Roter Sandpatz beim Tennis
FAQ

Start der Sandplatzsaison Asche zu Asche, Sand zu Sand

Stand: 06.04.2025 18:53 Uhr

Von Monte Carlo bis Meppen - es geht wieder los! Die Sandplatzsaison im Tennis startet. Iga Swiatek gefällt das. Und anderthalb Millionen Freizeitspielern in Deutschland auch. Ab jetzt heißt es wieder: Ballwechsel von gefühlt zwanzig Minuten, Topspin bis zum Fangzaun und Abdrücke mit dem Schläger markieren: Klar Aus! Alles zum roten Sand: Sportschau to serve.

Warum eigentlich Sand? Heißt es nicht Aschenplatz?

Beides geht. Auf echter Asche wird eigentlich schon ewig nicht mehr gespielt, das letzte Turnier auf diesem Belag ist locker 50 Jahre her, trotzdem hält sich im deutschen Sprachgebrauch immer noch der umgangssprachliche Begriff "Aschenplatz", vermutlich weil er im Fußball ja immer noch präsent ist. Der rote Tennisplatz ist jedenfalls deutsches Kulturgut, hier gibt es weltweit mit die höchste Dichte an Tennis-Sandplätzen pro Einwohner.

Also wird Tennis auf Sand gespielt?!

Nein, auch nicht wirklich. Der Belag fühlt sich zwar an wie Sand, ist aber tatsächlich aus Ziegel. Ziegelsteine werden fein gemahlen, daraus entsteht das sogenannte Ziegelmehl, das als oberste Schicht auf die Tennisplätze kommt. Der Tennissand ist also Ziegelmehl. "Sandplatz" hat sich als Begriff aber durchgesetzt. Im Englischen heißt es übrigens "Clay Court", also Ton- oder Lehmplatz, bezogen auf das Ausgangsmaterial der Ziegel.

Gerade eben waren noch die beiden Masters-Turniere in Indian Wells und Miami auf Hartplatz, schon geht es im Sandkasten von Monte Carlo weiter. Wie extrem sind die Unterschiede?

Das sind zwei Welten! Hartplatz heißt, die Bälle fliegen nach dem Aufprallen schnell und flach auf dich zu. Auf Sand kommen sie langsamer, aber dafür höher. Die Ballwechsel auf Sand dauern dadurch viel länger. Physik für den Seitenwechsel: Die Geschwindigkeit des Balles wird durch den Sand gebremst, weil der Ball sich beim Aufprall leicht eingräbt. Die horizontale Energie wird dadurch in Rotation und Absprunghöhe umgewandelt.

Deshalb war Rafael Nadal auf Sand so gut ...

Richtig, sein extremes Topspin-Spiel war wie gemacht für den Sandplatz. Nadal gewann insgesamt 14 mal den Titel bei den French Open, dem Höhepunkt der Sandplatzsaison, und 11 mal den Titel beim Masters in Monte Carlo.

Gibt’s noch mehr Rekorde auf Sand?

Und ob. Die Amerikanerin Chris Evert blieb zwischen 1973 und 1979 in insgesamt 125 Spielen auf Sand unbesiegt! Die French Open gewann sie sieben Mal, bis heute Bestmarke. Steffi Graf triumphierte sechs Mal, darunter ein 6:0, 6:0 im Finale 1988 gegen Natalia Zvereva.

Carlos Alcaraz

Carlos Alcaraz mit dem Pokal nach dem Gewinn der French Open 2024.

Wer sind die besten Sandplatzspieler zur Zeit?

Einen echten Dominator gibt es momentan nicht. Am ehesten wird das wohl Carlos Alcaraz, der hat vergangenes Jahr die French Open gewonnen, dazu schon zweimal das Masters in Madrid. Alexander Zverev gilt auch als stark auf Sand, hat vergangenes Jahr das Masters in Rom gewonnen. Stefanos Tsitsipas hat in den vergangenen vier Jahren dreimal den Titel in Monte Carlo geholt.

Wer wird in Monte Carlo triumphieren?

Nochmal Tsitsipas? Der Platz scheint ihm zu liegen. Alcaraz hat da noch nie gewonnen, gehört aber dennoch zu den Top-Favoriten. Djokovic? Solange es nicht über Best-of-five geht wie bei den French Open, ist mit ihm auch bei Sandduellen zu rechnen. Zverev? Nicht gut drauf, hat außerdem eine schwere Auslosung erwischt. Erneut ein Youngster, wie schon in Indian Wells (Jack Draper) oder Miami (Jakub Mensik)? Das Herren-Tennis scheint gerade in Abwesenheit des gesperrten Jannik Sinner so offen wie nie. Der Start in die Sandplatzsaison wird extrem spannend.  

Stefanos Tsitsipas

Stefanos Tsitsipas mit dem Pokal nach dem Gewinn in Monte Carlo 2024.

Was ist das Besondere am Masters in Monte Carlo?

Das Turnier ist neben den French Open das prestigeträchtigste Sandplatzturnier der Saison. Es ist eines der ältesten Tennisturniere überhaupt, es wurde erstmals 1897 ausgetragen. Bis heute markiert das Monte Carlo Masters traditionell das erste der drei Sandplatz-Masters-Turniere, vor Madrid und Rom. Viele Spieler leben in Monte Carlo, die Anlage ist wunderschön, und nicht zuletzt gibt es hier einen klassischen "Sandkasten", mit feinstem roten Ziegelmehl.

Moment, ist Sandplatz nicht gleich Sandplatz?

Nein. Monte Carlo hat den langsamsten Platz von allen, das liegt am sehr feinen und etwas feuchteren Ziegelmehl. Rom ist ebenfalls ein reiner "Sandkasten", das Ziegelmehl ist aber trockener und etwas gröber, dadurch ist der Platz schneller. Madrid dagegen ist fast so schnell wie ein Hartplatz, weil hier nur eine dünne Ziegelmehlschicht auf einem festen, harten Untergrund liegt. Genauso ist das übrigens auch beim Damen-Turnier in Stuttgart.

Wann gehen die Frauen an den Start?

In Monte Carlo spielt nur die ATP. Die versammelte Damen-Elite trifft sich eine Woche später (ab 14. April) beim WTA-500er-Turnier in Stuttgart, acht Spielerinnen aus den Top 10 sind am Start, darunter auch die Weltranglisten-Zweite Iga Swiatek, für die nun ihre Lieblingszeit anbricht. Swiatek hat dreimal in Folge die French Open gewonnen.

Haben wir in Deutschland noch mehr Sandplatz-Turniere?

Ja, gleichzeitig mit den Damen in Stuttgart spielen die Herren ihr ATP-500er-Turnier in München. Unmittelbar vor den French Open steigt dann die Generalprobe bei den Hamburg Open (ab 18. Mai), ebenfalls ein ATP-500er.