Fastnachtsstimmung bei den Mainzer Fans nach dem Sieg in Leipzig
analyse

Fünf Gründe für Platz 4 Darum läuft es bei Mainz 05 gerade so gut

Stand: 03.03.2025 13:41 Uhr

Nach drei Siegen in Serie hat sich der selbsternannte Karnevalsverein FSV Mainz 05 rechtzeitig zur Fastnachtszeit auf Champions League Platz 4 vorgearbeitet. Warum es so gut läuft, erklärt SWR Sport Reporter Stefan Kersthold.

Grund Nummer 1: Der Trainer

Am Rosenmontag vor einem Jahr, 12. Februar 2024, hat Bo Henriksen bei den Mainzern seinen Dienst angetreten. Der Däne, den Sportvorstand Christian Heidel beim FC Zürich "entdeckte", löste den entlassenen Jan Siewert ab und übernahm die 05er auf Abstiegsplatz 17. Der Rückstand auf Relegationsplatz 16 betrug vier, der auf Platz 15 bereits neun Punkte. Was dann passierte ist bekannt, unter Henriksen verlor das Team von 13 Spielen nur gegen den späteren Meister Leverkusen und gegen die Bayern. Am Ende wurde die Saison auf Platz 13 abgeschlossen.

Der Mainzer Coach Bo Henriksen - führt er die 05er in die Champions League?

Der Mainzer Coach Bo Henriksen - führt er die 05er in die Champions League?

Mit seiner ansteckenden "positiven Verrücktheit" schaffte es Henriksen, nicht nur sein Trainerteam und die Mannschaft, sondern auch die Fans wieder in die 05- Spur zu bewegen. Zugegeben, nach dem geschafften Klassenerhalt hatte ich leise Zweifel, ob der Coach seine "Danish Dynamite" Art auch in der laufenden Saison fortsetzen könnte. Ich wurde eines besseren belehrt - er kann! Und wie. Auch wenn er manchmal während der Spiele etwas überzieht - zweimal fehlte der Däne gesperrt - die Mannschaft spielt so, wie Henriksen auftritt. Mit dem festen Glauben an den Sieg, mit viel Optimismus und großer Lust. Der Spaß ist zurückgekehrt nach Mainz. Dank Bo Henriksen.

Grund Nummer 2: Die Einkaufspolitik

Brajan Gruda nach Brighton, Sepp van den Berg nach Brentford, Leandro Barreiro nach Lissabon - da fragten sich viele, wie soll das gehen? Doch auch dieses Mal bewies das Team um Sportvorstand Christian Heidel, dass es nicht nur bei den Trainerverpflichtungen glänzend funktioniert. Hervorzuheben bei den Spielerverpflichtungen sind der mittlerweile unverzichtbare Japaner Kaishu Sano im Mittelfeld, und in der Abwehrkette Moritz Jenz, der nach der Verletzung von Stefan Bell (dritter Frühling) bewiesen hat, dass er mehr als nur ein Ersatz ist. Ebenfalls so etwas wie ein Neuzugang war auch Paul Nebel, der nach zwei Jahren beim Karlsruher SC nahtlos den Sprung in die Bundesliga geschafft hat. Mehr noch, mit seiner Dynamik und zuletzt auch Torgefährlichkeit ist er für mich ein Kandidat für Bundestrainer Julian Nagelsmann.

Grund Nummer 3: Jonathan Burkardt

Was natürlich auch für den Toptorschützen Jonathan Burkardt gilt. Wobei man den Bundestrainer wohl nicht mehr explizit auf "Jonny" hinweisen muss. Zwei Länderspieleinsätze stehen für den 24 Jährigen Ende 2024 bereits zu Buche, weitere werden, sollte der 14-Tore-Mann sich nicht erneut verletzen, mit Sicherheit folgen. Und bei der Abgezocktheit wie beim Siegtreffer am Wochenende in Leipzig wird es dann auch klappen mit dem ersten Treffer im Nationaldress - und mit weiteren für seine Mainzer.

Seit Wochen in Topform: der Mainzer Stürmer Jonathan Burkhardt

Seit Wochen in Topform: der Mainzer Stürmer Jonathan Burkhardt

Grund Nummer 4: Robin Zentner und die Abwehr

25 Gegentore nach 24 Spielen - weniger hat nur der souveräne Tabellenführer FC Bayern München kassiert. Garant für diese Bilanz ist, hinter der zumeist sehr stabilen Abwehrkette, der Keeper der 05er, Robin Zentner. Im Alter von 30 Jahren und der Erfahrung von 190 Bundesligaspielen präsentiert sich der 1,94 große und 96 kg schwere Torhüter Woche für Woche in Topform, hält auch einmal einen "unhaltbaren" Ball und leitet daneben auch häufig die schenellen Konter der Mainzer Offensive ein. Also sollte Bundestrainer Nagelsmann auf dieser Position noch Bedarf haben, Robin Zentner wäre mit Sicherheit nicht abgeneigt.

Seit Wochen in Topform: der Mainzer Stürmer Jonathan Burkhardt

Robin Zentner kassierte in 24 Spielen erst 25 Gegentore

Grund Nummer 5: Das ruhige Umfeld in Mainz

Ein nicht zu unterschätzender Grund, wie ich finde. Während in Metropolen wie Frankfurt, Berlin, Köln oder München häufig nach ein paar Niederlagen der Boulevardblätterwald lautstark rauscht, können Sportvorstand Christian Heidel und seine Mainzer in aller Regel relativ ruhig arbeiten. Auch wenn es einmal nicht so läuft. Das nimmt dann nicht nur Druck von der Mannschaft, sondern sorgt auch nach außen im Umfeld für eine längere Zeit für Gelassenheit. Und so werden die Mainzer zwar bis zum Saisonende mit Sicherheit noch das ein oder andere Spiel verlieren, dennoch hat die Mannschaft für mich die Qualität, auch nach dem 34. Spieltag noch da zu stehen, wo sie jetzt steht.

Sendung am Mo., 3.3.2025 18:40 Uhr, SWR1 Baden-Württemberg