2. Fußball-Bundesliga Die Gründe für Kloses Stotterstart beim 1. FC Nürnberg
Die Euphorie, die die Ankunft von Trainer Miroslav Klose ausgelöst hat, flacht angesichts einer ausbaufähigen Punktausbeute ab. Die Gründe für den Stotterstart des 1. FC Nürnberg sind aber nicht nur beim Trainer zu suchen.
Die Euphorie war groß beim 1. FC Nürnberg vor der Saison. Mit einer runderneuerten und hochkarätig verstärkten Mannschaft und dem Ex-Weltklasseprofi Miroslav Klose als Trainer wollte man die vergangene Saison schnell vergessen machen. Damals hielt man mit Ach und Krach die Klasse in der 2. Bundesliga. Es sollte vieles anders werden. Doch in dieser Saison hat der Club einen Stolperstart hingelegt. Die Begeisterung weicht langsam aber sicher Ernüchterung beim fränkischen Anhang. Ein Sieg bei Aufsteiger Ulm am Samstag (ab 13.00 in der Radioreportage) ist fast schon Pflicht.
FCN schießt sich im Test gegen Aue Frust von der Seele
Besonders mit Blick auf das jüngste Ergebnis vor der Länderspielpause. Beim 0:4 gegen den 1. FC Magdeburg ergab sich die Mannschaft von Trainer Miroslav Klose regelrecht ihrem Schicksal. Einige Spieler seien nicht an ihre Leistungsgrenzen gegangen, kritisierte der Chef sein Team. Die Länderspielpause komme gerade recht, sagte er damals.
Und die nutzten die Clubprofis, um sich gegen Drittliga-Tabellenführer Erzgebirge Aue mit einem 6:0-Kantersieg den Frust von der Seele zu schießen. Zusätzlich begrüßte Klose einige Profis zurück auf dem Platz. U. a. Neuzugang Mahir Emreli (Dinamo Zagreb) trainierte erstmals mit der Mannschaft und wird somit in den kommenden Wochen auch in den Spielbetrieb einsteigen - vielleicht ja schon mit einem Kurzeinsatz in Ulm.
Klose erwartet Reaktion auf Magdeburg-Klatsche
Das hängt wohl ganz davon ab, wie sich seine Teamkollegen beim Aufsteiger schlagen, der nach vier Spielen noch sieglos ist. Der FCN reist als klarer Favorit zu den "Spatzen". "Jeder erwartet jetzt eine Reaktion von uns. Die erwarte ich auch von den Jungs", sagte Trainer Klose nach dem öffentlichen Training am Dienstag und erhöhte so auch den Druck auf seine Mannschaft.
Bisher funktioniert nämlich nicht allzu viel beim 1. FC Nürnberg. Die Saisonbilanz liest sich mit sieben Punkten aus fünf Pflichtspielen (Weiterkommen im Pokal eingerechnet) gerade noch akzeptabel. Doch die Ergebnisse täuschten. Der 3:1-Sieg gegen Schalke am zweiten Spieltag kam dann doch etwas glücklich zustande, zumal die Mannschaft im ersten Durchgang quasi nicht stattfand und erst in der zweiten Halbzeit aufwachte.
Im Pokal geriet die Klose-Elf in Saarbrücken in den zweiten 45 Minuten gehörig ins Schlingern, nachdem es in Halbzeit eins nicht danach ausgesehen hatte, als fände der Drittligist nochmal in die Partie. Eine Woche später entführten die Franken einen Punkt aus Darmstadt und wussten hinterher selber nicht, wie sie dieses Kunststück mit nur fünf Torschüssen vollbracht hatten. Überspitzt gesagt, hat der FCN in dieser Saison erst zwei zufriedenstellende Halbzeiten gespielt.
Klose-Fußball beim 1. FC Nürnberg noch nicht erkennbar
Doch es liegt nicht nur an der Einstellung der Mannschaft, besonders im Zweikampfverhalten, das Klose immer wieder monierte. Unter ihm soll der Club attraktiven Fußball spielen. Der beinhaltet ein schnelles Umschalten nach Ballgewinn: Mit möglichst wenig Kontakten und in kürzester Zeit vors gegnerische Tor. Ganz vereinzelt wird diese Idee schon umgesetzt. Aber meist nur, wenn sich die emsigen Arbeiter Jens Castrop und Casper Jander den Ball schnappen und durchs Mittelfeld treiben.
Ab dem Strafraum wird es dann mühsam, denn dem Club fehlt besonders die offensive Idee. Verwunderlich angesichts des ehemaligen Weltklasse-Stürmers Klose als Trainer, der seine Gedanken noch nicht an seine Angreifer bringen konnte. Lukas Schleimer läuft und arbeitet viel, ist aber nicht der klassische Vollstrecker. Neuzugang Janni Serra - eigentlich ein klassischer Neuner - spielt noch überhaupt keine Rolle. Mahir Emreli war bis jetzt verletzt.
FCN genauso defensiv anfällig wie letzte Saison
Doch nicht nur vorne klemmt es, auch hinten hat der Club Probleme - stellt mit neun Gegentoren schon wieder die drittschlechteste Defensive der 2. Bundesliga. Letzte Spielzeit stand man am Ende bei 64 Gegentoren - der zweitschlechteste Wert der Liga.
Auch deshalb verpflichtete man im Sommer Routinier Robin Knoche. Der erfahrene Bundesliga-Profi, der auch schon in der Champions League auflief, ist bisher nicht die Stütze für den jungen Finn Jeltsch, sondern muss eher vom U17-Weltmeister abgesichert werden. Besonders das Tempo ist ein großes Defizit Knoches. Gegen schnelle Gegenspieler hat der 32-Jährige oft das Nachsehen.
Nicht ausgeschlossen, dass Klose auch sein 4-3-3-System überdenkt. Sportvorstand Joti Chatzialexiou sagte nach dem Testspiel gegen Aue gegenüber der "BILD": "Wir haben ein, zwei andere Systeme ausprobiert und den Schwerpunkt noch einmal auf die Defensive gelegt, damit wir kompakter stehen und nicht die Ordnung verlieren."
Mit neuer Ordnung und dann vielleicht auch erkennbarer Idee will es der Club in Ulm angehen - und vielleicht endlich in die Spur finden.
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Quelle: BR24Sport im Radio 11.09.2024 - 13:54 Uhr