Beim FC Ingolstadt Wittmann erste Trainerin im deutschen Männer-Profifußball
Sabrina Wittmann ersetzt Michael Köllner bei Drittligist FC Ingolstadt. Wittmann trainierte bisher die U19 der Schanzer und ist nun die erste Cheftrainerin im deutschen Männer-Profifußball. Sie selbst empfindet "maximale Dankbarkeit".
Am Donnerstagnachmittag um 15 Uhr betrat Sabrina Wittmann zum ersten Mal einen Fußballplatz als Cheftrainerin einer Männer-Profimannschaft. Die 32-Jährige, die die Nachfolge von Michael Köllner beim FC Ingolstadt antritt, leitete direkt ihr erstes Training. Wittmann ist keine Novizin im Männerfußball. Bisher trainierte sie die U19 der Schanzer. In ihrer neuen Rolle schreibt sie dennoch Geschichte. Die gebürtige Ingolstädterin ist die erste Trainerin im deutschen Männer-Profifußball.
Wenig Neues, nur viele Kameras
Soviel habe sich gar nicht geändert im Vergleich zu ihrer bisherigen Aufgabe, berichtete Wittmann nach ihrer Premieren-Einheit im BR24Sport-Interview. Eines sei dann aber doch ungewohnt gewesen. "Bei uns im A-Jugendtraining waren auf jeden Fall keine 48 Kameras nebendran. Das ist der größte Unterschied heute", grinste die neue Chefin des FCI. Ansonsten habe es sich "komplett gleich angefühlt auf dem Platz", berichtete Wittmann.
Der grüne Rasen sei schließlich ihr "Safe Space" - und das schon lange. Seit neunzehn Jahren ist Wittmann im Verein - zuerst als Spielerin, später wechselte sie auf die Trainerbank. Die heute 32-Jährige durchlief als Trainerin sämtliche Jugenden des FCI. Vor drei Jahren übernahm sie die U19 der Männer bei den Oberbayern. "Sabrina ist natürlich schon ganz lange in dem Verein. Sie hat viele Stationen schon durchlaufen und hat natürlich auch schon sehr viele Talente herausgebracht", lobt Sportdirektor Ivo Grlic seine Interimstrainerin.
Nach der U19-Vizemeisterschaft folgt die Beförderung
"Sie ist ein sehr direkter Mensch, sehr authentisch. Man weiß immer, woran man bei ihr ist. Sie hat natürlich sehr viel Talent und hat es mit der U19 geschafft, die Vizemeisterschaft einzufahren und das ist eine wirklich sehr gute Leistung. Am Wochenende gewannen die A-Junioren der Oberbayern gegen den 1. FC Kaiserslautern mit 3:0 und sind damit nicht mehr von Platz zwei zu verdrängen. Für Wittmann folgte jetzt die schnelle Beförderung.
"Es ist mein Heimatverein, ich bin hier seit 19 Jahren. Ich kenne alle Spieler, von den ganz kleinen bis zu den ganz großen, deshalb ist es eine maximale Wertschätzung vom Verein, mir diese Aufgabe in dieser schwierigen Situation zu übergeben", freute sich die Interimstrainerin, die ihre Aufgabe zunächst bis zum Saisonende ausüben wird.
Grlic: "Sie hat von uns die Unterstützung"
In den noch verbleibenden drei Partien in der 3. Liga wollen Wittmann und ihr Team begeisternden Fußball spielen. Ihr Spielstil sei "intensiv, fleißig, emotional" erklärte die 32-Jährige, für die es auch darum geht, Werbung für sich und eine Weiterbeschäftigung zu betreiben.
"Das ist für sie ein großer Schritt, aber sie hat von uns die Unterstützung und wir sind uns sicher, dass sie eine gute Arbeit macht", findet ihr Sportdirektor. Die Beförderung Wittmanns ist für ihn eine logische Folge: "Wir sind nicht nur da, um unsere Spieler weiterzuentwickeln, sondern auch unsere Trainer."
Wittmann hat noch keine A-Lizenz als Trainerin
Bis Sommer wird Wittmann das Amt ausüben. Ihr fehlt noch die A-Lizenz, die zum trainieren einer Profimannschaft nötig ist. Der DFB verweigerte ihr zuletzt die Teilnahme am Trainer-Lehrgang, weil sie die Zulassungsvoraussetzung nicht erfüllte. Ihr fehlten drei Monate sogenannte "relevante Trainererfahrung". Beim FCI hoffen sie nun, dass der DFB Wittmann beim nächsten Mal zulässt. "Natürlich hoffen wir dann auch, dass sie im nächsten Lehrgang dabei ist", sagte Grlic.
Lob von Augsburgs Thorup
Unterdessen gibt es Lob von Wittmanns männlichen Kollegen. FC-Augsburg-Trainer Jess Thorup sagte auf der Spieltags-Pressekonferenz: "Das freut mich, dass die Frauen auch einen Impact auf den Fußball haben. Viel Erfolg von meiner Seite." In der Bundesliga hatte zuletzt Marie-Louise Eta Geschichte geschrieben. Sie hatte nach der Entlassung von Urs Fischer bei Union Berlin als Interimstrainerin zusammen mit Marco Grote agiert.
Wittmann hingegen hat die alleinige Verantwortung bei den Schanzern. Ihre Assistenten werden Maniyel Nergiz und Julian Kolbeck sein.
Quelle: BR24Sport 02.05.2024 - 18:50 Uhr