Feuerzeug-Eklat Feuerzeug-Eklat: Union Berlin legt Berufung gegen DFB-Urteil ein - Zingler attackiert Kontrollausschuss
Der 1. FC Union wehrt sich gegen das Urteil des DFB-Sportgerichts und den drohenden Punktabzug nach dem Feuerzeug-Eklat im Heimspiel gegen Bochum. Präsident Zingler kritisiert den Kontrollausschuss und das Verhalten des Gegners scharf.
Der Fußball-Bundesligist 1. FC Union Berlin geht mit rechtlichen Schritten gegen das Urteil des DFB-Sportgerichts und den drohenden Punktabzug vor. Das höchste Kontrollorgan des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hatte am Donnerstag entschieden, das Bundesliga-Heimspiel der Eisernen gegen den VfL Bochum nachträglich mit 2:0 für die Gäste zu werten.
Gegen die Umwertung dieses Spiels (Endstand: 1:1) durch das Urteil des DFB-Sportgerichts werde Union vor dem DFB-Bundesgericht Berufung einlegen. Diese Entscheidung des Vereinspräsidiums teilte der Klub am Donnerstagabend mit.
Bei der Partie im Stadion An der Alten Försterei Mitte Dezember war Bochum-Torhüter Patrick Drewes kurz vor Schluss beim Spielstand von 1:1 von einem Feuerzeug am Kopf getroffen worden.
"Dieses Urteil schadet dem Fußball enorm"
"Es ist schon schlimm genug, dass Personen bei Konzerten oder Sportveranstaltungen immer wieder Gegenstände auf Bühnen, in Innenräume oder auf den Rasen werfen. Leider ist das durch keinen Veranstalter zu verhindern", wurde Präsident Dirk Zingler in der Vereinsmitteilung zitiert. "Umso wichtiger ist es, diese Personen zu identifizieren, aus der Veranstaltung zu entfernen und mit der höchstmöglichen Strafe zu belegen, um potenzielle Nachahmer davon abzuhalten."
Viel schlimmer sei es jedoch, wenn jemand versuche, sich aus diesen für keinen Veranstalter zu verhindernden Ereignissen einen Vorteil zu verschaffen. "Das ist hier der Fall: Der eigentliche unsportliche Skandal hat nach dem Ereignis auf dem Rasen und heute vor Gericht stattgefunden."
"Schmierentheater ist Tür und Tor geöffnet"
Der 1. FC Union werde daher "alle uns zur Verfügung stehenden rechtlichen Mittel ausschöpfen und gegen das heutige Urteil vorgehen. Dieses Urteil schadet dem Fußball enorm, wird das nicht zu akzeptierende Werfen von Gegenständen aber nicht verhindern. Vielmehr setzen wir uns der Gefahr aus, dass in Zukunft nicht die sportlichen Leistungen der Mannschaften entscheiden, wie ein Spiel ausgeht, sondern mögliche Schmähungen, Beleidigungen, Rauch oder eben der Wurf eines Gegenstandes."
Darüber hinaus stellte Unions Präsident klar, dass die Frage, "ob für eine Seite eine Beeinträchtigung oder Schwächung vorliegt, das Spiel abgebrochen oder fortgesetzt wird, immer in der alleinigen Entscheidung des Unparteiischen" liegen müsse. "Wenn die nutznießende Partei ihre Schwächung selber erklären kann, brauchen wir keine unparteiischen Schiedsrichter mehr und dem Betrug bzw. einem Schmierentheater ist Tür und Tor geöffnet. Die benachteiligten Parteien werden nie in der Lage sein, das Gegenteil zu beweisen."
Zingler legt vor Heidenheim-Spiel nach
Im Vorfeld der Partie von Union am Samstag in Heidenheim legte der Präsident am Mikrofon des TV-Senders Sky mit scharfer Kritik am DFB-Kontrollausschuss nach. Der habe mit dem Vorsitzenden Anton Nachreiner an der Spitze "mal wieder ein politisches Exempel statuieren" wollen, sagte Zingler: "Er wollte ein Urteil erzwingen, um die Gewalt auf den Rängen zu bekämpfen. Dann wird auch gerne mal ein Schiedsrichter geopfert."
Es habe im Ermessen von Schiedsrichter Martin Petersen gelegen, das Spiel fortzusetzen. "Wenn man live erlebt hat, wie Herr Petersen aggressiv unter Druck gesetzt wurde vom Kontrollausschuss, doch zuzugeben, dass er einen Fehler gemacht hat. Wenn wir dahin kommen, dass der Kontrollausschuss die Schiedsrichter unter Druck setzt ... Deshalb habe ich gesagt: Dieses Urteil ist ein Skandal", sagte Zingler. Wenn der Schiedsrichter einen Fehler gemacht habe, dann müsse das Spiel wiederholt werden, so der Union-Präsident.
Weitere Vereine könnten als Nebenkläger auftreten
Zingler attackierte dabei auch die Bochumer. "Dass Bochum den Vorgang nutzt, um sich sportlich einen Vorteil zu verschaffen, das finde ich einen unfairen Skandal." Man müsse den Sport, den Fußball schützen. "Da soll sich Bochum an die Nase fassen. Da haben sie nicht fair gespielt", meinte Zingler. Es bestehe nun die Gefahr, dass permanent Spiele abgebrochen werden.
Laut Zingler hätten sich einige Rivalen im Abstiegskampf bei ihm gemeldet. "Die haben gefragt, ob sie mit einsteigen können, ob sie als Nebenkläger auftreten können", sagte der Club-Chef mit Blick auf die folgende Verhandlung vor dem DFB-Bundesgericht. Um welche Clubs es sich handelt, wollte er nicht verraten. "So viele gibt es da unten nicht."
Bochum-Keeper Drewes mit Feuerzeug am Kopf getroffen
In der Nachspielzeit der Partie des 14. Spieltags zwischen Union und dem VfL Bochum war ein Feuerzeug aus dem Berliner Heimblock in Richtung des Bochumer Keeper Patrick Drewes geflogen und hatte diesen am Kopf gestreift, wie auf den TV-Bildern zu sehen war.
Das Spiel wurde nach dem Vorfall und einer fast 30-minütigen Unterbrechung durch Schiedsrichter Martin Petersen ohne Drewes fortgesetzt und beim Stand von 1:1 beendet. Da Bochum sein Auswechselkontingent bereits ausgeschöpft hatte, ging Angreifer Philipp Hofmann kurzzeitig ins Tor. Beide Teams passten sich den Ball anschließend lediglich hin und her.
"Vorne links oben" am Kopf sei er getroffen worden, hatte Drewes bei der dreistündigen Verhandlung vor dem DFB-Sportgericht gesagt. "Das war schon ein Treffer, den ich wahrgenommen habe." Die Bochumer waren nach der Unterbrechung in der Partie nur unter Protest wieder auf den Platz gegangen.
Weiteres Sportgerichtsverfahren steht noch aus
Neben dem Verfahren zum Bochumer Einspruch gegen die Spielwertung gibt es weiterhin ein übliches Sportgerichtsverfahren, bei dem sich Union Berlin für das Verhalten des Zuschauers verantworten muss. Hier ist noch kein Urteil gefällt worden.
Die Strafe kann eine Geldstrafe sein, aber theoretisch auch bis zu einer Blocksperre oder einem Geisterspiel reichen. Solche Kollektivstrafen verhängte das Sportgericht in der Praxis allerdings seit 2017 nicht mehr.
Sendung: rbb24 Inforadio, 09.01.2025, 22:15 Uhr
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