Fußball | Sachsenpokal Zweites Pokalwunder für Rietschel? - Wie er mit Bischofswerda Oliver Kahn ärgerte
Riesige Euphorie in Bischofswerda! Der Oberligist will am Dienstag gegen den FC Erzgebirge Aue die Halbfinal-Sensation schaffen und träumt von der zweiten DFB-Pokal-Teilnahme. BFV-Trainer Frank Rietschel war bei der Premiere damals als Spieler dabei. Verrückt: Ihn verbindet bis heute aber auch etwas Besonderes mit Aue.
Bis zu 3.000 Zuschauer werden am Dienstag (18:05 Uhr im Livestream und Live-Ticker) im Wesenitzsportpark erwartet. Der Bischofswerdaer FV hat mit den Sensationen im Sachsenpokal gegen die Regionalligsten Chemnitzer FC (4:2 n.V.) und Lok Leipzig (3:2 n.V.) große Hoffnungen im Landkreis Bautzen geweckt.
Einer der Baumeister dieses Pokalwunders ist Trainer Frank Rietschel - und der schwelgt vor dem Kracher gegen Aue in historischer Erinnerung. Dem MDR erzählt er: "1992 habe ich mit Bischofswerda selbst noch im DFB-Pokal gegen den Karlsruher SC gespielt. Da stand Oliver Kahn im Tor und Winfried Schäfer an der Seitenlinie."
Was Rietschel noch heute über den Karlsruhe-Hit weiß
Rietschel wurde gegen die damalige Star-Truppe aus Baden-Württemberg in der 77. Minute eingewechselt. Der defensive Mittelfeldmann stand so noch die gesamte Verlängerung auf dem Feld, weil "Schiebock" den Bundesligisten und Europacup-Kandidaten lange ärgerte und ihm einen echten Kampf lieferte.
"Mir wurde nachher noch gesagt, wenn ich einmal voll durchgezogen hätte, hätte ich Kahn eins reinschießen können", grinst Rietschel. "Es war ein Riesenerlebnis. So etwas vergisst man nie." Auch nicht die bittere 112. Minute, in der Karlsruhe das 1:0-Siegtor markiert. "Sie haben einen Freistoß schnell ausgeführt. Ich stand direkt daneben. Mir wurde damals in der Videoanalyse gesagt - die gab es da tatsächlich auch schon - dass ich mich gleich hätte vor den Ball stellen müssen", ist dieser Moment für den BFV-Coach heute noch präsent.
32 Jahre später gilt: "Träumen ist erlaubt"
Fakt: Es war die erste und bisher einzige DFB-Pokal-Teilnahme für Bischofswerda. Jetzt glauben die Oberlausitzer 32 Jahre später an eine Wiederholung dieses Erfolgs. Die Rechnung: Ein eigener Sieg gegen den FC Erzgebirge und ein Finale gegen Dynamo Dresden, das über den vierten Platz der 3. Liga bereits qualifiziert ist. Denn dann dürfte Bischofswerda auch bei einer Endspielpleite nachrücken. Rietschel meint: "Aue ist eine Hausnummer für uns, aber Träumen sollte man dürfen."
Rietschel: "Ich habe noch lila Blut in mir!"
Für den Chefcoach ist es allerdings auch aus anderem Grund eine besondere Begegnung. "Ich spiele zusammen mit unserem Torwarttrainer Rüdiger Huster noch in der Auer Traditionsmannschaft. Ich habe von 1993 bis 95 ja zwei Jahre für die Veilchen gespielt. Logisch, dass man da noch etwas lila Blut in sich hat." Der Umstand sorgt für ordentlich Frotzeleien in der Kabine des Fünftligisten. Denn Co-Übungsleiter Robert Koch ist bekanntlich ein früherer Dynamo-Dresden-Held. Rietschel lacht: "Kochi neckt uns immer ein bisschen, aber da haben gerade diese Woche alle ihr Späßchen."
Der Matchplan gegen Aue
Gemeinsam haben sie alle zusammen einen Matchplan gegen die Erzgebirger ausgeheckt. "Wir dürfen nicht hoffen, dass Aue 10mal gegen unsere Latte schießt, sondern müssen selbst auch mit Mut nach vorn gehen und uns nicht verstecken", fordert Rietschel. "Unsere fußballerische Qualität ist gut, auch wenn am Dienstag viel auf einmal stimmen muss." Gegen Lok und Chemnitz beeindruckte der Oberliga-Zweite tatsächlich mit sehenswertem Spielaufbau, doch Drittligist Aue hat deutlich stärkere Individualisten wie Mittelfeld-Techniker Marvin Stefaniak (6 Tore, fünf Vorlagen in der 3. Liga) und Stürmel Marcel Bär (13 Treffer, 3 Assists).
Stoppt die Bärenstadt Bischofswerda den Bär aus dem Erzgebirge?
Rietschel ist klar: "Gegen Bär stellen wir Can-Deniz Tanriver. Er ist ein robuster Kopfballspieler und wir werden Bär versuchen zu doppeln, damit er sich nicht aufdrehen kann. Genauso müssen wir Stefaniak zeitig behindern." Tanriver war bisher der doppelte Pokalheld, traf gegen Lok und Chemnitz zum 3:2 in der Verlängerung, jetzt soll er Bär abmelden.
Bischofswerda will Aues Marcel Bär im Pokal zumindest im übertragenen Sinn zu Fall bringen
Rietschel weiß: "Meine Jungs werden nervös sein, aber das haben sie sich verdient. Es ist eine Faustpfand, dass wir diese Saison nie verloren haben und Sensationen hat es schon immer gegeben." Sogar seit über einem Jahr und 38 Pflichtpartien hält die Mega-Ungeschlagen-Serie der Schiebocker. Klappt das jetzt auch gegen Bär Co., wird es am Ende wie auf Plakaten des Tierparks der 11.000-Einwohner-Stadt heißen: Bärenstark, Bischofswerda!