Andreas Wolff bejubelt eine Parade

Handball-WM 2025 Dank Wolff und Köster - DHB-Team ringt Schweiz nieder

Stand: 18.01.2025 00:13 Uhr

Es war ein Kraftakt. Im zweiten Vorrundenspiel bei der Handball-WM in Dänemark hat sich die deutsche Nationalmannschaft gegen die Schweiz lange schwergetan. Vor allem Andreas Wolff im deutschen Tor war es zu verdanken, dass durch den 31:29(15:14)-Erfolg die Hauptrunde gebucht werden konnte.

Von Julie Bärthel

Der 33-Jährige parierte 20 der 48 Würfe auf sein Tor, erreichte eine herausragende Quote von 42 Prozent. Die war nötig, denn ohne einen Weltklasse-Wolff verliert Deutschland womöglich eine Partie, in die es als klarer Favorit gegangen war. "Wir hatten uns ein besseres Spiel erhofft", sagte Wolff im Sportschau-Interview. "Ein bisschen zynisch könnte man sagen: Ein gutes Pferd springt nur so hoch wie es muss. Aber das ist natürlich nicht unser Anspruch."

Bundestrainer Alfred Gislason fand: "Wir haben größtenteils nicht gut gespielt, nur in der letzten Viertelstunde." In dieser Crunchtime war es Julian Köster, der mit sechs Toren nach der 42. Minute Deutschland auf die Siegerstraße brachte. "Gerade die Gefährlichkeit von Köster aus dem Rückraum war extrem wichtig heute", so Gislason.

Lob für Schweiz - Schmid stolz

Lob gab es für das Team von Ex-Bundesliga-Star Andy Schmid. "Die Schweiz hat heute eines ihrer besten Länderspiele gemacht", sagte DHB-Linksaußen Lukas Mertens. "Bei ihnen hat fast alles funktioniert, bei uns hat fast gar nichts funktioniert".

"Ich habe meinen Jungs gesagt, dass sie stolz sein sollen, aber es soll auch schmerzen", sagte Schmid zur Sportschau. "Das war ein gigantischer Schritt für uns in die richtige Richtung."

Nati-Trainer Andy Schmid - "Es soll auch schmerzen"

Stephanie Müller-Spirra, Sportschau Handball-WM 2025

Spielmacher Juri Knorr stand nach seiner Knieblessur im Polen-Spiel im Kader. Bundestrainer Alfred Gislason ließ den 24-Jährigen aber zunächst auf der Bank, Luca Witzke begann auf der zentralen Rückraumposition.

Frühes Time-Out: DHB-Team mit müdem Beginn

Für das erste Highlight sorgte Julian Köster. Der Gummersbacher traf per Kempa zum 2:3 in der 5. Minute. Sonst wollte dem 24-Jährigen nicht viel gelingen, sodass Marko Grgić früh in die Partie kam. Auch dieser Wechsel zündete nicht, sodass sich Gislason zu einer frühen Auszeit gezwungen sah.

"Im Angriff machen wir einen Fehler nach dem anderen!", kritisierte der Bundestrainer sein Team und brachte bereits nach zehn Minuten den angeschlagenen Knorr von der Bank. Der wichtige Impuls kam allerdings von einer anderen Position. Andi Wolff im deutschen Tor war mit seinen Paraden gegen Leopold und Steenaerts mehrmals die Rettung für den teils desolaten Angriff.

Erneut war es Uščins, der Deutschland in der 22. Minute das erste Mal in Führung brachte (9:8). Zum Star der ersten Hälfte schwang sich aber immer mehr Andi Wolff auf. Der Mann vom THW Kiel stand zwischenzeitlich bei einer Quote von 50% gehaltener Bälle und die deutschen Fans in Herning honorierten die Leistung mit kollektiven "Andi, Andi"-Sprechchören.

Desiree Krause, Sportschau, 17.01.2025 23:23 Uhr

Spektakulärer Wolff die deutsche Lebensversicherung

Zum Ende der ersten Halbzeit war von Knorrs angeschlagenem Knie nichts mehr zu bemerken. Immer wieder sorgten seine präzisen Schlagwürfe dafür, dass die Mannschaft mit 15:14 in die Pause ging. Sicherheit brachte das den Deutschen nicht, sinnbildlich Marko Grgić' schwacher Fehlpass in die Hände von Noam Leopold, der ins leere Tor werfen konnte - Wolff war fürs Überzahlspiel vom Feld gegangen (40.).

"Wir müssen unseren Job jetzt machen", versuchte Gislason in einer weiteren Auszeit sein Team anzustacheln. Einer nahm das wörtlich - und zwar Andi Wolff. Der deutsche Rückhalt war umgehend gegen Zehnder vom Siebenmeterstrich zur Stelle und verhinderte eine erneute Zwei-Tore-Führung der Eidgenossen. Die Energie ihres Schlussmanns nahmen sich die Feldspieler im Anschluss endlich zum Vorbild. Ein schneller 4:0-Lauf brachte das DHB-Team erstmals mit zwei Toren in Front (24:22).

Köster mit drei wichtigen Toren am Stück

In dieser Phase war es Julian Köster, der Uščins im Angriff entlastete und Deutschland mit drei wichtigen Toren in Folge und mit 27:26 in Front brachte (54.). Köster, zuvor fast ausschließlich in der Defensive zu sehen, war mit sieben Toren bester deutscher Werfer, leistete sich nur zwei Fehlwürfe und machte sechs Treffer in der zweiten Hälfte.

Binnen einer Minute entschieden zwei technische Fehler der Schweizer das Spiel, die Mertens und Kastening umgehend per Tempogegenstoß bestraften - 30:27 (56.). "Das war für viele in Deutschland hoffentlich ein Erlöser", sagte Mertens über seinen Konter aufs leere Tor zum 29:27. "Denn das war eine schwere Geburt."

Mertens - "Das war hoffentlich für viele ein Erlöser"

Stephanie Müller-Spirra, Sportschau Handball-WM 2025

Alle Zweifel beseitige Wolff mit seiner insgesamt 20. Parade gegen Rechtsaußen Gian Attenhofer vom ThSV Eisenach - der Kieler Torwart beendete das Spiel mit 42 Prozent Fangquote und wurde folgerichtig als Spieler des Spiels ausgezeichnet.

Die deutschen Handballer stehen damit in der Hauptrunde der Handball-WM und nehmen mindestens zwei Punkte mit. Am Sonntag geht es im letzten Vorrundenspiel gegen Tschechien (18 Uhr, live im Ersten und auf sportschau.de), die Schweiz kann mit einem Punkt gegen Polen ebenfalls die nächste Runde erreichen.