Deutschland Tour 2023 Georg Zimmermann: Manchmal muss eine Pause sein
Georg Zimmermann hatte sich für die Königsetappe der Deutschland Tour einiges vorgenommen, am Ende reichte es nicht ganz. Von seiner Pause nach der Tour de France profitiert er aber trotzdem.
Der DJ in Winterberg, dem Zielort der zweiten Etappe, hatte auf jeden Fall Humor. Denn während ein heftiges Unwetter über die Wintersport-Stadt im Sauerland wütete, schallte Rihannas Welthit "Umbrella" aus den Boxen. Einen "Umbrella", also einen Regenschirm, hätten auch die Fahrer auf der Strecke gut gebrauchen können. Über 200 Kilometer mussten sich diese in strömendem Regen am Freitag (25.08.2023) durch Hessen und Nordrhein-Westfalen kämpfen. Am Ende kam Gregor Mühlberger (Movistar Team) aus Österreich am besten mit den für das Sauerland typischen Wetterkapriolen klar und holte sich den Sieg.
Gut drauf, aber nicht gut genug
Mit 2.950 Höhenmetern war die Etappe die anspruchsvollste der diesjährigen Deutschland Tour und hätte für eine Vorentscheidung im Gesamtklassement sorgen können. Das Rote Trikot bleibt aber beim 23-jährigen Überraschungsführenden Ilan Van Wilder (Soudal-Quick Step). Einer, der nach einem fünften Platz 2021 sowie Platz vier im vergangenen Jahr ebenfalls auf das Podium schielt, ist der Deutsche Georg Zimmermann.
Vor allem den Freitag hatte sich der 25-Jährige rausgepickt, um einen Angriff nach vorne zu setzen, das Wetter machte aber einen Strich durch die Rechnung. Der Kapitän vom Team Intermarché-Circus-Wanty musste sich mit Platz acht zufriedengeben. "Das Ergebnis gibt ganz gut mein Leistungslevel wieder. Ich bin gut drauf, aber nicht so gut wie bei der Tour de France. Für den Etappensieg reicht es nicht ganz", so Zimmermann.
Georg Zimmermann
Dabei fährt Zimmermann bisher die Saison seines Lebens, in der er den Durchbruch in die erweiterte Weltspitze schaffte. Nur knapp verpasste er einen Etappensieg bei der Tour de France, als er sich im Zielsprint lediglich Pello Bilbao geschlagen geben musste. Dafür durfte der Augsburger nur wenige Wochen zuvor den größten Sieg seiner Karriere feiern, nachdem er auf der sechsten Etappe der Dauphiné-Rundfahrt als Erster die Ziellinie überquerte.
Ein Erfolg, den er sich hart erarbeitete. Die Deutschland Tour sieht Zimmermann jedoch entspannter. "Bei der Tour de France herrscht so viel Trubel und Stress. Hier kann man dagegen mehr das Rennen genießen", erzählt er beim Sportschau-Interview. "Ich will mir keinen Druck machen."
Die Tour zollt ihren Tribut
Ganz anders als bei der Tour de France. Die dreiwöchige Rundfahrt habe ihre Spuren bei Zimmermann hinterlassen, wie er berichtet. Die ersten zehn Tage sei er richtig kaputt und müde gewesen. "Da musste ich mich sogar aufraffen, um einkaufen zu gehen. Und eigentlich hatte ich mir vorgenommen, viel mit Freunden und Verwandten zu unternehmen, aber da war ich dann so kaputt, dass ich erst einmal durchschnaufen musste", so Zimmermann. Nun habe er seine Batterien aber wieder aufgeladen.
Der Augsburger ist nicht der erste Radprofi, der offen über die körperlichen und mentalen Strapazen des vollen Wettkampfkalenders spricht. Erst Anfang August stieg die Schweizerin Marlen Reusser beim WM-Zeitfahren in Glasgow mitten im Rennen vom Rad. Hinterher sagte sie gegenüber dem Schweizer Fernsehsender "SRF", dass ihr der Hunger gefehlt habe.
"Es kam im Rennen der Moment, an dem ich hätte aufdrehen müssen, ich hatte keinen Bock und habe dann einfach gestoppt", so die Zeitfahr-Europameisterin von 2022. "Nach der Tour de Suisse ging es in ein Loch. Es kam nie der Moment, als ich durchschnaufen konnte. Es ging direkt weiter, mit der Tour de France und jetzt mit dieser WM." Nun brauche sie erst einmal eine Pause.
Man muss für die Pause selbst sorgen
Die hat sich Zimmermann genommen. Zu Reusser sagt er: "Ich finde es nicht gut, dass es so weit gekommen ist. Aber sie ist mit einem schlechten Problem gut umgegangen." Er selbst sei sich bewusst, dass er selbst für Pausen sorgen müsse. "Da wird niemand auf dich zukommen und sagen, hey, du hattest ein ziemlich straffes Programm, mach mal eine Pause", so Zimmermann. Man müsse schon auf seinen Körper hören. "Es ist wichtig, dass man sich die Zeit nimmt, sich zu erholen, wenn man müde ist."
Bei der Deutschland Tour gehört Zimmermann inzwischen zu den Lieblingen der Fans, muss Autogramme geben und für Fotos bereitstehen. Aber das gefällt dem jungen Fahrer, der beim Bäcker in seiner Heimat schon hier und da erkannt wird. "Aber ich bin ja nicht Kylian Mbappé und kann noch gemütlich essen gehen", sagt Zimmermann mit einem Grinsen. Auf die Frage, ob der Gesamtsieg bei der Deutschland Tour noch drin ist, gibt es er sich ähnlich selbstsicher. "Abgerechnet wird auf der letzten Etappe in Bremen."