
Wer wird IOC-Präsident? Eine Frau, sechs Männer, drei Favoriten für die Bach-Nachfolge
Thomas Bach scheidet nach zwölf Jahren an der Spitze des IOC aus dem Amt des Präsidenten. Um die Nachfolge bewerben sich eine Frau und sechs Männer. Am Donnerstag (18.03.2025) entscheiden die IOC-Mitglieder in einem aufwändigen Wahlverfahren.
Sechs Kandidaten und eine Kandidatin bewerben sich um die Nachfolge von IOC-Präsident Thomas Bach und damit um die Führung des Internationalen Olympischen Komitees. Mit der langjährigen Bach-Vertrauten Kirsty Coventry bewirbt sich nur eine Frau für den Posten. Vier der sechs zur Wahl antretenden Männer stehen an der Spitze internationaler Sportverbände. sportschau.de stellt die Kandidatin und die Kandidaten vor und nennt die drei Favoriten:
Kirsty Coventry (41), Simbabwe

Die ehemalige Schwimmerin, die 2004 und 2008 Olympiagold gewann, ist die einzige Frau, die sich zur Wahl stellt. Coventry ist Sportministerin in ihrem Heimatland Simbabwe und ist die Vorsitzende der Koordinierungskommission der Olympischen Sommerspiele 2032 in Brisbane (Australien).
IOC-Mitglied ist die Olympionikin bereits seit 2013. Zunächst als Teil der Athletenvertretung und seit 2021 als persönliches Mitglied. Die 41-Jährige sitzt derzeit auch in der IOC-Exekutive und hat einen engen Draht zu IOC-Präsident Thomas Bach. Das macht sie zur Mitfavoritin für die Wahl.
Sebastian Coe (67), Großbritannien

Auch Sebastian Coe war als Sportler Olympiasieger. 1980 und 1984 gewann er Gold über 1.500 Meter. Später war er Vorsitzender des Organisationskomitees der Olympischen Spiele 2012 in London. 2015 wurde er an die Spitze des internationalen Leichtathletik-Weltverbands "World Athletics" gewählt.
Coe galt zuletzt in vielen Fragen - wie etwa der Position gegenüber Russland - als Widersacher von Thomas Bach. Seine Wahl wäre deshalb ein Bruch mit dessen Ära. Als möglicher Präsident möchte Coe mehr Mitbestimmung der IOC-Mitglieder und die Athletenrechte stärken.
Zuletzt geriet er bereits mit dem IOC aneinander, als der Leichtathletik-Weltverband Prämien für olympische Medaillen an seine Athleten zahlte. Der Brite gilt dennoch als einer der Favoriten bei der Wahl.
Juan Antonio Samaranch jr. (65), Spanien

Der Sohn des langjährigen IOC-Präsidenten Juan Antonio Samaranch (1980-2001) hat viele Verbindungen innerhalb des IOC und ist deshalb ein ernstzunehmender Kandidat für das Amt des Präsidenten. Samaranch junior ist bereits seit 2001 IOC-Mitglied und war mitverantwortlich für die Olympischen Winterspiele von Peking 2022.
Er würde im Falle eines Wahlsieges alle IOC-Mitglieder über die Vergabe von Olympischen Spielen abstimmen lassen. In Bachs Amtszeit entschied ausschließlich das Exekutivkomitee. Für den Spanier müssten bei einem Wahlsieg eine Verlängerung seiner IOC-Mitgliedschaft bis 2033 beantragt werden, da er schon 2029 die Altersgrenze für IOC-Mitglieder von 70 Jahren erreicht. Gleiches gilt auch für Coe.
David Lappartient (51), Frankreich

Der Chef des Radsportweltverbandes (UCI) und der Präsident des Nationalen Olympischen Komitees Frankreichs ist aufgrund seines Amtes bei der UCI seit 2022 Mitglied des IOC.
Der 51-Jährige ist nach Kirsty Coventry der zweitjüngste Kandidat und aktuell Vorsitzender der E-Sports-Kommission des IOC. Zuletzt war er an der Vergabe der Olympischen Spiele im E-Sport an Saudi Arabien beteiligt.
Während der Olympischen Sommerspiele in Paris im vergangenen Jahr war er häufig an der Seite von IOC-Präsident Thomas Bach zu sehen. Lappartient werden Außenseiterchancen zugerechnet.
Feisal Al Hussein (61), Jordanien

Der Präsident des Nationalen Olympischen Komitees Jordaniens und Mitglied des jordanischen Königshauses ist seit 2010 IOC-Mitglied. Al Hussein kann auf eine sportliche Karriere im Ringen und im Rallye-Sport zurückschauen. Seit 2019 ist er Mitglied des Exekutivkomitees des IOC. Bei den Olympischen Spielen von Tokio 2021 war er Teil der Koordinierungskommission. Ihm werden minimale Chancen auf den Wahlsieg zugerechnet.
Johan Eliasch (63), Schweden/Großbritannien

Die wohl größte Überraschung auf der Kandidatenliste ist Johan Eliasch. Der Präsident des internationalen Skiverbandes FIS wurde 2022 ohne Gegenkandidat erneut an die Spitze des Verbandes gewählt, obwohl wichtige Skinationen wie Österreich oder Deutschland mit ihm im Clinch über die von Eliasch angestrebte Zentralvermarktung des alpinen Weltcups liegen. Der gebürtige Schwede mit britschem Pass ist zudem milliardenschwerer Eigentümer des Ski-Herstellers "Head".
Eliasch ist erst seit diesem Jahr Mitglied des IOC und damit der "frischeste" Funktionär in den Reihen des IOC. Ihm werden daher maximal Außenseiterchancen eingeräumt.
Morinari Watanabe (66), Japan

Der siebte Bewerber auf das Amt des IOC-Präsidenten ist der Chefs des internationalen Turnverbandes (FIG) Morinari Watanabe. Er ist seit 2018 IOC-Mitglied und könnte dies auch noch bis 2028 bleiben, sofern er eine dritte Amtszeit an der Spitze des FIG anstrebt. Seine Mitgliedschaft im IOC ist daher wie bei Lappartient, Coe und Eliasch nicht über den gesamten Zeitraum einer möglichen Präsidentschaft gesichert.
Watanabes Reformpläne klingen revolutionär: Er wünscht sich Olympische Spiele auf fünf Kontinenten gleichzeitig sowie mehr Basisdemokratie im IOC. Ein Wahlsieg Watanabes gilt ebenfalls als extrem unwahrscheinlich.
Absolute Mehrheit für die Wahl erforderlich
Bachs Nachfolger wird am Donnerstag im Zuge der aktuell laufenden 144. IOC-Session in Griechenland zunächst für acht Jahre ins Amt gewählt und tritt das Amt am 24. Juni 2025 an. Nach der ersten Periode ist eine Verlängerung um vier weitere Jahre möglich.
Die Wahl läuft wie folgt ab: Der neue Präsident oder die neue Präsidentin braucht die absolute Mehrheit der Stimmen. Dafür kann es mehrere Wahlgänge geben, vor jedem weiteren Wahlgang scheidet der Kandidat mit den wenigsten Stimmen aus. Der amtierende Präsident Bach verzichtet auf sein Stimmrecht und leitet die Wahl, er hat aber die Möglichkeit, bei zweimaligem Gleichstand im letzten Wahlgang seinen Nachfolger zu bestimmen.
Die Wahl wird nicht live übertragen, elektronische Geräte im Saal sind nicht erlaubt. Ausgeschlossen von der Stimmabgabe sind auch die Kandidaten selbst sowie ihre Landsleute im IOC.