Interview mit Magdalena Neuner Vor der Heim-WM - "Ich traue uns viele Medaillen zu"
Am Rande des Heimweltcups in Ruhpolding sprach die Rekord-Weltmeisterin Magdalena Neuner im Sportschau-Interview über die Heim-WM und die Zukunft des Biathlons.
Sportschau: Magdalena Neuner, wir stehen hier im Stadion von Ruhpolding. Wir sehen ein weißes Band, aber viel Schnee drumherum ist nicht. Wie schätzen Sie die Diskussion um Schneeknappheit und auch um die Bedingungen hier ein?
Magdalena Neuner: Bei den deutschen Weltcups gibt es das immer häufiger, dass wir eben nur dieses weiße Schneeband haben. Und ich glaube, dass auch das Schneedepot bis zum letzten Krümel aufgebraucht wurde. Es ist ja schon mal gut, dass sie den Schnee sozusagen konservieren und dann auslegen. Was sicher nachhaltiger ist, als den Schnee mit Lastwagen von überall herzuholen. Aber es ist sicher auch fragwürdig und schwierig. Ich als Biathlon-Fan und ehemalige Biathletin bin unheimlich froh, dass dieser Weltcup überhaupt stattfinden kann. Ich glaube, auch unter sehr guten Bedingungen.
Sportschau: Wie blicken Sie in die Zukunft? Wie wird der Weltcup in drei bis fünf Jahren aussehen?
Neuner: Ich bin keine Wissenschaftlerin, aber ich befürchte schon, dass wir das immer häufiger sehen. Und dass es wahrscheinlich Biathlon-Alltag wird, dass man weiße Schneebänder hat und drumherum nichts. Es wurde ja auch schon darüber diskutiert, so etwas mit Rollern zu machen oder gar nicht mehr auf Schnee. Aber für mich ist Biathlon einfach Wintersport - Wintersport auf Schnee. Und ich hoffe, dass wir das noch lange haben. Sicher werden wir auch wieder Winter haben, in denen es richtig Naturschnee hat. Aber die Entwicklung ist natürlich eher dahingehend, dass die Winter immer weniger schneereich werden.
Sportschau: Glauben Sie, dass sich die Biathlon-Orte verändern, also dass man sagt, wenn in Ruhpolding keine Schneesicherheit herrscht, wird der Weltcup aus dem Programm genommen?
Neuner: Ich glaube, man muss eher darüber nachdenken, wie man die Zeitpunkte ändert. Bisher war das die ganzen letzten Jahre immer ziemlich festgelegt, wo die Weltcups zu welchem Zeitpunkt sind. Ruhpolding war immer Anfang Januar, genauso wie Oberhof oder Antholz. Vielleicht muss man wirklich bis Mitte Januar in Skandinavien bleiben. Oder in den Orten bleiben, wo die Schneesicherheit gewährleistet ist, wo man auch auf Naturschnee laufen kann. Erfahrungsgemäß ist es ja in Deutschland so, dass irgendwann ab Mitte Januar der Schnee kommt. Man sollte also eher überlegen, ob man die Zeitpunkte der Weltcups ändert. Aber wir sind halt auch alle keine Hellseher.
Sportschau: Können Sie sich vorstellen, dass Rennen auf Skirollern eine Alternative werden?
Neuner: Für mich persönlich wäre es keine Alternative gewesen. Für uns war das ein Trainingsinhalt und natürlich im Sommer auch immer wieder Trainingsmittel. Wir haben auch Sommer-Weltmeisterschaften auf Rollern gemacht, aber es ist einfach nicht mein Ding. Es gibt Sportler, die mögen das, aber es ist für mich nicht Biathlon im klassischen Sinn, weil einfach der Ski dazugehört, der Schnee dazugehört. Also es ist eher eine andere Sportart, aber keine Alternative zum Winter-Biathlon
Sportschau: Lassen Sie uns mal auf das Sportliche gucken. Wir sind hier in Ruhpolding, dann kommt noch Antholz und dann schon die Heim-WM in Oberhof. Wie ist denn so Ihr Blick auf die deutschen Athletinnen und Athleten?
Neuner: Ich bin eigentlich seit Anfang der Saison eher positiv gestimmt, weil ich finde, gerade die Damen haben sich echt gut präsentiert - auch die Jüngeren, die jetzt neu im Weltcup sind. Wichtig ist, dass alle gesund sind. Zum Beispiel Franziska Preuß, die jetzt wieder ausgefallen ist, ist immer ein heißes Eisen - auch für eine Weltmeisterschaft. Sie muss aber halt gesund sein. Ich hoffe einfach, dass alle jetzt gut über diese Phase im Januar mit diesen drei Weltcups kommen. Und dann noch mal eine gute Vorbereitung haben, um diese Heim-WM zu machen, die natürlich auf der einen Seite sehr beflügelnd ist für einen deutschen Biathleten, auf der anderen Seite aber auch eine kleine Last sein kann.
Sportschau: Heim-WM in Oberhof - wie besonders ist es für Sportlerinnen und Sportler, zu Hause so ein großes Event zu haben?
Neuner: Ich durfte 2012 erleben, wie sich eine Heim-WM anfühlt - hier in diesem Stadion in Ruhpolding. Das war einfach großartig. Für mich war es auch noch die Abschiedstournee. Es wird in Oberhof auch ein absoluter Nervenkitzel und Gänsehaut-Moment sein - mit dieser Riesenfankurve, wo du als deutscher Athlet wahnsinnig lang an den deutschen Fans vorbeiläufst. Das muss man einfach echt genießen als Sportler. Es ist weniger als Last zu sehen, sondern wirklich als Riesenglück, da dabei sein zu dürfen.
Sportschau: Was trauen Sie dem deutschen Team zu?
Neuner: Ich traue uns viele Medaillen zu, gerade in den Staffel-Wettbewerben. Ich glaube, als Team sind wir schon sehr gut. So jemand wie Denise Herrmann-Wick, Franzi Preuß oder Anna Weidel, Benedikt Doll und so weiter, die müssen einfach gesund sein. Dann werden wir da auch Medaillen sehen, da bin ich ganz sicher.