"Wollen Meister werden" SG Flensburg-Handewitt nimmt Favoritenrolle an
Die SG Flensburg-Handewitt startet heute gegen den HC Erlangen in die neue Saison - und möchte ganz oben angreifen. Das Titelrennen in der Handball-Bundesliga dürfte aber eng wie selten werden. Meister SC Magdeburg, die Füchse Berlin und der ewige Rivale THW Kiel zählen zu den Mitfavoriten.
Am Mittwoch waren die Flensburger für einen kurzen Moment ihrer Zeit voraus, als sie die Verpflichtung von Domen Novak bekanntgaben. Der slowenische Rechtsaußen stößt im Sommer 2025 zur SG - im Gegenzug wurden die Verträge von Johan Hansen und Aksel Horgen nicht verlängert.
Die Kader-Rochade ist ein erster Schritt, um mittel- und langfristig konkurrenzfähig zu sein, aber eben auch genau das - Zukunftsmusik. Denn schon für diese Saison, die für die Schleswig-Holsteiner heute (20 Uhr) mit der Partie gegen Erlangen beginnt, hat der Bundesliga-Dritte der vergangenen Spielzeit große Pläne: An der Förde träumen sie von der ersten Meisterschaft nach 2019. Es wäre die insgesamt vierte.
Gislason sieht Magdeburg und Flensburg vorne
Selten aber schien der Ausgang des Titelrennens in Deutschlands höchster Handball-Klasse so offen wie vor der 59. Spielzeit. Einen Meister vorherzusagen? Schwierig! "Es wird einen Dreikampf oder sogar einen Vierkampf geben", prophezeit Bundestrainer Alfred Gislason.
In der Pole Position sieht der 64 Jahre alte Isländer Titelverteidiger Magdeburg und Flensburg, beide mit einem "sehr breiten und guten Kader". Aufgrund der aktuellen Verletzungsprobleme beim SCM vermutet Gislason die SG sogar ein bisschen mehr vorn.
Flensburgs Sportlicher Leiter Ljubomir Vranjes nimmt die Favoritenrolle an. "Wir haben den Kader und die Kompetenz, um ganz oben mitzuspielen. Wir wollen Meister werden. Aber wir müssen auch Geduld haben", sagte er. Immerhin stehen gleich fünf dänische Olympiasieger sowie Silbermedaillen-Gewinner Johannes Golla im Aufgebot.
Kretzschmar: Flensburger Kader "ein Brett"
Für Füchse-Sportvorstand Stefan Kretzschmar, der sein eigenes Team nur auf Rang vier tippt, ist der Flensburger Kader "ein Brett. Die Mannschaft ist Hammer, ohne Schwachstelle." SG-Trainer Nicolej Krickau gibt sich indes vor dem Auftakt des European-League-Siegers zurückhaltender und sieht sein Team nicht per se als heißen Meisterschaftsanwärter. "Damit müssen wir uns nicht beschäftigen, nachdem wir in der letzten Saison zwölf Minuspunkte mehr hatten als die Spitze", so der Däne.
Zumal "Magdeburg und die Füchse sehr stark bleiben" würden. "Kiel bekommt einen Andreas Wolff dazu und auch Melsungen hat vier bis fünf sehr interessante Neuzugänge. Wir wollen und müssen unser Top-Niveau erreichen", fordert er. Und das konstanter, als es in der Vorsaison gelang.
Champions-League-Qualifikation soll gelingen
"Wir können nur unser eigenes Tun und Handeln beeinflussen", unterstreicht auch SG-Geschäftsführer Holger Glandorf. "Wir haben keinen Einfluss auf die Spiele unserer Konkurrenten, daher gehört auch eine gewisse Portion Glück mit dazu." Der 41-Jährige hat vor allem die Champions-League-Qualifikation im Blick. "Wir wollen uns sowohl in der Abwehr als auch im Angriff im Vergleich zur letzten Saison weiterentwickeln und verbessern. Wenn das alles klappt, können wir ein Wort um die oberen Plätze mitreden."
Auch aus wirtschaftlichen Gründen wäre das Erreichen der Königsklasse wichtig. Denn in der European League, in der die SG auch in dieser Spielzeit an den Start geht, ist das Geld nicht so einfach zu verdienen. Die bis dato letzte Champions-League-Teilnahme der Flensburger datiert aus der Spielzeit 2021/2022.
Neuzugang Kirkeløkke für rechten Rückraum und Abwehr
Aus Krickaus Sicht muss die Mannschaft in der Abwehr "mehr Variationen einbauen. Beim Final Four der European League habe etwa Lukas Jørgensen gezeigt, "dass er besondere Aufgaben in der Abwehr übernehmen kann". Ein weiterer Fokus liegt auf dem Umschalten: "Wir sind schon in der letzten Saison viele Gegenstöße gelaufen, es müssen aber noch mehr werden."
Zudem wünscht sich der Coach, dass "wir mehr über den rechten Rückraum gehen, da zuletzt die Verantwortung zu sehr auf dem linken Rückraum lastete".
Eine neue Option ist dabei der einzige Neuzugang dieses Sommers. Krickau lobt Niclas Kirkeløkke als "unfassbar stabilen Spieler. Natürlich wollen wir mit ihm auch den rechten Rückraum stärken, bei uns sind aber seine Abwehr-Qualitäten wichtiger." Er bittet aber auch um Geduld. Der Neuzugang von den Rhein-Neckar Löwen sei der einzige, "der unser System noch nicht so gut kennt".
Abseits des Feldes sind in Co-Trainer Anders Eggert, der von 2006 bis 2017 selbst das Trikot der SG trug, und Torwarttrainer Mats Olsson zwei Neue an die Förde gekommen. Alles mit dem Ziel, am Ende der Saison erstmals seit 2019 wieder die Meisterschale in den Händen zu halten - auch wenn Krickau es nicht so klar wie sein Sportlicher Leiter aussprechen mag.
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Sport aktuell | 06.09.2024 | 22:17 Uhr