Francesco Friedrich (GER)

Bob-WM in Lake Placid Friedrichs fehlender X-Faktor ist Lochners große Chance

Stand: 05.03.2025 12:51 Uhr

Bei der Bob-WM in Lake Placid läuft erneut alles auf einen Zweikampf zwischen Francesco Friedrich und Johannes Lochner heraus. Friedrich fehlt allerdings weiter sein Top-Anschieber.

Die deutsche Dominanz im Eiskanal ist nach wie vor erdrückend. Francesco Friedrich und Johannes Lochner haben die Konkurrenz sowohl im Zweier- als auch im Viererbob nahezu ausnahmslos im Griff. Im kleinen Schlitten machten die beiden Ausnahmepiloten in diesem Winter alle Weltcupsiege unter sich aus, einzig im Viererbob konnte der Brite Brad Hall den Deutschen Kufencracks zweimal die Show stehlen.

Dennoch werden ab Samstag (07.03.2025) wieder alle Augen auf Friedrich und Lochner gerichtet sein, wenn auf der selektiven und äußert anspruchsvollen Bahn am Mount van Hoevenberg in Lake Placid die WM-Titel ausgefahren werden. Im vergangenen Winter untermauerte Friedrich bei den Wettkämpfen in Winterberg seine Ausnahmestellung und heimste sowohl im Zweier- als auch im Viererbob Gold ein.

Friedrichs Speed-Faktor Wulff fehlt

Auch dieses Mal ist der Rekordweltmeister aus Sachsen (16 Titel) nach dem Sieg im Gesamtweltcup Topfavorit. Dennoch bleibt ein Fragezeichen. Schließlich muss Friedrich auch in Lake Placid weiter auf sein Ass im Ärmel verzichten, das ihn zu Saisonbeginn noch zum Erfolg geschoben hatte.

Denn mit dem vorläufig freigestellten Topsprinter Simon Wulff, dem im Januar bei einer Dopingkontrolle ein im Training erlaubtes, aber in Wettkämpfen verbotenes Stimulanzmittel (Methylhexanamin) nachgewiesen worden ist, fehlt der Speed-Faktor auf den ersten 50 Metern.

Sein erstes Weltcup-Rennen in Altenberg gewann der Quereinsteiger gleich mit Startrekord. Der mit 10,06 Sekunden im vergangenen August gestoppte 100-Meter-Sprinter gilt für Friedrich als Gold-Garant für die Olympischen Winterspiele 2026 in Cortina d'Ampezzo. 

Lochner "super" drauf

Zwar bewies Friedrich auch ohne Wulff, dass er dank seiner Klasse an den Lenkseilen, gepaart mit einem nahezu perfekten Gefühl für die Eiskanäle dieser Welt, nur schwer zu schlagen ist. Der fehlende Speed-Faktor dürfte in Lake Placid aber die große Chance für Lochner sein, nach zwei Jahren wieder vor seinem Dauerrivalen ganz oben auf dem WM-Podest zu stehen. Kampfansagen vermied der 34-Jährige aus Berchtesgaden zwar, das Grundgefühl sei aber "super".

Bei Friedrich klang es im Vorfeld ähnlich. "Wir sind alle fit und alle gut drauf und gut zurechtgekommen. Die Bahn ist, denke ich, noch nicht hundertprozentig in dem Zustand, wie sie sein sollte. Es muss vielleicht hier und da noch ein bisschen mehr Eis rein", erklärte der zweimalige Doppel-Olympiasieger, der seit 2013 nur einmal bei einer WM in seiner Paradedisziplin Zweierbob verlor: 2023 in St. Moritz gegen Lochner. 

Nuancen entscheiden

Auch den bisher letzten Wettkampf in Lake Placid vor einem Jahr im Weltcup gewann Friedrich vor seinem Dauerrivalen, der immerhin bei der WM-Generalprobe zuletzt in Lillehammer mit Anschieber Georg Fleischhauer siegte. Bundestrainer René Spies ist sich sicher, dass mit Blick auf die schwierige Bahn auch dieses Mal Nuancen entscheiden werden: "Hier ist das Fahrerische entscheidend. Du kannst praktisch in einem Lauf alles wegschmeißen."

Der Olympia-Eiskanal von 1932 und 1980 im US-Bundesstaat New York fordert die Piloten mit 20 Kurven und ist die wohl komplexeste Bahn im gesamten Weltcup. Spitzengeschwindigkeiten von mehr als 120 km/h sind möglich.

Bei den Titelkämpfen 2009 und 2012 blieb das deutsche Team in Lake Placid im Zweier- und Viererbob ohne Sieg. Am Wochenende soll die Durststecke zunächst im kleinen Schlitten ein Ende finden. Alle Augen, soviel scheint sicher, werden auch dann wieder auf Francesco Friedrich und Johannes Lochner gerichtet sein.