Debüt im Biathlon-Weltcup Marlene Fichtner und Simon Kaiser - harte Arbeit zahlt sich aus
Mit Marlene Fichtner und Simon Kaiser dürfen zwei weitere "junge Wilde" im deutschen Biathlon-Team bei den anstehenden Rennen in Hochfilzen erstmals Weltcup-Luft schnuppern. Beide gehen ihre Chance mit der nötigen Portion Demut an. Das Ziel ist aber dennoch klar.
Am Ende ging alles Schlag auf Schlag - und Marlene Fichtner kam kaum noch aus dem Strahlen heraus. Am vergangenen Freitag feierte sie beim IBU-Cup in Geilo (Norwegen) im Sprint ihr erstes Weltcup-Podest. Einen Tag später folgte die Krönung: Sieg in der Verfolgung, gleichbedeutend mit dem ersten deutschen Sieg in diesem Winter in der zweithöchsten internationalen Wettkampfklasse der Biathleten.
"Das Wochenende war natürlich der Wahnsinn", sagte Fichtner am Mittwoch (11.12.2024) im Gespräch mit der Sportschau. Vor allem, da der Erfolg keineswegs abzusehen war. Bei den Rennen in Idre Fjäll (Schweden) war es mit den Plätzen 25, 30 und 13 zuvor "eher mittelmäßig" gelaufen.
Doch in Norwegen kam das Selbstvertrauen zurück. Schon der Podestplatz im Sprint war eine Überraschung, der Sieg in der Verfolgung dann "überwältigend". Und als ein paar Stunden später der Anruf für die Weltcup-Nominierung folgte, wurde "noch einmal alles komplett getoppt".
Fichtner und Kaiser ersetzen Puff und Zobel
Der Deutsche Skiverband (DSV) hält mit Fichtners Nominierung an seiner Verjüngungskur fest. Die 21-Jährige aus Traunstein rückt für die zuletzt angeschlagene Johanna Puff ins Aufgebot. Mit ihr erhält das nächste aufstrebende Talent ihre Chance im Weltcup.
Bei den Männern darf sich Simon Kaiser auf seine Premiere im Weltcup freuen. Auch der 25-Jährige wurde nach Rang drei im Einzel in Geilo für seine Leistungen belohnt und rückt für seinen Oberhofer Trainingskollegen David Zobel ins Team, der zum Saisonstart in Kontiolahti nicht überzeugen konnte.
Wenngleich Fichtner und Kaiser ihre Nominierung mit entsprechenden Leistungen in Hochfilzen zunächst einmal bestätigen müssen, ist der "Aufstieg" die logische Konsequenz der vergangenen Wochen und Monate. Fichtner deutete ihr großes Potenzial bereits mit zwei Goldmedaillen bei den Junioren-Weltmeisterschaften 2023 und 2024 an. Anfang September wurde sie überraschend deutsche Meisterin, vor ihrem großen Vorbild Franziska Preuß.
Fichtner: "Dafür investiert man jedes Jahr harte Arbeit"
Im Anschluss hatte Fichtner angekündigt, "einfach weiter an den Schwerpunkten" zu arbeiten, fleißig zu trainieren und sich "neue, kleine Ziele" zu setzen. Gut drei Monate später kann sie mit ihrem Premieresieg im IBU-Cup und der sich anschließenden Weltcup-Nominierung bereits zwei große abhaken. "Mein Ziel war es schon immer, einmal im Weltcup zu laufen. Dafür investiert man jedes Jahr harte Arbeit", blickte Fichtner zurück.
Vor allem am Schießstand hat sie sich in der Vergangenheit enorm gesteigert. In Geilo schoss sie sowohl im Sprint als auch in der Verfolgung fehlerfrei. Im Liegendanschlag leistet sie sich in dieser Saison sowieso kaum Fehler, liegt bei einer starken Quote von 94 Prozent. Auch im Stehen hat sich Fichtner in den vergangenen Jahren stabilisiert (90 Prozent). In der Loipe gibt es natürlich noch "Steigerungspotenzial", aber an einem guten Tag traut sie sich es durchaus zu, vorne mitzulaufen.
Seite an Seite mit den "großen Vorbildern"
Im Idealfall klappt das schon in Hochfilzen - auch wenn aktuell noch die Aufregung und Anspannung dominiert. "Es ist etwas ganz Besonderes, jetzt mit seinen ganzen Vorbildern am Start zu sein", meinte Fichtner mit Blick auf den Sprint am Freitag (11.30 Uhr im Sportschau-Liveticker). "Ich möchte versuchen, an meine Leistung bestmöglich anzuknüpfen."
Zwar liegt der Fokus zunächst nur auf dem Rennen am Freitag, "aber klar, ich möchte in die Verfolgung", bekräftigt sie: "Das ist mein Anspruch". Dafür müsste sie in die Top 60 kommen. Und dann wäre da ja noch die Staffel zum Abschluss am Sonntag. Wer weiß, vielleicht kann sich Fichtner dann über ihre nächste Nominierung freuen.
Auch Kaiser überzeugt im IBU-Cup
Der mediale Rummel und die teils hochdekorierte Konkurrenz werden für sie aber komplettes Neuland sein. Ebenso wie für Simon Kaiser. Die Aufregung vor dem ersten Weltcup-Start schwingt naturgemäß auch in seiner Stimme mit. "Das ganze Drumherum wird sicher interessant werden. Vor allem der Medienrummel ist groß. Aber in erster Linie freue ich mich natürlich", sagte Kaiser der Sportschau.
Aus heiterem Himmel kam die Nominierung für ihn nicht. Nach seinen bisher guten Leistungen in dieser Saison liegt Kaiser im IBU-Ranking auf Rang fünf. "Dieses Jahr bin ich wirklich gut in die Saison gestartet und aktuell bester Deutscher im IBU-Cup. Jetzt hat es endlich geklappt."
Läuferisch hatte Kaiser bereits in den vergangenen Jahren eine gute Entwicklung durchgemacht und konnte sein Niveau stetig steigern. Nur beim Schießen wollte es nicht immer rundlaufen. "Mein großes Problem in den letzten Jahren war der Schießstand", führte der gebürtige Rheinland-Pfälzer aus. "Ich habe mich schwergetan, meine Leistung aus dem Training auch im Wettkampf abzuliefern. In diesem Jahr konnte ich mich aber auf über 80 Prozent Trefferquote steigern."
Kaiser steigert sich am Schießstand
Entsprechend positiv fielen auch seine Resultate aus. In allen fünf Rennen im IBU-Cup in diesem Winter schaffte er stets den Sprung unter die Top 10. In Geilo unterstrich Kaiser vor allem seine aufsteigende Form am Schießstand, verfehlte im Einzel nur eine Scheibe, im Sprint und in der Verfolgung nur je zwei. Am Freitag wird er sich nun mit klangvollen Namen wie Johannes Thingnes Bö oder Quentin Fillon Maillet messen.
Der Respekt ist groß, der Fokus liegt aber nach wie vor einzig auf der eigenen Entwicklung: weiter lernen, die Atmosphäre im Weltcup aufsaugen und mit einem guten Gefühl aus dem Rennen gehen. "Man sollte sich auf das konzentrieren, was man beeinflussen kann", weiß auch Kaiser. Sprich, eine solide Vorstellung in der Loipe und "90 Prozent Trefferleistung." Ein "Mindestziel" gibt es aber auch für ihn: das Verfolgungsrennen am Samstag.