Biathlon in Hochfilzen Deutsche Frauen-Staffel überzeugt trotz Notbesetzung
Die deutsche Biathlon-Staffel der Frauen hat sich beim Weltcup in Hochfilzen trotz akuter Personalnot achtbar geschlagen. Der Sieg ging erneut an Norwegen.
Platz fünf in einem Staffel-Rennen ist eigentlich nicht der Anspruch der deutschen Biathletinnen. Am Sonntag (10.12.2023) in Hochfilzen war das Ergebnis aber allemal respektabel.
In der Notbesetzung Selina Grotian, Janina Hettich-Walz, Marion Wiesensarter und Vanessa Voigt trotzten die deutschen Skijägerinnen über die 4x6 Kilometer den zahlreichen Ausfällen im Team. Vor allem Wiesensarter überzeugte bei ihrem Weltcup-Debüt in diesem Winter mit einem tollen Rennen.
Norwegen erneut nicht zu schlagen
Wie schon bei den Männern triumphierte auch bei den Frauen Norwegen. Juni Arnekleiv, Marit Ishol Skogan, Karoline Offigstad Knotten und Ingrid Landmark Tandrevold leisteten sich nur sechs Nachlader und kamen mit 31,6 Sekunden Vorsprung vor Schweden (10 Nachlader) und Frankreich (8/+1:01,5 Minute) ins Ziel.
Deutschland musste insgesamt siebenmal nachladen und hatte am Ende einen Rückstand von 1:22,9 Minuten auf die Spitze. "Ich bin unheimlich stolz auf die Mädels", sagte Schlussläuferin Voigt im Sportschau-Interview. "Wir haben heute einen super Job und das Beste draus gemacht."
Krankheitswelle dezimiert DSV-Team
Schon vor dem Start war klar, dass es ein schwieriges Unterfangen für die deutschen Biathletinnen wird. Sophia Schneider fiel kurzfristig mit Infektsymptomen aus. Zuvor waren bereits Franziska Preuß und Hanna Kebinger aufgrund einer Coronainfektion aus Österreich abgereist. Da auch Anna Weidel aus gesundheitlichen Gründen nicht einsatzfähig war, wurde Wiesensarter kurzfristig nach Hochfilzen beordert.
Traumdebüt für Wiesensarter
"Ich wurde gestern Abend schon vorgewarnt. Heute morgen hieß es dann: 'Marion, du musst jetzt los'", gab Wiesensarter einen Einblick in ihr Debüt. Weil am Samstag auch noch ihr Auto kaputtgegangen war, mussten sie ihre Eltern aus der bayerischen Heimat rund eine Stunde zu dem unverhofften Einsatz nach Tirol fahren. "Ich habe gar nicht so viel nachdenken können und einfach versucht, das Beste draus zu machen."
Und das tat sie. Obwohl Wiesensarter im Gegensatz zur Konkurrenz nicht mit dem Zustand der Strecke in Hochfilzen vertraut war, lieferte sie ein starkes Rennen ab. Zwar verlor sie in der Loipe einige Sekunden, umso stärker war dann aber ihr Auftritt am Schießstand: Im Liegen gelangen der 28-jährigen Bayerin fünf Volltreffer und auch im Stehendanschlag leistete sich Wiesensarter nur einen Nachlader. So übergab sie auf einem hervorragenden fünften Platz an Schlussläuferin Voigt.
Grotian überzeugt als Startläuferin
Zuvor hatte bereits Startläuferin Grotian überzeugt. Die fünffache Junioren-Weltmeisterin kam am Schießstand sehr gut zurecht, schoss nicht nur zügig, sondern auch fehlerfrei. Auf der Strecke konnte die erst 19-Jährige das hohe Tempo zwar nicht ganz mitgehen, zeigte im Stehendschießen mit nur einem Nachlader aber erneut einen starken Auftritt und übernahm zwischenzeitlich sogar die Führung.
"Es war sehr aufregend, ich hätte mich selbst nicht auf Position eins gesetzt", schmunzelte Grotian nach dem Rennen. "Aber es ist eine Herausforderung gewesen und hat super geklappt. Staffeln sind mein Ding."
Hettich-Walz mit vier Nachladern
Hettich-Walz verlor als zweite Läuferin bis zum ersten Schießen einige Sekunden. Im Liegendanschlag musste sie zudem zweimal nachladen. Als Vierte blieb der Rückstand auf das Podest aber gering. Da die 27-Jährige auch beim zweiten Schießen zwei Extrapatronen benötigte, übergab sie mit einer knappen Minute Rückstand an Wiesensarter.
"Liegend weiß ich nicht, woran es lag. Stehend habe ich ganz schön gewackelt", sagte Hettich-Walz im Anschluss enttäuscht. "Auf der Strecke lief an diesem Wochenende einfach nicht viel."
Voigt verpasst Platz vier
Schlussläuferin Voigt ging mit einem Rückstand von einer guten Minute auf Spitzenreiter Norwegen ins Rennen. Das Podest war nur 30 Sekunden entfernt. Allerdings gaben sich Norwegen, Schweden und Frankreich am Schießstand keine Blöße, dafür holte Voigt die Italienerinnen auf Rang vier ein.
Während Tandrevold für Norwegen souverän den Doppelerfolg nach den Männern perfekt machte, verlor Voigt beim letzten Schießen Platz vier mit einem Nachlader aus den Augen. Auf der Schlussrunde konnte sie den Rückstand auf Italien nicht mehr aufholen. "Ich wollte schnell schießen. Leider ist mir das im Stehen nicht gut gelungen. Beim ersten Schuss zöger ich viel zu lange", haderte Voigt im Anschluss.