Vor dem Saisonstart der Handball-Bundesliga SG Flensburg-Handewitt startet mit großen Ambitionen
In der kommenden Woche startet die neue Saison in der Handball-Bundesliga. Die SG Flensburg-Handewitt will "ganz oben mitspielen", der Ticketverkauf boomt. Kontinuität und Eingespieltheit sollen die großen Trümpfe werden.
Während der Vorbereitung unternahmen Flensburgs Handballer einen mehrstündigen Segeltörn in den heimischen Gewässern. Welchen Kurs werden sie in der bevorstehenden Saison einschlagen? Die Nordlichter gewannen zuletzt die European League, wurden aber in der Bundesliga nur Dritter. Das war vor allem wegen der zwölf Punkte Rückstand auf den Meister SC Magdeburg eine Enttäuschung.
Ein eingespielter, breiter Kader, ein Trainer mit einem größeren Erfahrungsschatz und ein erhoffter Schub durch sechs Olympia-Medaillen steigern nun die Erwartungen für die neue Saison, die für die SG am 6. September (20 Uhr) mit dem Heimspiel gegen den HC Erlangen beginnt.
"Wir haben den Kader und die Kompetenz, um ganz oben mitzuspielen", sagte Ljubomir Vranjes am Mittwoch in Harrislee. Natürlich wolle man die "deutsche Meisterschaft gewinnen", aber man gehe Schritt für Schritt, meinte der 50-Jährige.
Vranjes: "Werden Riesenschritt nach vorne machen"
Im vergangenen Jahr hatte der Schwede einen Fünf-Jahres-Plan skizziert, an dessen Ende der zweite Gewinn der europäischen Champions League stehen soll. "Das ist das große Ziel für die weitere Zukunft, denn erst einmal müssen wir uns für diesen Wettbewerb qualifizieren", erklärte Flensburgs Sportlicher Leiter. Er glaube aber, "dass wir mit unserem Kader einen Riesenschritt nach vorne machen werden". 15 Profis umfasst das Aufgebot: Alle Positionen sind doppelt besetzt, der Kreis sogar dreifach.
Während einige Mitfavoriten nach den Olympischen Spielen mit Verletzungssorgen zu kämpfen haben, sind aus dem hohen Norden keine Hiobsbotschaften zu vernehmen - obwohl immerhin acht Flensburger Akteure in Paris waren. Kapitän Johannes Golla kehrte mit Silber zurück, fünf Dänen feierten sogar Gold.
Nur drei Tage nach dem Endspiel in Frankreich hatten sie ihren ersten Termin im Verein. Praktisch ohne Pause ging es weiter. "Ich hoffe, wir bekommen dafür nicht irgendwann in den nächsten Wochen die Quittung", sagte SG-Trainer Nicolej Krickau, der die neuerliche Terminhatz mit Skepsis betrachtet: "Da macht man sich Sorgen um die Adaption und befürchtet eine mentale Müdigkeit, aber die Testspiele und die Kommunikation untereinander zeigen mir, dass alle wieder im SG-Modus sind."
Olympiasieger Kirkelökke das einzige neue Gesicht
Die Handballer arrangieren sich mit dem vollgepackten Sommer. "Man hätte sich gerne ein paar Tage mehr Pause genommen, aber es kommen die neuen Ziele in einem starken Verein", sagte Niclas Kirkelökke. Der 30-jährige Däne gehört zu den fünf Flensburger Gold-Jungen - und ist das einzige neue Gesicht bei der SG. Der Linkshänder kann sowohl im Rückraum als auch auf der Außenposition eingesetzt werden.
Patrick Volz kam von Bundesliga-Absteiger HBW Balingen-Weilstetten, wurde aber gleich an den dänischen Erstligisten SönderjyskE HB verliehen. In neuer Rolle als Co-Trainer ist Clublegende Anders Eggert dabei. Der 41-jährige Däne spielte elf Jahre für Flensburg.
Normalerweise werden Neuzugänge - insbesondere die internationalen - etwas an die Hand genommen. Neue Umgebung, neue Sprache, andere sportliche Anforderungen. Doch bei Kirkelökke ist alles anders. Da er in den vergangenen fünf Jahren für die Rhein-Neckar Löwen auflief, spricht er fließend Deutsch. Die Bundesliga kennt er fast wie seine Westentasche. Die vielen Dänen im Team sind ihm bestens vertraut, und auch mit Krickau arbeitete er schon beim dänischen Club GOG zusammen. "Niclas Kirkelökke ist ein sehr stabiler Spieler, der wenig Fehler macht und uns in der Abwehr helfen wird", konstatierte der Coach.
Etat "solide wie immer"
Der 37 Jahre alte Übungsleiter selbst geht in seine zweite Bundesliga-Spielzeit und konnte viele Rückschlüsse aus seinem ersten Jahr ziehen. Im Gegensatz zu seiner angestammten dänischen Liga, die ihren Meister nach einer Play-off-Runde kürt, stellte er fest: "Jedes Spiel hat seine eigene Dynamik und Taktik, sodass man sich kaum um die Entwicklung der eigenen Mannschaften kümmern kann, sondern immer zwei Minuspunkte verhindern muss."
Neben der sportlichen Stärke feilen die Verantwortlichen aktuell am Umfeld. In den vergangenen Wochen und Monaten wurde die Beleuchtung in der Campushalle erneuert, ein neuer Hauptsponsor aus der Versicherungsbranche steht nun an der Spitze eines über 200 Partner starken wirtschaftlichen Netzwerkes. Eine konkrete Höhe des Etats lässt sich Geschäftsführer Holger Glandorf nicht entlocken. "Solide wie immer", sagte er und wies auf die komplette Umstellung auf ein Digital-Ticketing hin - "als erster Verein der Bundesliga".
Schon über 5.000 Dauerkarten abgesetzt
Die Fans sind heiß darauf, dass im Juni auch die "Eins" in der Bundesliga-Tabelle herausspringt. Rund 5.100 Dauerkarten hat der Club abgesetzt - schon jetzt knapp 300 mehr als in der vergangenen Spielzeit. Krickau verspricht keinen Meistertitel, aber eine klare Steigerung: "Unsere Leistung wird besser sein, wir sind schon jetzt weiter als zum selben Zeitpunkt der letzten Saison." Bei der Platzierung allerdings dürfte die Konkurrenz ein gehöriges Wörtchen mitreden.
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Sport aktuell | 28.08.2024 | 16:17 Uhr