Australian Open Naomi Osaka - das Mysterium um das japanische Tennis-Ass
Naomi Osaka galt vor gar nicht allzu langer Zeit als dauerhafte Nachfolgerin von Serena Williams an der Spitze der Frauen-Tennis-Welt. Doch auf der WTA-Tour ist sie nicht mehr auffindbar.
Womöglich ist es eine Folge ihrer inneren Zerissenheit? Oder lediglich eine versehentliche Meldung, die bisher noch nicht korrigiert wurde? Dass Naomi Osaka auf der Teilnehmerliste für die Australian Open (16.-29.01.2023) steht, darin bestehen allerdings keine Zweifel. Dass die 25-Jährige in "Down Under", beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres, aber tatsächlich antreten wird, daran dürften sich die Zweifel stündlich vergrößern.
Den Veranstaltern ist es bislang offenbar noch nicht gelungen, Osaka zu kontaktieren, um ihre Teilnahme am Turnier 2023 zu bestätigen. Während die Tennis-Kolleginnen bereits alle in Australien sind, um sich an die klimatischen Verhältnisse zu gewöhnen und an ihrer Form zu feilen, hatte sich Osaka im Vorfeld für keines der beiden WTA-Vorbereitungsturniere angemeldet.
Tennis hat wohl nicht mehr Priorität
Vielmehr scheint sich die Japanerin derzeit in den USA und dort in Los Angeles aufzuhalten, nachdem sie mit ihrem Freund, dem amerikanischen Rapper Cordae, noch Ende Dezember das französische Kunstmuseum Louvre in Paris besuchte. Dort zeigten sich beide vor dem berühmten Gemälde der Mona Lisa auf der Social-Media-Plattform Instagram.
Die einstige Weltranglisten-Erste, die jeweils zweimal die Australian- und die US Open gewinnen konnte, ist mittlerweile auf Position 42 abgerutscht. Der Tennis-Sport, der sie so erfolgreich, berühmt und auch so reich gemacht hat, scheint in ihrer Prioritätenliste weit nach hinten gerückt zu sein.
Angstzustände und Depressionen
Osaka hatte seit ihrem Ausscheiden bei ihrem Heimturnier in Tokio im September 2022 nicht mehr an der WTA-Tour teilgenommen. Sie war in der vergangenen Saison ohnehin lediglich bei elf Turnieren am Start - mit einer Bilanz von 15 Siegen und elf Pleiten. Einen Titel konnte sie dabei nicht gewinnen. Zudem trennte sie sich von ihrem Coach Wim Fisette, bisher hat sie keinen neuen Trainer verpflichtet.
Osakas innere Abkehr von einer Profispielerin dürfte allerdings schon früher begonnen haben. Im Jahr 2021 zog sich Osaka von den French Open nach der ersten Runde zurück, nachdem sie nicht an den Pressekonferenzen des Turniers teilnehmen wollte und konnte. Später gab sie bekannt, dass sie seit mehreren Jahren an einer Angststörung leidet, die häufig in Kombination mit Depressionen auftritt. Seitdem ist ihre (Tennis-)Welt nicht mehr die, die sie einmal war. Ihre Interessen habe sich offenbar verschoben.
Hohe Einnahmen und Kinderbücher
So arbeitete Osaka unterdessen an einem illustrierten Kinderbuch namens "The Way Champs Play", das im Dezember vom Verlag Harper Collins veröffentlicht wurde. Zudem hat Osaka auch als Produzentin an "MINK!" gearbeitet, einem Kurzfilm über Patsy Mink, der ersten "Person of Colour", die in das US-Repräsentantenhaus gewählt wurde - und die erste asiatisch-amerikanische Frau im Kongress.
Finanzielle Sorgen muss sich Osaka trotz der Karriereentwicklung nicht machen. Seit sie 2018 auf die öffentliche Bühne getreten ist, hat sie viele Millionen Dollar verdient. Laut der jährlichen "Forbes"-Rangliste ist sie 2022 zum dritten Mal in Folge die bestverdienende Sportlerin der Welt und kassierte im vergangenen Jahr 51,1 Millionen US-Dollar, vor allem aus Werbeeinnahmen in Japan. Nur 1,1 Millionen Dollar davon stammen vom Tennisplatz.
Die große Frage wird sein, wann sich Osaka endgültig vom Profi-Tennis zurückzieht. Oder: Vielleicht erreicht ein Turnier-Verantwortlicher die einst beste Tennisspielerin der Welt ja doch noch telefonisch?