Influencer Nader Jindaoui und Kontra K im Streit bei der Baller League (Quelle: IMAGO / Matthias Koch)

Trend Fußball-Kleinfeldligen Fußball-Kleinfeldligen: Baller League vs. Amateurfußball – ein Duell (noch) ohne Gewinner

Stand: 07.04.2025 17:34 Uhr

Zu Beginn dieser Saison ist die Kleinfeldliga Baller League von Köln nach Berlin gezogen – und damit auch die Konflikte mit den lokalen Amateurfußballvereinen. Während Spieler und Trainer selbst davon profitieren, ist es auch der Kampf zweier Systeme. Von Patrick Richter

Wem gehört der Fußball? Diese Frage ist gefühlt älter als der Fußball selbst. Vor allem zwischen den Zuschauern und den kapitalistisch orientierten Funktionären der Vereine und Verbände, aber auch unter den Fans selbst. Was Fußball sein soll und was nicht, ist für manche eine Glaubensfrage. Bei den von Ex-Fußballern und Influencern geschaffenen Kleinfeldligen wie der Baller League oder Icon League ist es aber auch eine Frage der Generationen.
 
Schneller, unterhaltsamer und mit Influencern, die eine Community mitbringen – die Kleinfeldligen setzen vor allem auf die "Gen Z" und perspektivisch auch die "Gen Alpha". Mehr als zwei Millionen Aufrufe haben die Streams an jedem der ersten fünf Spieltage der dritten Baller-League-Saison allein bei "Twitch" erreicht. Der Amateurfußball mit Bier, Bratwurst und wenigen Toren kommt dagegen etwas altbacken daher. Doch worin liegt überhaupt der Konflikt zwischen den Formaten?

Baller League (Quelle: IMAGO / Kirchner-Media)
Kleinfeld-Fußball-Liga "Baller League" zieht aus Köln nach Berlin
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Wettbewerbsvorteil

Mit Geld lässt sich nahezu alles kaufen. Die Gründer der Kleinfeldliga Icon League sind Ex-Fußballer Toni Kroos und Influencer Elias Nerlich, bei der Baller League Mats Hummels und Lukas Podolski – an den finanziellen Mitteln sollte es also nicht mangeln. Doch was brauchen Fußballformate immer: Exakt, gute Fußballer und Trainer. Und genau dort wird es zwischen Amateurfußball und Kleinfeldformaten schwierig. Während der Amateurfußball in Verbandsstrukturen mit vielen ehrenamtlichen Trainern und Verantwortlichen die Spieler und Trainer selbst ausbildet, kauft die Baller League die Viert-, Fünft- und Sechstligaspieler und Trainer einfach ein.
 
Pro Team gibt es laut der Baller League drei Vertragskategorien: zwei "Franchise Baller" (höchste Vergütungsklasse), vier "Designated Baller" (mittlere Vergütungsklasse) und sechs "Rising Baller" (Einstiegsklasse). Die Liga übernehme zudem alle Reise- und Übernachtungskosten. dies ist für die Spieler und Trainer nicht nur finanziell, sondern auch für die Sichtbarkeit lukrativ, für die Vereine dagegen problematisch.

Influencer Nader Jindaoui und Ex-Babelsberg-Trainer André Meyer bei einem Spieltag der Baller League (IMAGO / Matthias Koch)

Influencer Nader Jindaoui und Ex-Babelsberg-Trainer André Meyer bei einem Spieltag der Baller League

Der Fall “André Meyer"

Eine Beschränkung durch den Berliner Fußball-Verband (BFV) gibt es nicht. Die Freistellung für Kleinfeldformate "liegt im Verantwortungsbereich der Vereine in direkter Abstimmung mit den jeweiligen Spielern", so der BFV. Wie weit das führen kann, lässt der Fall von Ex-Babelsberg-Trainer André Meyer vermuten. Nur wenige Tage nachdem dieser bekannt gab, auch in der aktuellen Saison als Trainer in der Baller League aktiv zu sein, trennte sich der Verein von ihm. Der Verein sieht "Nebenbeschäftigungen bei der Baller League kritisch an und hat entsprechend ein einheitliches Vorgehen gegenüber Spielern und Funktionsteam", so Paul Bachmeyer, Vorstand Sport beim SV Babelsberg 03.
 
Ein gleichzeitiger Fokus auf beide Ligen scheint schwierig. Hinzu kommt bei Spielern das Verletzungsrisiko. Die Baller League versuche zumindest, den Vereinen entgegenzukommen: "Aus diesem Grund wurde der Montag als Spieltag gewählt, ein Tag, an dem die meisten Spieler trainingsfrei haben." Außerdem befinde sich die Baller League "aktuell im Austausch mit verschiedenen Vereinen und Verbänden, um gemeinsam tragfähige Modelle zu entwickeln, wie im Falle einer Verletzung mögliche Ausfälle für die Vereine abgefedert werden könnten".

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Unterschiedliche Wahrheiten

Doch die Kommunikation zwischen Vereinen und Baller League scheint ein Grundproblem zu sein. Während Bachmeyer kritisiert, "dass Spieler und Trainer auf direktem Weg angesprochen werden, ohne dass es dazu einen Austausch mit dem Verein gibt", behauptet die Baller League, "dass es in mehreren Fällen im Vorfeld eine direkte Kontaktaufnahme mit den jeweiligen Vereinen" gab.
 
Aus Vereinskreisen ist zudem zu hören, dass es Sorge um die Sponsoren gäbe. Die knappen finanziellen Mittel durch Sponsorenerträge sind in den Vereinen stark an den sportlichen Erfolg gekoppelt. Alles, was diesen gefährdet, sorgt gleichzeitig für Existenzangst bei den Klubs.

(K)eine Lösung in Sicht?

Während aus dem Amateurfußball zu hören ist, dass sich Spieler und Trainer zukünftig zwischen Verein und Kleinfeldliga entscheiden müssen, ist die Baller League "offen für Kooperationen mit Vereinen und Verbänden". Wie diese aussehen sollen, ist aktuell noch unklar. Besonders der BFV ist dort als Vermittler gefragt und "steht auch mit der Baller League im ersten Austausch". So ließe sich möglicherweise eine Existenz der Kleinfeldligen entwickeln, die nicht zu Lasten des klassischen Fußballs geht. Dann wäre auch die Frage um die Fußball-Ideologien der Generationen geklärt. Denn am Ende gehört der Fußball doch irgendwie allen.