Cottbus-Trainer Claus-Dieter Wollitz gegen Saarbrücken (Quelle: IMAGO / Fotostand)

Wieder Elfmeter-Ärger Wieder Elfmeter-Ärger: Cottbus-Trainer Wollitz spricht sich für VAR in der 3. Liga aus

Stand: 17.03.2025 14:30 Uhr

Nach einem glücklichen 1:0-Sieg gegen Sandhausen ist Energie Cottbus zurück auf einem Aufstiegsrang der 3. Liga. Im Fokus steht aber zum wiederholten Mal ein anderes Thema: der fehlende Video-Schiedsrichter. Von Antonia Hennigs

Die 69. Minute der Partie war die entscheidende. Bei einem Cottbuser Angriff traf Sandhausen-Abwehrspieler Jonas Weik den Cottbuser Lucas Copado am rechten Bein und brachte ihn damit zu Fall. Der Ort des Geschehens: die Strafraumkante. Während die restlichen Spieler ungewöhnlich wenig aufgebracht weiterspielten, zeigte Schiedsrichter Patrick Alt – nach kurzem Austausch mit seinem Assistenten – auf den Punkt.
 
Eine Entscheidung, die auch nach dem Spiel noch für Aufruhr sorgte. "Ein ungerechter Elfmeter", sagte Sandhausen-Trainer Kenan Kocak am 'MagentaSport'-Mikrofon deutlich. Seiner Ansicht nach gebe es da nichts zu diskutieren: "Das ist eindeutig außerhalb vom Strafraum."

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Auch nach mehrfacher Ansicht der Szene bleibt die Situation strittig. Wenn überhaupt, berührte der Cottbuser Copado die Linie hauchzart. Klar ist: Ein Elfmeter hat dieses Spiel entschieden. Was nicht klar ist: War dieser Elfmeter berechtigt?
 
Energie-Trainer Claus-Dieter Wollitz verstand den Ärger seines Trainer-Kollegen gut: "Ich bin fest überzeugt, dass es ein Foulspiel war", erklärte er zwar. Ob das Foul aber wirklich im Sechzehner stattfand? Das zweifelte auch Wollitz an – und machte ein wiederkehrendes Thema auf. "Wie schon so oft, hätte ich mir heute den VAR (Video Assistent Referee) gewünscht." In der 3. Liga gehe es mittlerweile um viel, die Zuschauerzahlen seien hoch. Wollitz erklärte deshalb: "Ich glaube, dass sie zumindest in der Rückrunde darüber nachdenken sollten, den VAR einzusetzen." 'Sie' – das ist in diesem Fall der Deutsche Fußball-Bund (DFB).

Regelmäßige VAR-Forderungen

Wollitz steht damit nicht allein da. Die Liste von VAR-Befürwortern in der 3. Liga ist lang. Am 8. März setzte sich Dynamo Dresden mit 1:0 gegen Alemannia Aachen durch und verteidigte so die Tabellenführung. In der vierten Minute der Nachspielzeit hätte aber nochmal alles anders kommen können, als der Aachener Niklas Castelle im Zweikampf mit Claudio Kammerknecht im Strafraum zu Fall kam.

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Der Elfmeterpfiff blieb in diesem Fall aus, doch auch Dresden-Trainer Thomas Stamm bestritt im Nachhinein nicht, dass die Situation strafstoßwürdig war. Viel mehr nahm er den Schiedsrichter in Schutz. Ohne Wiederholung sei es einfach "unfassbar schwer zu sehen", erklärte Stamm: "Es wird sich nichts verändern, solange wir keinen VAR in der 3. Liga haben."
 
Vor knapp einem Jahr schon sprach sich der damalige Dynamo-Trainer Markus Anfang für eine Reformierung aus: "In der Bundesliga kann ich Situationen erstmal laufen lassen. Denn ich weiß ja, wenn sie nicht in Ordnung waren, wird es korrigiert. In der 3. Liga greift dann keiner ein", äußerte er sich damals und auch er betonte, wie schwierig es sei, "in der Kürze der Zeit Entscheidungen zu treffen."

Mal Nutznießer, mal Leidtragende

Zurück zu Cottbus: Am 1. März unterlag die Wollitz-Elf dem VfL Osnabrück mit 1:2 und wurde in diesem Fall "Opfer" der fast identischen Situation an der Strafraumkante wie am Sonntag gegen Sandhausen. Tolcay Cigerci brachte den Osnabrücker Niklas Niehoff zu Fall. Bei genauer Beobachtung stellte sich auch hier die Frage: Fand das Foul nicht außerhalb des Strafraums statt?

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Herrscht also vielleicht sogar eine ausgleichende Gerechtigkeit ohne die Instanz Video-Schiedsrichter oder bestimmt am Ende der Zufall? Die Diskussion ist zumindest das Paradebeispiel einer alten menschlichen Regel: Man möchte immer das haben, was man nicht haben kann. Schaut man auf die Bundesliga, kommen dort nicht selten Stimmen auf, die den starren, emotionslosen Videobeweis wieder abschaffen wollen. Der Wunsch: Zurück zu den guten, alten Fehlentscheidungen, aber zumindest richtig jubeln können.

Technische Voraussetzungen sind teuer

Aber was ist jetzt eigentlich das Problem in der 3. Liga? "Die Einführung des VAR verursacht sowohl technisch als auch personell erhebliche Kosten, da auch zusätzliche Schiedsrichter benötigt würden", erklärte Manuel Hartmann, DFB-Geschäftsführer Spielbetrieb, im Januar im Magenta-Sport Podcast "4zu3".
 
Der Bundesliga-Standard könne nur erreicht werden, wenn auch der gleiche Kamera-Standard in der 3. Liga vorhanden wäre. Diese Aufstockung wäre natürlich mit hohen Kosten verbunden, weshalb sich "die Vereine entschieden haben, den Video-Assistenten zum jetzigen Zeitpunkt nicht einzuführen", führte Hartmann aus. Es werde aber weiter diskutiert – und ausgeschlossen sei die Einführung nicht.
 
Für die zusätzlichen Kosten hätte Claus-Dieter Wollitz übrigens eine Idee: "Die nehmen beim DFB so viel Geld ein mit sinnlosen Strafen, dann sollte man das besser einsetzen", schlug er am Sonntag im Eifer des Gefechts vor.

Sendung: rbb24, 16.03.25, 21:45 Uhr