Nordische Ski-WM Kombi: Riiber krönt sich zum Goldkönig von Planica
Vier Starts, vier Siege für Kombinierer Jarl Magnus Riiber. Während der Norweger bei der Nordischen Ski-WM alle Medaillen abräumte, platzte am Samstag (04.03.2023) der Traum von Julian Schmids viertem Edelmetall.
Schmid beendete das Einzel nach einem Springen von der Großschanze und dem anschließenden 10-Kilometer-Rennen als Sechster. Riiber feierte mal wieder einen Start-Ziel-Sieg. Riibers Teamkollege Jens Luraas Oftebro gewann den spannenden Kampf um Silber, Johannes Lamparter (Österreich) verdiente sich Bronze.
Bundestrainer Hermann Weinbuch hört auf
Unmittelbar nach dem Wettbewerb gab Hermann Weinbuch im Ersten seinen Rücktritt nach 27 Jahren Bundestrainer bekannt. Es sei "Zeit, ins zweite Glied zu gehen", erklärte Weinbuch, der auch "Goldschmied" genannt wird.
Schmid als Sechster bester Deutscher
Auch wenn Schmid unter Weinbuch kein Einzelgold holte, schwärmte er vom scheidenden Bundestrainer: "Ich habe viel von ihm gelernt." Schmid, der in Planica insgesamt drei Silbermedaillen gewonnen hat, war mit seinem sechstem Platz am Samstag wieder bester Deutscher. Der mit 23 Jahren Jüngste im deutschen WM-Team konnte sich im Schatten der Großen entwickeln und ist jetzt aus selbigem herausgelaufen.
In Planica war auf Schmid auch dann Verlass, wenn die anderen schwächelten. Der Youngster, dem Weinbuch hin und wieder jugendlichen Leichtsinn vorwarf, lieferte cool ab - ohne Aussetzer. Am Samstag fehlte auf den letzten Metern einfach die Kraft, dazu war offenbar auch das Material nicht das Beste. "Mein Ziel war es, bei der WM top in Form zu sein, das ist mir gelungen und macht mich zuversichtlich für die nächsten Jahre", sagte Schmid.
Riiber grandios wie immer
Als bärenstark erwies sich einmal mehr der Norweger Riiber, der vor allem im Springen seit Jahren in einer eigenen Liga unterwegs ist. Er gewann auch in Slowenien alles, was es zu gewinnen gab und verlässt die WM-Bühne mit vier Goldmedaillen.
Sein Sieg am Samstag stand nach einem Wahnsinnssprung auf 147 Meter praktisch schon nach dem Springen fest. Zu groß war sein Vorsprung auf die Konkurrenz, auf den nach dem Springen viertplatzierten Schmid hatte er 1:24 Minuten Vorsprung in der Loipe mitgenommen. Der Dominator stiefelte anschließend im Sonnenschein einsam über die zehn Kilometer und hatte genügend Zeit, über seine grandiose Leistung nachzudenken - etwas mehr als eine Minute war am Ende sein Vorspung.
Diese Dominanz ist absolut kein Novum: Seit 2018 dominiert der 25-jährige Riiber Weltcup und Großevents nach Belieben, gewann vier Gesamtweltcups in Folge. Nummer fünf wird in diesem Jahr aber nicht glücken, dafür verpasste Riiber zu viele Rennen wegen Erkrankung. Pünktlich zur WM war der Dominator aber zurück und hatte von seiner gewohnten Stärke nichts verloren.
Spannender Kampf um Silber und Bronze
Spannend war nur der Kampf um die Medaillen. Der Sprungzweite Ryota Yamamoto aus Japan war in der Loipe nicht in der Lage, seinen Vorsprung auf die heranfliegenden Verfolger um Schmid zu verteidigen. Nach der Hälfte des Rennens liefen Schmid, Johannes Lamparter (Österreich) und Jens Luraas Oftebro (Norwegen) auf Yamamoto und Kristjan Ilves (Erstland/ 3. nach dem Springen) auf. Auf diese Fünfergruppe liefen auch noch Stefan Rettenegger (Österreich) und Matteo Baud (Frankreich) auf. Sieben Kombinierer kämpften auf den letzten Kilometern um zwei Medaillen.
Dabei drückte der Weltcup-Führende Lamparter auf die Tube und hielt das Tempo hoch. Yamamoto konnte nicht folgen, auch Baud musste abreißen lassen. Vier Athleten sprinteten dem Ziel entgegen, mittendrin Schmid, der am letzten Berg kämpfte und abreißen lassen musste. Am Ende hatte Ofebro die meisten Kraftreserven und verdrängte Lamparter auf Rang drei.
Geiger kommt nicht heran
Vinzenz Geiger, einer der besten Läufer im Feld, war nach 126 Metern als Zehnter schon etwas abgeschlagen und musste sich allein durch den schweren Schnee kämpfen. Der Oberstdorfer ging das Rennen mit vollem Risiko an, kam aber nie wirklich in Medaillennähe, weil die große Gruppe um Schmid ein extrem hohes Tempo anschlug. Geiger wurde am Ende 14.
Johannes Rydzek, der sich diebisch über Silber mit dem Team gefreut hatte, lief vom 18. auf den 16. Platz vor. Der einstige "Superman" hatte bei Top-Bedingungen auf der Schanze zu viel liegengelassen, brachte die WM - möglicherweise seine letzte - aber mit schnellen Beinen zu einem versöhnlichen Ende.
Faißt reist ohne Medaille ab
Manuel Faißt fährt ohne Medaille im Gepäck nach Hause. Der 30-Jährige, der nicht für die Staffel nominiert worden war, patzte auf der Schanze und hatte nach 120 Metern und fast drei Minuten Rückstand schon zur Halbzeit keine Chance mehr auf einen guten Abschluss der WM - Faißt wurde am Ende 20.
Frenzel verzichtet auf letzte WM-Entscheidung
Der wahre Sieger des letzten Wettkampfes in Planica heißt aber Eric Frenzel. Der Rekordchampion verzichtete am Freitag (03.03.2023) auf die interne Ausscheidung für die letzte WM-Entscheidung. "Mit dem Medaillengewinn in der Staffel habe ich mein Ziel erreicht. Ich weiß, dass ich auf der Großschanze momentan nicht in der Lage bin, ganz oben reinzulaufen. Und das ist das, was zählt bei diesen Weltmeisterschaften", sagte der 34-Jährige, der mit seinem Verzicht auch den Druck von den anderen Jungs nehmen wollte: "Die Jungs sollten entspannt in das Training gehen, um mit einem guten Gefühl und stark in den Wettkampf reingehen zu können." Frenzel - ein Ausnahmeathlet auch abseits der Schanze und Loipe.