Frauen-Bundesliga Jena und Potsdam - Zwei Rückkehrer wollen das Eine
Mit Turbine Potsdam und dem FC Carl Zeiss Jena sind zwei Klubs in die Bundesliga zurückgekehrt, die auf eine lange Geschichte im Frauenfußball zurückblicken können. Nun lautet das oberste Ziel Klassenerhalt.
Selten war der Kampf um den Aufstieg so spannend, schließlich stand erst am letzten Spieltag der vergangenen Zweitliga-Saison fest: Turbine Potsdam und der FC Carl Zeiss Jena würden in die Bundesliga zurückkehren. Und beide Klubs sind wahrlich keine Unbekannten im deutschen Frauenfußball.
So war Potsdam bis zum Abstieg 2023 fast drei Jahrzehnte durchgängig in der Bundesliga vertreten, gewann zahlreiche deutsche Meistertitel sowie 2010 sogar die Champions League. Währenddessen hat auch in Jena der Fußball der Frauen eine große Tradition, der Klub geht in seine 14. Saison.
Jena das jüngste Team der Liga
Nach dem Bundesliga-Abstieg vor zwei Jahren stellte sich Jena personell neu auf. Mit Isabelle Knipp übernahm eine ehemalige Spielerin die sportliche Leitung, zudem steht seit der vergangenen Saison ein neuer Trainer, Florian Kästner, an der Seitenlinie. Und dieser hat ein deutliches Ziel vor Augen. "Ganz klar den Klassenerhalt. Davon gehen wir auch fest aus, da wir Vertrauen in die Qualität unserer Mannschaft haben", so Kästner gegenüber der Sportschau.
Einen Großteil seines Teams musste Kästner in der Tat nicht neu kennenlernen, denn Leistungsträgerinnen wie Kapitänin Merza Julević, Torhüterin Jasmin Janning oder Luca Birkholz, mit 13 Treffern die beste Torschützin der vergangenen Saison, blieben dem Verein erhalten. Neu dabei sind unter anderem Anna Margraf sowie Noemi Gentile – zwei Spielerinnen, die über Bundesliga-Erfahrung verfügen.
Insgesamt stellt Jena das jüngste Team der Liga. "Das ist Stärke und sicher auch Schwäche zugleich", sagt Kästner, der mit seinen 25 Jahren ebenfalls der jüngste Trainer der Liga ist. "Unsere Mannschaft kann, ohne sich große Gedanken zu machen, mit viel Dynamik und Intensität in die Spiele gehen. Andererseits fehlt der ein oder anderen Spielerin vielleicht die Erfahrung."
Potsdam mit Demut und Konzentration
Den Klassenerhalt schaffen, das nimmt sich auch Turbine Potsdam fest vor. Als Aufsteiger sei dafür jedoch auch eine Portion Demut sowie große Konzentration vonnöten, meint Marco Gebhardt. "Wir müssen in jedem einzelnen Spiel und Training an die Leistungsgrenze gehen, um erfolgreich zu sein", so der Turbine-Trainer zur Sportschau. Gleichzeitig wolle man aber auch die eigene Spielphilosophie auf den Platz bringen.
Dazu gehörten als entscheidende Faktoren das Teamgefüge sowie die Kommunikation innerhalb des Teams. Vor allem an letzterer müsse man noch arbeiten. "Uns allen noch mehr das Vertrauen zu schenken und offener miteinander umzugehen, das bleibt noch ein großes Puzzleteil bei uns", erzählt Gebhardt. "Es liegt halt nicht immer nur alles an der Aufstellung, sondern viel mehr an der Einstellung. Wenn wir das verinnerlichen, werden wir unsere Ziele erreichen", ist sich der 51-Jährige sicher.
Ein Hauptsponsor fehlt bei Turbine
Lange Zeit galt Turbine Potsdam als das Maß aller Dinge im Frauenfußball. Die Zeiten sind jedoch lange vorbei, mittlerweile dominieren Klubs mit einem starken Männerverein im Rücken das Geschehen. Und dorthin zieht es auch die besten Spielerinnen. Als Turbine im vergangenen Jahr den Weg in die zweite Bundesliga antreten musste, war dies auch eine direkte Konsequenz aus einem Umbruch, den der Verein nicht auffangen konnte. Der Abstieg machte sich natürlich auch finanziell bemerkbar, noch immer sucht Potsdam nach einem Hauptsponsor.
Diese Nebengeräusche auszublenden, das ist die Aufgabe von Gebhardt und seinen Spielerinnen. Sein Vertrauen schenkt der Trainer abermals Jennifer Cramer, die Kapitänin ist ein Potsdamer Eigengewächs. Ebenfalls in Potsdam geblieben sind die derzeit verletzte Viktoria Schwalm sowie Laura Lindner. Neu im Team sind dagegen unter anderem Emilie Bernhardt und Caroline Krawczyk, die von Werder Bremen beziehungsweise aus der Schweiz in die brandenburgische Hauptstadt wechselten.
Jena will Wolfsburg Paroli bieten
Während sich Bernhardt direkt am zweiten Spieltag auf ein Wiedersehen mit ihrem alten Verein - Turbine muss auswärts in Bremen ran - freuen darf, bekommt es Jena mit dem VfL Wolfsburg zu tun. Eine Mammutaufgabe, vor der Kästner aber nicht zurückschreckt. Nach dem Weiterkommen im DFB-Pokal am vergangenen Wochenende und der trotz Niederlage guten Auftaktpartie gegen Frankfurt habe das Team ein gewisses Selbstvertrauen entwickelt.
Dennoch wisse Kästner natürlich um die Stärke des VfL, der nun doch mit seinem Trainer Tommy Stroot verlängerte. "Die Wolfsburgerinnen wollen natürlich drei Punkte aus Jena mitnehmen und kommen nach dem Unentschieden zum Auftakt womöglich auch mit etwas Frust zu uns. Für uns ist es wichtig, dass wir als Einheit auftreten", so Kästner. Dass das gelingen kann, zeigte Jena bereits im Sommer, als es den "Wölfinnen" ein 0:0-Unentschieden abringen konnte. Allerdings trat Wolfsburg damals ohne seine Stars um Alex Popp und Co. an.