WM und EM in Leipzig Emotionale Tanz-WM in Leipzig: Deutsche Meister verpassen WM-Silber hauchdünn
Favoritensiege und eine knappe Medaillenentscheidung. Bei der Standard-WM und der Latein-EM der Tänzer in Leipzig haben sich die Favoriten Alexey Glukhov und Anastasia Glazunova aus Moldau sowie Marts Smolko und Tina Bazykina aus Lettland durchgesetzt. Von den sechs deutschen Paaren bei EM und WM schaffte es ein Duo aufs Podest – verpasste aber um wenige Hundertsel eine bessere Platzierung. Eine Medaille holte auch ein „Let’s Dance“-Star.
Wie knapp kann eine Medaillenentscheidung bei einer Tanz-WM sein? Um vier Hundertstelpunkte verpassten am Samstag (12.10.2024) in Leipzig die deutschen Meister Tomas Fainsil und Violetta Fainsil WM-Silber. Bei den Welt-Titelkämpfen im Standard der Amateure mussten sich die beiden Stuttgarter mit 188,17 Punkten hauchdünn mit Platz drei begnügen. Den zweiten Platz holten sich die Rumänen Rares Cojoc und Andreea Matei (188,21 Punkte). Überlegen dagegen der Sieg: Neue Weltmeister sind Alexey Glukhov und Anastasia Glazunova aus Moldau (195,17 Punkte).
Die Medaillengewinner der Standard-WM
Fainsil: "Schockiert und enttäuscht"
Den deutschen Meistern war nach dem Wettkampf der Ärger über Rang drei deutlich anzusehen und anzuhören. "Das Ziel war, Zweite zu werden. Gerade zu Hause hier in Deutschland waren wir ein bisschen schockiert und enttäuscht", sagte etwa Violetta Fainsil am Mikrofon von SPORT IM OSTEN. Rund zwei Stunden nach dem Wettkampfende und einer Dopingprobe war der erste Ärger schon etwas verraucht. Doch auch Tomas Fainsil haderte: "Wir sind nicht sicher, was den Ausschlag gegeben hat", sagte er und kritisierte den Weltverband WDSF: "Das Wertungssystem ändert sich sehr oft. Ich glaube, dass es beim letzten Wettkampf wieder anders war. Da haben die Punktrichter Plätze an die Paare vergeben müssen und keine Punkte. Das war für uns besser. Dann wäre es nicht möglich gewesen, dass wir auf dem gleichen Platz landen wie heute."
Deutsches Duo Fainsil auf Silberkurs
Dabei wäre für Tomas Fainsil und Violetta Fainsil auch in Leipzig Silber möglich gewesen. Die WM-Zweiten von 2023 lagen im Finale, das mit zwei Solo- und drei Tänzen in der Gruppe getanzt wird, nach dem dritten Tanz, dem Tango, noch knapp auf Rang zwei. Die Entscheidung über Silber und Gold fiel erst im abschließenden Quickstep, der in der Gruppe getanzt wurde. Hier setzte sich das rumänische Paar Cojoc/Matei knapp im Duell um Silber durch und gewann nach Bronze 2023 erstmals Silber.
Weltmeisterin Glazunova: "Langer und steiniger Weg"
Wie Cojoc/Matei erlebten auch die neuen Titelträger eine Premiere: Für Glukhov/Glazunova war es der erste WM-Triumph in 14 gemeinsamen Jahren auf dem Parkett. Als bisher beste Platzierung holten sie bei der WM 2021 Bronze. Nun also WM-Gold für die Europameister, die zudem seit Mai 2023 alle Wettbewerbe gewannen, bei denen sie am Start waren: "Dieses Gold bedeutet mit so viel. Es war ein sehr langer und steiniger Weg", sagte Glazunova nach dem Wettkampf am Mikrofon von SPORT IM OSTEN.
Tanz-WM Standard: Die neuen Weltmeister Glukhov (re.) und Glazunova (li.)
Weltmeister Glukhov: "Atmosphäre ist fantastisch"
"Es ist, als ob wir unser ganzes Leben gewartet haben auf den heutigen Tag", ergänzte Glukhov, der das Leipziger Publikum und die mit rund 3.000 Zuschauern gefüllte Messehalle 4 lobte: "Wir sind extrem glücklich, dass wir hier in Leipzig Weltmeister wurden. Die Atmosphäre hier ist fantastisch, das ist eines der besten Tanzsportevents, die wir jemals getanzt haben", so der gebürtige Russe, der gemeinsam mit Glazunova erst kürzlich die Staatsbürgerschaft von Moldau annahm. Bei der Frage nach den Gründen für den Sieg lobte Glukhov die Konkurrenz: "Wir hatten sehr gute Mitkonkurrenten. Das hat uns angespornt."
Fainsil: "Es ist lange her ..."
Damit gemeint waren auch die Fainsils. Und die bedankten sich wie nahezu alle Teilnehmer bei den Tanzbegeisterten und den Organisatoren in Leipzig: "Es ist lange her, dass unsere Föderation so ein gut organisiertes Event hatte, solch ein wundervolles Event, bei dem sich Tänzer wirklich wichtig gefühlt haben", sagte Tomas Fainsil: "Wir hatten lange nicht so ein tolles Publikum."
Drei deutsche Standard-Paare scheiden vorzeitig aus
Neben dem Bronze-dekorierten Fainsil-Duo waren noch drei andere Paare am Start – die verpassten aber allesamt das Finale. Immerhin bis in Viertelfinale kamen Karolis Burneikis und Fabien Charlott Lax, die am Ende auf Rang 14. landeten. Lukasz Switalski und Natalia Mikolajczyk wurden 34., Ionel Egor und Elisabeth Zbarashchuk wurden 50.
Latein-EM: Deutsches Paar verbessert sich auf Rang fünf
Ohne Medaille blieben bei der Latein-EM der Profis auch die Deutschen Fabian Täschner und Daria Titowa. Das Bremer Paar tanzte sich in Leipzig auf Rang fünf – und freute sich dennoch: "Die Atmosphäre hier in Leipzig ist jedes Jahr grandios. Wir haben uns das ganze Jahr auf dieses Event gefreut", sagte Daria Titowa. Das Duo, das seit 2012 gemeinsam tanzt und seither noch keine Medaille bei großen Titelkämpfen gewann, zog ein positives Fazit. Nach dem sechsten Platz bei ihrer ersten Profi-EM im vergangenen Jahr verbesserten sich die Deutschen immerhin um einen Rang.
Fabian Täschner (re.) und Daria Titowa (li.).
Smolko/Bazykina siegen - "Let's-Dance"-Star auf Rang zwei
Der Titel bei der Latein-EM ging ebenso wie bei der Standard-WM an die Top-Favoriten. Marts Smolko und Tina Bazykina aus Lettland siegten mit 182,30 Punkten souverän vor Sergiu Maruster und der aus der TV-Show "Let’s Dance" bekannten Anastasia Maruster-Stan (178,95 Punkte). Bronze holten die von vielen isländischen Fans in Leipzig frenetisch angefeuerten Nikita Bazev und Hanna Run Bazev Oladottir (172,95 Punkte). Dem deutschen Paar Täschner/Titowa fehlten mit 164,55 Punkten schon 8,4 Punkte auf Bronze. Bis ins Halbfinale schaffte es mit Domenico Franzo und Zsofia Garbe ein weiteres deutsches Paar, sie schieden dann aber aus und wurden Neunte - immerhin das beste EM-Ergebnis für beide, die seit 2008 (Franzo) sowie 2009 (Garbe) tanzen.
Llambi: "Toller Abend, richtige Sieger"
"Wir haben einen tollen Abend erlebt", zog Moderator Joachim Llambi überaus positives Fazit der EM und WM. "Wir haben die richtigen Sieger gesehen, mit großem Abstand." Der frühere Tänzer, heutige Moderator und "Let’s-Dance"-Urgestein ordnete die Veranstaltung auch sportlich als hochwertig ein. Zu den neuen Weltmeistern Alexey Glukhov und Anastasia Glazunova sagte er: "Sie waren technisch hervorragend, musikalisch top. Sie hatten diese Souveränität und Leichtigkeit. Sie sind hochverdient Weltmeister geworden." Die EM-Titelträger lobte Llambi: "Auch hier haben die richtigen gewonnen", und ergänzte vielsagend: "Mal sehen, ob wir sie noch lange sehen. Ich habe das Gefühl, dass sie aufhören wollen."
Kommt 2025 die Latein-WM?
Eine vielsagende Prognose gab Llambi auch schon für die Tanz-Veranstaltung 2025 auf der Leipziger Messe ab. "Der 18. Oktober steht. Wir werden zu 99 Prozent die Weltmeisterschaft in den Lateintänzen haben mit einem großen deutschen Favoriten."
Dirk Hofmeister