Archivbild: Olympische Ringe, im Bild Olympische Ringe am Berliner Olympiastadion. (Quellle: dpa/Engler)

Olympische Spiele 2036 oder 2040 Landessportbund Berlin offen für Referendum über Olmypia-Bewerbung

Stand: 18.03.2025 07:23 Uhr

Schon bis Ende Mai muss Berlin sein Grobkonzept für eine Olympia-Bewerbung abgeben. Bislang unbeantwortet ist allerdings die Frage, ob die Bevölkerung ein Wörtchen mitreden darf. Der Landessportbund zeigt sich gesprächsbereit. Von S. Schöbel

Im Zuge der Bewerbung um Olympische Spiele schließt der Landessportbund Berlin (LSB) eine Volksinitiative zur Frage, ob die Stadt Ausrichter werden sollte, nicht aus. Das sei "durchaus vorstellbar", sagte LSB-Präsident Thomas Härtel auf Nachfrage von rbb|24. Eine solche Befragung sei zwar kein Kriterium des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), so Härtel, aber es sei "ausgesprochen wichtig, die Meinungen der Bürger:innen Berlins zu einer möglichen Bewerbung zu erfahren".

Die Olympischen Ringe am Berliner Olympiastadion (imago images/GEPA pictures)
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Dialogforum mit 600 Teilnehmenden

Bislang hatte der LSB bei der Vorbereitung der Bewerbung nur ein sogenanntes Dialogforum durchgeführt. Dabei diskutierten rund 600 Gäste, darunter vieler Sportler:innen, über die Olympia-Bewerbung. Es habe ein "sehr produktives Feedback" gegeben, teilte ein Sprecher der Senatsverwaltung für Inneres und Sport dem rbb mit. Diese Beteiligung, möglicherweise in Form weiterer Dialogveranstaltungen, werde man fortführen, sollte Berlin in die engere Auswahl für eine deutsche Bewerbung kommen. "Olympische und Paralympische Spiele ohne die Bürgerinnen und Bürger einzubeziehen, ist für uns keine Option." Eine Befragung der Bevölkerung, bei der auch ein Nein zur Ausrichtung der Spiele herauskommen könnte, hatte Innen- und Sportsenatorin Iris Spranger (SPD) allerdings bereits ausgeschlossen.
 
Bislang gebe es auch keine rechtliche Grundlage für ein "Referendum von oben", also eine von der Regierung initiierte Volksbefragung oder gar einem Volksentscheid, sagte der sportpolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Dennis Buchner. Sein Fachkollege von der CDU, Stephan Standfuß, verwies auf die erfolgreichen Spiele in Paris und erklärte, Bürgerbeteiligung müsse nicht zwingend eine Umfrage sein. Vielmehr müsse die Politik die Vorteile einer Bewerbung "sichtbar und verständlich" machen und die Bevölkerung einladen, "über wichtige Fragen der Durchführung mit zu entscheiden und sich bei der Planung entsprechend einzubringewerden", so Standfuß.

Vollkommen gegen "Volksbefragungen von oben" sind CDU und SPD allerdings nicht, wie ein Blick in die jüngere Vergangenheit zeigt. So wollten die beiden Koalitionspartner die Bevölkerung erneut zur Randbebauung des Tempelhofer Feldes befragen - und damit den Volksentscheid von 2014 rückgängig machen. Dafür müsste allerdings die Verfassung geändert werden, was bislang nicht geschehen ist. Und bereits 2015 wollte der damalige rot-schwarze Senat eine Volksbefragung initiieren: zur Olympiabewerbung Berlins im Jahr 2024. Damals entschied sich der DOSB jedoch für Hamburg als Bewerber - und scheiterte, weil die Hamburger:innen sich mehrheitlich dagegen aussprachen, in einem Volksentscheid.

Symbolbild: Werbekampagne zur Bewerbung Berlins für die Olympischen Spiele 2024, aufgenommen am 18.02.2015. (Quelle: dpa/Marcus Golejewski/Geisler-Fotopress)
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Sorge um finanzielles Risiko für Berlin

Die sportpolitische Sprecherin der Grünen, Klara Schedlich, kritisierte, dass der Senat nicht schon vor der nun eingeleiteten Bewerbung die Bevölkerung gefragt hat. "Eine Veranstaltung mit 600 Personen stellt keine Beteiligung der 3,4 Millionen Berliner:innen dar." Schedlich warf dem Senat "Planlosigkeit" bei der Bewerbung vor: Mit den Herausforderungen von Olympischen Spielen in der Stadt werde sich bislang zu wenig beschäftigt, zudem werde das Konzept ständig verändert. "Jetzt gibt es doch keine Deutschlandbewerbung, sondern einen Hauptaustragungsort, der dann auch das Kostenrisiko trägt", so Schedlich.
 
Berlin muss bereits bis spätestens 31. Mai ein erstes Grobkonzept für die Ausrichtung der Olympischen Spiele 2036 oder 2040 beim DOSB einreichen. Weitere Bewerbungen werden von München, Hamburg und Düsseldorf sowie den Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Bayern erwartet. Die Einreichungen werden vom DOSB bis September geprüft und den Mitgliedern zur Abstimmung vorgelegt. Bis Juni 2026 hätten die ausgewählten Bewerber dann Zeit, ihr Konzept zu verbessern - und um gegebenenfalls Referenden durchzuführen, wie die Sportverwaltung nun in einer bislang unveröffentlichten Anfrage der Grünen erklärte. Die finale Abstimmung beim DOSB soll im Dezember 2026 erfolgen.

Fotomontage mit den Olympiasiegen Darja Varfolomeev (Kunstturnerin), Moritz Wagner (Basketballer) und Yemisi Ogunleye (Kugelstoßerin) vor dem Eingang zum Berliner Olympiastadion, an dem die olympischen Ringe hängen; Quelle: rbb/Imago
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Sportsenatorin Spranger hatte zuletzt im Abgeordnetenhaus erklärt, dass die Stadt sich gemeinsam mit Brandenburg, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein bewerben werde. Der IOC-Vorgabe eines "One-Village"-Konzepts folgend soll aber Berlin Hauptaustragungsort sein, inklusive dem Olympische Dorf für die Athlet:innen. Laut DOSB-Präsident Thomas Weikert bedeutet das, dass mindestens 65 Prozent der olympischen Athlet:innen in Berlin untergebracht werden müssen.
 
Grünen-Politikerin Schedlich befürchtet, dass Berlin damit auch das Hauptrisiko einer Ausrichtung tragen müsse, obwohl bislang laut Sportverwaltung weder eine Kostenschätzung noch ein Konzept für die Sicherheitsanforderungen des IOC existiert. "Dieses Vorgehen riskiert Fehlinvestitionen und überrumpelt die Berliner:innen."