Schwimm-WM "Angi" Köhler - zur Belohnung gab's Donuts
Angelina Köhler will nach ihrem großen WM-Triumph ein paar Tage ohne Schwimmrennen genießen. "Jetzt habe ich erstmal drei Tage keine Wettkämpfe. Da muss ich erstmal alles realisieren - und dann alles mobilisieren für die 50er", sagte sie mit Blick auf den Vorlauf über die halbe Distanz am Freitag.
Köhler hatte am Montagabend in Doha als erste deutsche Beckenschwimmerin seit Britta Steffen 2009 eine Goldmedaille bei einer Weltmeisterschaft gewonnen. Sie freue sich zu zeigen, dass Deutschland im Schwimmen erfolgreich sein könne und ihr Stützpunkt in der Hauptstadt stark sei. "Wir können was", sagte die 23-Jährige.
Donuts als Belohnung
"Erstmal war ich heute brunchen. Wir haben Donuts gegessen. Das war mir total wichtig", sagte Köhler am Dienstag lächelnd nach dem Ausflug mit ihrem Schwimm-Kollegen Ole Braunschweig. Bis spät in die Nacht hatte sie zuvor Glückwunsch-Nachrichten beantwortet. Auch ihre Eltern besuchten sie noch im Hotel. "Ich kann das alles noch nicht so ganz verarbeiten, was da passiert ist", sagte Köhler. "Aber ich freue mich einfach riesig."
Bilderbuchkarriere: Ein Schritt nach dem anderen
Für die gebürtige Westerwälderin geht es im Schatten von Olympiasieger Florian Wellbrock und den Europameistern Lukas Märtens und Isabel Gose seit Längerem nur bergauf. Sechs nationale Titel, EM-Gold und -Silber auf der Kurzbahn im Dezember, deutsche Rekorde und nun der sensationelle WM-Titel - das Ergebnis harter Arbeit.
Nach ihrem Wechsel von Hannover in die Hauptstadt arbeitete sie gezielt mit dem Trainerteam um Lasse Frank an ihren Stärken und Schwächen, holte weitere Prozentpunkte heraus. Immer wieder betont Köhler, wie wichtig ihr auch menschlich die Trainingsgruppe ist, zu der auch ihr "Best Buddy" (O-Ton Frank) Ole Braunschweig gehört.
Als Teenagerin gemobbt
Bei aller Freude sprach die 23-Jährige aber auch über ein ernstes Thema. "Ich bin einfach schon ein bisschen anders als alle anderen. Ich hatte als Teenagerin schon ein bisschen Probleme damit. Ich hatte auch ziemlich Probleme damit, dass ich gemobbt wurde", sagte sie. "Wenn man ziemlich groß ist, ziemlich dünn, lange Arme hat und etwas größere Zähne, dann noch eine Brille trägt und über die eigenen Füße fällt, ist es ziemlich einfach für ältere Jungs, sich über einen lustig zu machen. Aber es hat mich vor allem gestärkt bei den Sachen, die ich mache."
Glückwünsche von Britta Steffen
Auch die frühere Weltklasseschwimmerin Britta Steffen war von Angelina Köhlers WM-Triumph beeindruckt. "Eine ganz große Leistung, ein tolles Rennen, ein starkes Rennen", sagte Steffen dem ARD-Hörfunk. Als Köhler am Abend zuvor in Doha als erste deutsche Beckenschwimmerin seit fast 15 Jahren wieder zum Titel geschwommen war, hatte auch die bis dato letzte Goldmedaillengewinnerin Steffen das Rennen gespannt verfolgt. "Ich habe am Bildschirm gehangen mit meinem sechsjährigen Sohn, der zum ersten Mal mit mir ein internationales Schwimmrennen angeschaut hat", sagte die 40-Jährige: "Als Angelina dann Weltmeisterin über 100 m Schmetterling wurde, haben wir uns tierisch gefreut."
Die Trainingsgruppe als zweite Familie
Sportlich wie menschlich scheint sich Köhler, die offen über ihre Tollpatschigkeit spricht, in Berlin pudelwohl zu fühlen, ihre Trainingsgruppe ist wie "eine zweite Familie". Eine optimale Umgebung, um zu Höchstleistungen aufzulaufen.
"Ihre Tollpatschigkeit wird mit einem Lächeln akzeptiert", sagte ihr Trainer Lasse Frank. "Wir wissen, zu was sie fähig ist. Wenn sie mal etwas liegen lässt, dann ist die Trainingsgruppe da und schleppt's ihr hinterher." Mit einem Lächeln ergänzte der 41-Jährige: "Dann gibt's 'nen Euro in die Mannschaftskasse - die ist schon reichlich gefüllt durch sie." Köhlers Rolle im Team beschreibt Frank so: "Sie ist unser Regenbogen. Sie ist die Sonne. Wenn sie in die Halle kommt, ist sie entweder zu spät und läuft. Oder sie kommt strahlend rein mit ihren Regenbogensocken im Wanderschritt und begrüßt alle herzlich."
Liebeserklärung an Berlin
Den größten Erfolg ihrer bisherigen Karriere nutzte Schwimm-Weltmeisterin Angelina Köhler auch für eine Liebeserklärung an ihre Heimat und ihre Trainingsgruppe. "Dass auch im Sprintbereich endlich mal wieder in Deutschland jemand eine Medaille holt, bedeutet mir viel - vor allem für Berlin. Berlin ist meine Heimat. Ich liebe Berlin über alles", sagte die 23-Jährige. "Dass ich wieder Gold für Berlin holen kann, Gold für Deutschland, bedeutet ganz viel für mich. Das ist ein Traum, seitdem ich Kind bin."
Auf die Frage, was ihre jetzt schon so überragende Form für den Sommer mit den Olympischen Spielen in Paris bedeute, sagte sie: "So weit denke ich noch gar nicht - immer Step für Step denken." Ihr Motto: "Spaß haben, genießen: Das ist alles, was zählt."