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Einzel bei der Biathlon-WM Gold für Perrot - deutsche Biathleten verbessert
Der Franzose Eric Perrot hat die Festspiele von Johannes Thingnes Bö bei der Biathlon-WM in Lenzerheide vorerst beendet und sich im Einzel zum neuen Weltmeister gekrönt. Die deutschen Biathleten konnten im Kampf um die Medaillen zwar erneut nicht eingreifen, Philipp Horn schaffte es aber in die Top 10.
Nach dem Sieg in der Mixed-Staffel war es für Perrot bereits die zweite Goldmedaille in Lenzerheide. Der Franzose setzte sich im Einzel über 20 Kilometer am Mittwoch (19.02.2025) nach 19 von 20 möglichen Treffern vor Tommaso Giacomel (Italien) und Landsmann Quentin Fillon Maillet durch und feierte den größten Erfolg seiner Karriere.
Perrot: "Das ist unglaublich"
"Diesen Tag werde ich nie vergessen. Das ist unglaublich", meinte Perrot im Sportschau-Interview. "Ich wusste, dass ich alles habe, um ein gutes Rennen zu machen. Es hat sich nicht einfach angefühlt, aber ich war sehr fokussiert und habe es genossen."
Giacomel leistete sich ebenfalls einen Fehler, war auf der Strecke am Ende aber 52,4 Sekunden langsamer unterwegs. Fillon Maillet schoss gar drei Strafminuten, konnte nach einer starken Schlussrunde aber wie schon im Sprint Bronze feiern (+ 1:59,5 Minuten). Der frischgebackene Rekordweltmeister Johannes Thingnes Bö (Norwegen) verpasste seine 23. WM-Goldmedaille nach fünf Fehlern dagegen deutlich.
Horn bester Deutscher
Die deutschen Biathleten waren nur mit Außenseiterchancen ins Rennen gegangen. Erst recht, nachdem Philipp Nawrath gesundheitlich angeschlagen passen musste. Für eine Überraschung konnten aber auch Philipp Horn (2 Fehler), Johannes Kühn (2), Danilo Riethmüller (3) und Nachrücker David Zobel (2) nicht sorgen.
Dennoch zeigte sich das Quartett nach zuletzt enttäuschenden Leistungen vor allem am Schießstand verbessert. Horn wurde am Ende bester Deutscher und schaffte es als Siebter (+ 2:56,0) noch in die Top 10. Auch Kühn konnte als Zwölfter überzeugen. Riethmüller wurde 22., Zobel landete auf Rang 28. Es sei "ein kleiner Schritt in die richtige Richtung gewesen", bilanzierte Sportdirektor Felix Bitterling.
Horn hatte schon im Verfolger ein gutes Rennen gezeigt, als er von Platz 44 auf 17 gestürmt war - nun setzte sich der Aufwärtstrend fort. "Natürlich träumt man von den Medaillen. Das ist das, was bei der WM zählt", sagte der 30-jährige Thüringer: "Mit zwei Fehlern hat man in der Regel nichts mit den Medaillen zu tun. Nichtsdestotrotz bin ich nicht unzufrieden."
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Horn und Kühn mit Licht und Schatten
Horn war bei der WM-Generalprobe im vergangenen Jahr noch auf einen starken vierten Platz in Lenzerheide gelaufen. Dieses Mal kassierte er direkt im ersten Liegendanschlag eine Strafminute, konnte sich in den beiden folgenden Schießeinlagen aber steigern. Ein weiterer Fehlschuss im finalen Stehendanschlag kostete aber noch ein paar Plätze.
Bei Kühn sah es ähnlich aus. Der 33-Jährige ging seinen ersten WM-Einsatz mit Wut im Bauch an, nachdem er im Sprint und Verfolger nur Zuschauer war. Am Schießstand konnte er seine Stärken vor allem im Liegen ausspielen, leistete sich im Stehen aber jeweils einen Fehler und musste auch auf der Strecke einige Konkurrenten ziehen lassen.
Riethmüller mit frühen Fehlern - Zobel startet furios
Riethmüller hatte schon auf der ersten Runde leichte Probleme und schoss sich mit zwei Fehlern früh aus dem Rennen um die Top-Plätze. Der 25-Jährige, der es in dieser Saison in Le Grand-Bornand aufs Podest geschafft hatte, präsentierte sich im Anschluss am Schießstand zwar deutlich stabiler, die Hypothek aus dem ersten Schießen war aber dennoch zu groß.
Nachrücker Zobel hatte "absolut gar nichts zu verlieren" und schaffte mit zwei fehlerfreien Serien einen perfekten Start ins Rennen. Mit erstaunlicher Unbekümmertheit gelang ihm das auch beim dritten Schießen, wodurch er plötzlich an einer Überraschung schnupperte. Auf der Strecke verlor er aber viel Zeit und konnte seine starke Leistung mit zwei Fehlern beim letzten Schließen nicht veredeln.
Bö patzt früh fatal
Auch die Topfavoriten hatten ihre Probleme. Allen voran Johannes Thingnes Bö. Der nach Gold in Sprint und Verfolgung neue Rekordweltmeister patzte direkt beim ersten Schießen dreimal und machte die Tür für die Konkurrenz früh im Rennen weit auf. Perrot nutzte die Chance und legte mit einer starken Leistung in der Loipe die Grundlage für seinen Sieg. Bis zum letzten Schießen hatte auch Giacomel alle Trümpfe in der Hand, musste seine Titelträume nach einem Fehler aber begraben.
Den deutschen Biathleten bieten sich bis zum Ende der Titelkämpfe in Lenzerheide noch drei Chancen auf Edelmetall. Die Hoffnungen ruhen zum einen auf Justus Strelow, der für das Einzel geschont wurde und am Donnerstag in der Single-Mixed-Staffel wieder angreifen wird. Auch in der Staffel am Samstag ist den DSV-Athleten ein Podestplatz zuzutrauen, ehe die WM am Sonntag mit der Entscheidung im Massenstart zu Ende geht.