Simon Wulff

Bob | Weltcup Bob-Anschieber Wulff positiv auf Stimulanzmittel getestet

Stand: 10.01.2025 14:25 Uhr

Der Anschieber von Bob-Olympiasieger Francesco Friedrich, Simon Wulff, ist nach einer auffälligen Doping-Probe vorerst zum Zuschauen verurteilt. Der deutsche Verband stellte den Ex-Leichtathleten vom Sportbetrieb frei. Die nachgewiesene Stimulanz kommt in Nahrungsergänzungsmitteln vor und ist im Training erlaubt.

Beim deutschen Bob-Anschieber Simon Wulff ist ein in Wettkämpfen verbotenes Stimulanzmittel nachgewiesen worden. Wie die internationale Testagentur ITA bekanntgab, soll es sich um die Substanz Methylhexanamin handeln. Sie ist in sogenannten Schlankmachern und Nahrungsergänzungsmitteln enthalten und zählt mittlerweile zu den am häufigsten gefundenen Stimulanzien in Dopingproben.

Gemäß dem Welt-Anti-Doping-Code und den Anti-Doping-Regeln des Bobweltverbandes IBSF wurde keine vorläufige Sperre gegen den Athleten verhängt, der während des laufenden Verfahrens weiterhin an Wettkämpfen teilnehmen darf. Der deutsche Verband BSD stellte den Anschieber von Bob-Olympiasieger Francesco Friedrich dennoch vorsorglich frei, um mögliche Sanktionen gegen das Team im Nachhinein auszuschließen. Friedrich wird deshalb den Zweierbob-Weltcup in St. Moritz an diesem Wochenende mit Alexander Schüller bestreiten.

"Im Training erlaubt, im Wettkampf verboten"

"Die Probe wies eine Substanz auf, die im Training erlaubt, jedoch im Wettkampf verboten ist", schrieb der Verband in einer Mitteilung. Deshalb sei Wulff "vorsorglich vom Sportbetrieb freigestellt, bis der Sachverhalt vollständig geklärt ist". Der auffällige Test stammt vom 7. Dezember in Altenberg, sagte der Vorstandsvorsitzende und Generalsekretär des Bob- und Schlittensportverbandes für Deutschland (BSD), Thomas Schwab.

Bundestrainer René Spies wollte sich auf Nachfrage von SPORT IM OSTEN am Freitagvormittag (10. Januar) nicht zum Fall äußern und verwies auf die Pressemitteilung des Verbandes.

Wulff wird Öffnung der B-Probe beantragen

Nach Aussage von Schwab wird der 24 Jahre alte frühere Leichtathlet die Öffnung der B-Probe beantragen, zudem bekommt er anwaltlichen Beistand. "Wir unterstützen den Sportler und das Team mit allen Mitteln, solange es kein Urteil gibt. Bis dahin gilt die Unschuldsvermutung", betonte Schwab.

Die bei Wulff nachgewiesene Substanz ist im Training erlaubt, im Wettkampf aber verboten. Stimulanzien wie Methylhexanamin tragen zur kurzfristigen Steigerung der körperlichen oder psychischen Leistungsfähigkeit bei, sie können in Nahrungsergänzungsmitteln aber auch Tee vorkommen.

Simon Wulff und Francesco Friedrich

Simon Wulff (li.) und Francesco Friedrich nach dem Sieg beim Weltcup in Altenberg Anfang Dezember 2024

Die Nationale Anti-Doping-Agentur (Nada) warnt bereits seit 2010 auf ihrer Webseite vor der Substanz. Bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi war die Biathletin Evi Sachenbacher-Stehle positiv auf das Mittel getestet und für zwei Jahre gesperrt worden, der Internationale Sportgerichtshof Cas verkürzte die Sperre später auf sechs Monate. Sachenbacher-Stehle hatte den positiven Test mit der Einnahme eines verunreinigten Teepulvers erklärt.

Nada: Bis zu vier Jahre Sperre möglich

Das Ergebnismanagement liegt in diesem Fall bei der internationalen Agentur ITA, nicht bei der deutschen Anti-Doping-Agentur Nada. Eva Bunthoff, Vorstandsmitglied und Leiterin des Ressorts Doping-Kontroll-System der Nada, sagte der Deutschen Presse-Agentur, ein Strafmaß könne erst nach einem Verfahren festgelegt werden. "In so einem Fall ist alles möglich, von einem Freispruch bis zu vier Jahren Sperre", sagte Bunthoff. 

"Wenn die Analyse der B-Probe angefordert wird und das Ergebnis der A-Probe bestätigt, wird der Fall als bestätigter Verstoß gegen die Anti-Doping-Bestimmungen betrachtet. Wird die Analyse der B-Probe nicht angefordert, wird der Fall ebenfalls als bestätigter Verstoß gegen die Anti-Doping-Bestimmungen gewertet. Der Athlet erhält die Möglichkeit, seine Erklärungen für das Ergebnis vorzulegen", erläuterte die ITA.

Vermutlich längere Pause für Wulff

Feststehen dürfte bereits, dass der Winterberg-Weltcup vorerst der letzte Wettkampf für Wulff war. Bis der Fall letztlich geklärt und über mögliche Konsequenzen entschieden ist, dürften selbst bei einem Freispruch für Wulff mehrere Wochen ins Land gehen. Zuletzt in Winterberg war Friedrich bereits im Zweier mit seinem langjährigen Anschieber Alexander Schüller unterwegs und siegte hier auch.

Wulff neu im Team von Friedrich

Ex-Sprinter Wulff, der die 100 Meter im vorigen August in Dresden in 10,06 Sekunden gelaufen war, hatte sich erst vor der laufenden Saison dem Team des viermaligen Olympiasiegers Friedrich angeschlossen. Der Dresdner hatte sich die Olympia-Teilnahme 2026 zum Ziel gesetzt.

Bob: Simon Wulff - neuer Turbo für Francesco Friedrich

In dieser Saison feierte Wulff Weltcup-Siege im Zweierbob in Altenberg und Sigulda (Lettland) sowie einen zweiten Platz im Viererbob in Winterberg am vergangenen Wochenende. Er sollte an diesem Wochenende in St. Moritz mit Friedrich im Zweierbob antreten. Was bei einer Verurteilung mit den Ergebnissen von Friedrich passiert, ist noch unklar. Bislang hat die ITA Wulff nicht offiziell suspendiert.

SpiO/sid/dpa