
Biathlon-WM in Lenzerheide Deutsche Biathleten heute im Einzel nur Außenseiter
Das formschwache deutsche Biathlon-Team muss bei der WM im Einzel nun auch ohne den angeschlagenen Philipp Nawrath auskommen. Los geht das Rennen um 15 Uhr.
Heute steht für die Biathleten das Einzel über 20 Kilometer an (ab 15 Uhr im Livestream und Ticker). Die WM-Generalprobe in der vergangenen Saison in Lenzerheide war noch vollends geglückt: Benedikt Doll hatte die norwegischen Dominatoren geärgert und war zum Sieg gestürmt, Philipp Nawrath war Dritter geworden, knapp hinter ihm Philipp Horn auf Rang vier.
Dieses Jahr bietet sich ein völlig anderes Bild: Von den dreien ist einer übrig. Horn kann am Mittwoch um eine Medaille mitkämpfen, während sich Doll in die Biathleten-Rente verabschiedet hat und der einzige deutsche Hoffnungsträger, Philipp Nawrath, nicht an den Start gehen wird.
David Zobel rückt nach
Der DSV teilte am Montag mit, dass Nawrath angeschlagen sei "und noch nicht wieder bei seinen 100 Prozent", wie Sportdirektor Felix Bitterling sagte. Dass Nawrath nicht auf der Höhe ist, zeigte auch seine Leistung beim Verfolgungsrennen: Am Sonntag hatte er mit sieben Strafrunden nur Platz 44 belegt.
Nawraths Platz wird David Zobel einnehmen, der extra in die Schweiz anreist und am Dienstag am offiziellen Training teilnehmen soll. Der 28-Jährige hatte sich durch seine Leistungen im Weltcup eigentlich nicht für die WM qualifiziert.
Schießprobleme aufgrund mentaler Probleme?
Neben Zobel werden am Mittwoch Philipp Horn, Danilo Riethmüller und Johannes Kühn die vier DSV-Startplätze besetzen. Justus Strelow wird mit Blick auf die größere Medaillenchance im Single Mixed am Donnerstag geschont.
Doch auch die Athleten, die dabei sein werden, zählen nicht gerade zum Favoritenkreis in der Biathlon-Arena Lenzerheide. Vor allem das Schießen bereitet den deutschen Männern in dieser Saison große Schwierigkeiten. Trainer Jens Filbrich begründete die mauen Leistungen am Schießstand mit einem "Problem zwischen den Ohren", also mit mentalen Schwierigkeiten.
"Die Trainingsleistungen sind in der Regel gut und da wird getroffen", sagte Filbrich im Vorfeld der WM: "Aber wenn das Rennen kommt", dann würden die Nerven den Athleten einen Strich durch die Rechnung machen.
Erst zwei Podestplatzierungen im Einzel
In den Einzelrennen schafften es vor der WM nur Philipp Nawrath und Danilo Riethmüller einmal auf das Podest, der Triumph ganz oben auf dem Treppchen blieb in der laufenden Saison nach dem Rücktritt von Benedikt Doll noch aus.
Die Debakel bei den Heim-Weltcups in Ruhpolding und Oberhof setzten sich zu Beginn der WM fort: Bei der Verfolgung wurde Philipp Horn als 17. bester Deutscher. Justus Strelow wurde nach drei Fehlern 31., Danilo Riethmüller leistete sich gar acht Fehler und beendete das Rennen auf Platz 50.
"Von vorne bis hinten beschissen", fand Riethmüller sein Verfolgungsrennen. Zwar baue man sich nach solchen Rückschlägen gegenseitig wieder auf. "Aber am Ende sind es trotzdem meine eigenen Fehler und meine eigene Dummheit", sagte Riethmüller: "Sie können gut zureden, aber die Vorwürfe macht man sich dann trotzdem."
Ruhe durch Preuß-Erfolg
"Das ist indiskutabel, das wissen die Jungs selbst", sagte Sportdirektor Felix Bitterling. Nun droht für die Männer ein noch schlechteres WM-Abschneiden als im Vorjahr. In Nove Mesto hatte nur Doll Bronze im Einzel geholt, die Staffel war als Vierter leer ausgegangen. Das bislang letzte deutsche Gold gewann Arnd Peiffer 2019.
"Wir haben vielleicht nicht den Superstar momentan, der in den Einzelrennen alles abräumt, aber wir sind eine sehr homogene Mannschaft", sagte Horn, der auf die Staffel am Samstag setzt: "Wenn wir alle unsere Leistung rüberbringen, haben wir die Chance, da vorn reinzulaufen."
Tag der Außenseiter?
Favoriten sind aber sicher andere Athleten. Dazu zählen vor allem die Norweger Johannes Thingnes Bö (Titelverteidiger), Tarjei Bö und Sturla Holm Laegreid. Aber auch der Franzose Eric Perrot könnte ein Wörtchen um die Medaillen mitsprechen.
Beim Einzel kommt es besonders auf gutes Schießen an, danne Fehler können wegen der Strafminuten nur sehr schwer kompensiert werden, Erfolge von Außenseitern sind deshalb in dieser Disziplin noch am ehesten möglich.