hinterglemm wieder zu Kraft findet und bereits ihre sechste Medaille errang.
Odermatt startete also, baute aber oben bereits einen Fehler ein, und hatte dann weiter zu kämpfen. Unter dem großen Jubel der österreichischen Anhänger fiel er direkt aus den Medaillenrängen. Und auch Meillard und Haugan bissen sich an Haasers Zeit die Zähne aus, Haaser schüttelte im Ziel den Kopf auf dem Sessel des Führenden, er konnte diese Leistung selbst nicht glauben - und das Publikum feierte ihn frenetisch.
Schwester Ricarda hat sich bei der WM das Kreuzband gerissen
Was waren dem 27-jährigen Haaser, als Außenseiter ins Rennen gegangen, an diesem Tag für Glanzläufe gelungen. Vor der WM hatte der Innsbrucker sechs Wochen lang verletzt pausieren müssen, schon sein Silber-Coup im Super-G war überraschend.
Freud und Leid liegen in der Familie bei der WM gerade eng zusammen: Haasers Schwester Ricarda hatte sich beim Frauen-Super-G in Saalbach-Hinterglemm das Kreuzband gerissen.
Meillard und Tumler retten mit weiteren Medaillen Schweizer Ehre
Der Österreicher durchbrach damit die Schweizer Phalanx: Denn bis zum Freitag war die WM in Saalbach-Hinterglemm bei den Männern ja eine reine Weltmeisterschaft der Eidgenossen - mit drei Goldmedaillen in zuvor drei Männer-Rennen.
Gerade von Odermatt, der sich bereits den Super-G-Sieg in Saalbach-Hinterglemm sicherte, wurde in seinem Heimatland dieser nächste Titel fast schon erwartet. Nun sicherten sich aber im Schatten Haasers Odermatts Landsmänner Thomas Tumler (+ 0,23 Sekunden) und Loic Meillard (+ 0,51) Silber und Bronze. Insgesamt haben die Schweizer bei noch zwei ausstehenden Entscheidungen bereits zehn Medaillen erwirtschaftet.
Deutscher Grammel mit stärkster Laufzeit
Den drei deutschen Skirennfahrern Anton Grammel, Jonas Stockinger und Fabian Gratz dagegen waren im WM-Riesenslalom nur Außenseiterchancen eingeräumt worden, sie haben allesamt noch kein Top-Ten-Ergebnis im Weltcup-Winter erreicht. Doch Grammel überraschte dann mit einem furiosen zweiten Lauf samt stärkster Laufzeit. Lange hatte er dabei geführt, am Ende wurde er starker Zwölfter, unter anderem vor den Weltklasse-Fahrern Filip Zubcic oder Lucas Pinheiro Braathen.
"Besser geht's nicht", sagte der 26-Jährige hinterher im ZDF. "Ich habe genau das umsetzen können, was ich mir vorgenommen habe, dass ich brutal bergab fahre und nicht links und rechts ausschwinge."
![Anton Grammel jubelt über seinen 2. Lauf bei der Riesenslalom-WM in Saalbach | DIMITAR DILKOFF/AFP Anton Grammel jubelt über seinen 2. Lauf bei der Riesenslalom-WM in Saalbach](https://images.sportschau.de/image/f4f16478-bf0f-405e-9520-a831cafb27a7/AAABlQR-srg/AAABkZLlUbs/16x9-960/grammel-saalbach-102.jpg)
Überglücklicher Grammel macht Hoffnung auf mehr
Er nehme diese Erfahrung sehr gerne mit - und durfte erstmals auch längere Zeit auf dem Leader's Chair im Ziel Platz nehmen: "Ich habe zum Mann von der FIS gesagt: 'Endlich, ich habe lange drauf gewartet, dass ich mal draufsitzen darf.'" Diesen Rückenwind wolle er nun gemeinsam mit dem Team für die nächsten Jahre mitnehmen. Zu dritt posierten Grammel, Gratz - am Ende 18. - und Stockinger (26.) im Ziel am Führungssessel.
Der bislang letzte deutsche Riesenslalom-Weltmeistertitel liegt bereits 40 Jahre zurück. 1985 gewann Markus Wasmeier in Bormio WM-Gold. Auch eine WM-Medaille hat es in dieser Disziplin für deutsche Männer seitdem nicht mehr gegeben. Doch Grammels Leistung - dieser furiose zweite Lauf - macht Hoffnung auf mehr.