Bob-WM in Winterberg "König Franz" der Achte – Nächster Zweier-Titel für Friedrich
Die Rückkehr des Königs ist perfekt: Francesco Friedrich hat sich für die Niederlage im Zweierbob im Vorjahr in St. Moritz revanchiert und bei den Weltmeisterschaften in Winterberg seinen achten Titel im kleinen Schlitten gewonnen. Adam Ammour und Johannes Lochner komplettierten das rein deutsche Podest. Es war eine Machtdemonstration der deutschen Schlitten. Der viertplatzierte Brad Hall aus Großbritannien lag bereits 1,2 Sekunden hinter dem Podest.
Francesco Friedrich ist wieder da, wo er sich selbst immer sieht: ganz oben auf dem Podest. Der erfolgreichste Bobfahrer der Geschichte konnte in dieser Saison zwar noch kein Zweierbob-Rennen gewinnen, zum Saisonhöhepunkt aber war er gemeinsam mit seinem Anschieber Alexander Schüller zur Stelle und ließ der Konkurrenz keine Chance. Für "König Franz" war es die insgesamt 15. Goldmedaille bei Weltmeisterschaften, damit baute er seinen unglaublichen Rekord weiter aus.
Nach zuvor drei Bahnrekorden fuhr der Sachse im Finale einen Sicherheitslauf, hatte aber im Ziel auf die Ammour-Brüder Adam und Issam trotzdem noch komfortable 0,34 Sekunden Vorsprung. Weitere 13 Hundertstelsekunden dahinter folgte Titelverteidiger Lochner mit seinem Anschieber Georg Fleischhauer.
Friedrich mit Akribie und Ehrgeiz zum nächsten Titel
"Die ganze Saison bis hierher war schwierig. Es immer durchzuziehen und weiterzumachen war schon ganz schön hart. Ich bin wahnsinnig stolz. Es wird nicht einfacher, die Konkurrenz schläft nicht. Wenn man nicht dran bleibt und nicht akribisch und ehrgeizig ist, reicht es einfach nicht", sagte der sichtlich erleichterte Weltmeister im Beisein seiner Söhne.
Auch weil der letzte Erfolg im Zweierbob fast anderthalb Jahre zurückliegt, sei man etwas überrascht über den Sieg, verriet Anschieber Schüller: "Ich hätte das nicht gedacht. Wir haben alles auf diesen Punkt gelegt, aber dass es dann so wird, damit haben wir nicht gerechnet." Er sei "einfach nur froh" genau "zum richtigen Zeitpunkt" zurück zu sein.
Ammour lässt auf "Großes" in der Zukunft hoffen
Auch Adam Ammour hatte anschließend ein breites Grinsen im Gesicht. "Es ist super cool, ich kann das gerade noch gar nicht in Worte fassen", bejubelte er seinen Silbercoup. Wegen des Drucks von Lochner habe er im entscheidenden Durchgang noch einmal alles geben müssen und schließlich "einen Super-Lauf" gezeigt. Sein knapp zwölf Jahre älterer Bruder Issam blickte derweil schon voraus: "Einfach nur geil. Das lässt auf Großes hoffen in der Zukunft. Das hat er gut gemacht", lobte er seinen Bruder.
Lochner will im Vierer angreifen
Lochner, der in der Vorwoche in Altenberg einen schweren Sturz hatte und so mit schlechten Voraussetzungen in die WM gestartet war, wurde letztlich ein schwacher erster Tag zum Verhängnis. "Wir sind unter unseren Erwartungen und unter unserem Können geblieben. Wir haben schon mehr drauf", erklärte er anschließend. Er gehe nun mit "viel Zuversicht" in die Viererbob-Wettkämpfe in der kommenden Woche. Angesichts der Diagnose nach seinem Sturz sei er über die Bronzemedaille "heilfroh".
Friedrich mit der Vorentscheidung im dritten Lauf
Mit der ersten Fahrt am Sonntag legte Friedrich den Grundstein für seinen nächsten WM-Titel. Mit 54,39 Sekunden und dem dritten Bahnrekord im dritten Lauf konnte er seinen Vorsprung auf die zweitplatzierten Ammour-Brüder auf 0,45 Sekunden verdoppeln. Auch Lochner, der starke 54,45 Sekunden in den Eiskanal brannte, verlor weitere Hundertstel. Der erste nicht leuchtend gelbe Bob folgte mit Hall auf dem vierten Rang. Der Brite hatte vor dem entscheidenden Lauf aber bereits 0,84 Sekunden Rückstand auf die Medaillenränge.
Tag eins: Deutsche Bobs legen den Grundstein
Bereits am Samstag hatten die drei deutschen Schlitten ihre Ambitionen untermauert. Friedrich fuhr sich mit seinen beiden Bahnrekorden (54,67 und 54,54 Sekunden) ein kleines Polster heraus. "Wir haben es geschafft, auf den Punkt fit zu sein, aber es ist noch nichts entschieden", lautete sein Halbzeitfazit. Ammour folgte zur Halbzeit mit 0,22 Sekunden Rückstand und freute sich über "super Fahrten". Lediglich "am Start können wir vielleicht noch was rausholen und ein bisschen mehr Schwung nehmen".
Lochner als Dritter hatte jeweils bei den Starts Probleme und konnte nicht wie erhofft mit Friedrich mithalten. Über eine halbe Sekunde fehlten ihm auf den Spitzenreiter. Damit waren seine Chancen auf eine erfolgreiche Titelverteidigung bereits deutlich geschrumpft. Entsprechend unzufrieden war Lochner anschließend: "Es hat heute nicht gepasst, das müssen wir auf jeden Fall noch mal analysieren. Es sind uns zu viele Fehler passiert, dann hatten wir einen langsamen Start - so funktioniert es halt nicht."