Union Berlins Woo Yeong Jeong im Spiel gegen Augsburg (Bild: IMAGO/Jan Huebner)

Heimspiel zum Rückrundenstart Fußball-Bundesliga: Angriffslustige Mainzer zu Gast beim angeschlagenen 1. FC Union Berlin

Stand: 17.01.2025 16:44 Uhr

Seit zehn Spielen wartet Union Berlin auf einen Sieg. Nun ist am Sonntag (15:30 Uhr) zum Rückrundenstart mit Mainz 05 das Überraschungsteam der Bundesliga zu Gast – ohne Trainer und Top-Stürmer, aber mit viel Selbstvertrauen.

  • Union Berlin holte aus den letzten neun Ligaspielen nur einen Punkt
  • Trainer Baumgart erwartet ein emotionales Spiel mit aggressivem Gegner
  • Mit Mainz 05 kommt der aktuelle Tabellensechste nach Köpenick
  • Die Gäste müssen allerdings auf Top-Torjäger Jonny Burkardt verzichten

Die sportliche Situation bei Mainz 05

Die ist derzeit richtig gut. Oder etwas ausführlicher: Sie ist so gut wie lange nicht mehr. Mit 28 Punkten liegt Mainz vor dem Spiel beim 1. FC Union Berlin nicht nur auf Tabellenplatz sechs, sondern dort auch mitten im Rennen um die internationalen Plätze. Nach einer Vorsaison mit Abstiegssorgen bis zum letzten Spieltag hat Trainer Bo Henriksen seiner Mannschaft mehr als nur neues Leben eingehaucht. Er hat ihr eine neue Spielidee eingepflanzt, die Fürchte trägt. "Er treibt eine Entwicklung voran, die eben nicht nur defensiv ausgerichtet ist, auf Pressing und Gegenpressing setzt", fasst Jan Budde vom Podcast "Hinterhofsänger" zusammen.

Union-Trainer Steffen Baumgart (imago images/O.Behrendt)
Eine Fehlzündung und viele Sorgen
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Zwar gehören diese Elemente noch immer zum Mainzer Spiel, allerdings wurden sie ergänzt durch mutigeres Spiel mit dem Ball – vom Torwart, über das Aufbauspiel bis in die Offensivreihe. Das Ergebnis: Nach nur 39 geschossenen Toren in der gesamten Vorsaison haben die Mainzer nun nach der Hinrunde bereits 30 Treffer markiert. So feierten sie seit Mitte November unter anderem Siege gegen Dortmund, Frankfurt und den FC Bayern. Bei ihrer knappen 0:1-Niederlage am Dienstag in Leverkusen blieben sie zwar ohne eigenen Treffer, waren aber dennoch keinesfalls chancenlos.

Das bewegt die Fans

"Eine extrem gute Stimmung", fasst Budde zusammen. Während Unions Fans sich aktuell mit dem drohenden Abstiegskampf konfrontiert sehen, herrsche in Mainz "eine nachhaltige Euphorie". Ausgelöst wurde die mit der Rettung zum Ende der Vorsaison, befeuert durch den positiven Trend in der Hinrunde. "Das wird zum Beispiel durch den extremen Support bei den Auswärtsfahrten spürbar, durch die Menge an Menschen, die da sind und sich beteiligen", sagt Budde.
 
Ebenfalls positiv gestimmt wurde man in Mainz diese Woche von dem klaren Bekenntnis durch Ausnahme-Stürmer Jonny Burkardt, der zumindest bis zum Saisonende definitiv in Mainz bleiben wird. So dürften die Fans ihm auch verzeihen, dass er im Sommer dann sehr wohl wechseln dürfte – noch dazu wohl zum verhassten Rivalen nach Frankfurt. "Wir sind Kummer gewohnt", sagt Budde, "und wissen, dass da ganz viel nachkommt." Viel unmittelbarere Kopfschmerzen bereitet, dass Burkardt gegen Union verletzt ausfallen wird.

Auf diesen Spieler sollte Union achten

Durch den Ausfall von Burkardt wird am Sonntag vor allem Nadiem Amiri noch stärker im Fokus stehen. Der vielseitige 28-Jährige zieht in einer insgesamt sehr vielseitigen Mainzer Mannschaft vom Mittelfeld aus die Strippen und kehrt nach einer zwei Spiele langen Rot-Sperre gegen Union zurück. Der einzige Schlüsselspieler ist er dabei allerdings bei weitem nicht. "Wir haben tatsächlich in allen Mannschaftsteilen Anführer", sagt Budde und gibt ein weiteres Beispiel: "Niemand hätte gedacht, dass Stefan Bell nochmal einen gefühlt 80. Frühling erlebt. Aber er geht voran und schafft es, die Innenverteidigung an seiner Seite zu leiten."
 
Apropos Leiten: Diese Aufgabe muss Mainz-Trainer Henriksen am Sonntag an seinen Assistenten Michael Silberbauer abtreten. Nach einer Gelb-Roten-Karte im Spiel gegen Leverkusen darf Henriksen im Stadion an der Alten Försterei nur auf der Tribüne Platz nehmen.

Das sagen die Trainer

Steffen Baumgart (Trainer Union Berlin): "Mainz ist eine Mannschaft, die mit sehr, sehr viel Emotionen ihre Spiele spielt. Sie haben eine hohe Aggressivität, aber spielen trotzdem sehr sauber, gewinnen viele Zweikämpfe und lassen wenig Torchancen dazu. Man kann von eklig sprechen, was aber absolut positiv gemeint ist. Die Jungs wissen genau, was sie können."
 
Bo Henrikson (Trainer Mainz 05): "Wir wissen, dass das ein sehr, sehr schweres Spiel wird. Auswärts in Berlin zu spielen, ist immer schwer. Aber wir wissen auch, dass wir unsere Möglichkeiten bekommen werden. Wichtig ist, dass wir unser Spiel machen. Wir spielen gegen einen guten Gegner, aber ich habe ein gutes Gefühl."

Fabian Reese (li.) und Ski Aggu (Quelle: @TheIconLeague auf Instagram)
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So könnte Union Berlin spielen

Henriksens Berliner Pendant Steffen Baumgart darf hingegen wie gewohnt seinen noch ungewohnten Platz an Unions Seitenlinie einnehmen. Wen er von dort aus über den Rasen scheuchen wird, ist zumindest teilweise noch nicht bekannt. Klar ist, dass Tom Rothe nach seiner Roten Karte nicht dabei sein wird und auch die Verletzten Frederik Rönnow, Kevin Vogt sowie Ivan Prtajin ausfallen werden. Hinten links dürfte entweder Robert Skov oder Jerome Roussillion in die Baumgartsche Viererkette rutschen, etwas weiter vorne dürfte Rani Khedira in die Startelf zurückkehren.
 
So könnte Union spielen: Schwolow – Trimmel, Doekhi, Diogo Leite, Skov – Khedira – Kemlein, Schäfer – Hollerbach, Jordan – Jeong

Die Prognose

Der Tipp des Gegner-Experten: "Leider tritt meistens das Gegenteil von dem ein, was ich tippe. Aber ich schätze, dass das Ergebnis knapper wirkt, als das Spiel eigentlich wird. Ich tippe auf ein 2:0 für Mainz", sagt Jan Budde.
 
Der Redaktionstipp: "Angeschlagene Union erwartet eine selbstbewusste Mainzer Mannschaft, die offensiv wie defensiv sehr gefestigt ist. In Kombination mit der Unioner Offensivflaute eine komplizierte Mischung. Die Eisernen bleiben auch im elften Spiel in Serie sieglos und verlieren bitter mit 0:1."

Sendung: rbb24 Inforadio, 17.01.2025, 16:15 Uhr