Schwimmen bei den Paralympics Scholz und Topf holen erste Goldmedaillen für deutsches Team
Schwimmerin Tanja Scholz hat am Sonntagabend (01.09.2024) die erste Goldmedaille für das deutsche Team bei den Paralympics 2024 gewonnen. Sie siegte am vierten Wettkampftag im Finale über 150 m Lagen. Nur Minuten später triumphierte in Paris auch ihr Teamkollege Josia Topf auf derselben Strecke. Verena Schott belegte über 100 m Brust Platz fünf.
Sie konnte ihr Glück nach dem Anschlag kaum fassen, weinte vor Glück und schrie ihre Freude lauthals in die große La Defense Arena hinein: In paralympischer Rekordzeit von 2:51,31 Minuten gewann die Elmshornerin Tanja Scholz in der Klasse SM4 vor 15.000 begeisterten Zuschauerinnen und Zuschauern am Ende mit deutlichem Vorsprung. Auf der letzten Bahn im Freistil hatte sie sich an die Spitze des Feldes geschoben. "Ich bin so stolz, dass ich das zeigen konnte, denn da steckt so viel Arbeit drin. Jetzt ist was dabei herausgekommen, das ist so erleichternd und so schön", sagte Scholz im Sportschau-Interview. Seit einem Reitunfall im Juni 2020 ist die 40-Jährige inkomplett querschnittsgelähmt.
Hinter der Deutschen sicherte sich die unter neutraler Flagge startende Russin Nataliia Butkova die Silbermedaille (2:54,68), Bronze ging an Lidia Viera da Cruz aus Brasilien (2:57,16). Gina Böttcher aus Potsdam, bei der WM im vergangenen Jahr hinter Scholz noch Zweite über 150 m Lagen, verpasste dieses Mal eine Medaille ganz knapp: In 2:57,44 Min. belegte sie Platz vier.
Größter Erfolg in der bisherigen Karriere von Scholz
Der Triumph in Paris ist der größte Erfolg in der Karriere von Scholz, die bereits sechs WM-Titel gesammelt hat. Bei ihrer Paralympics-Premiere war sie in den ersten beiden Disziplinen leer ausgegangen. Über 100 m und 200 m Freistil belegte Scholz in der Startklasse S5 der weniger eingeschränkten Athletinnen die Plätze sechs und acht. Dabei hatte sie Probleme mit der niedrigen Wassertemperatur und bekam während des Rennens Spastiken.
Topf gewinnt dank unwiderstehlichem Schlussspurt
In der Klasse SM3 bei den Männern schien Vize-Weltmeister Josia Topf aus Erlangen, Drittschnellster der Vorläufe, vom Erfolg seiner Teamkollegin extra motiviert zu sein: Bei der letzten Wende "nur" an Position drei liegend, überholte der 21-Jährige auf den letzten 50 Metern mit einem starken Finish die Australier Ahmed Kelly und Grant Patterson noch. Er gewann in 3:00,16 Minuten mit genau zwei Sekunden Vorsprung Gold - und war fast zwölf Sekunden schneller als im Vorlauf, wo er sich noch ein bisschen zurückgehalten hatte. "Das ist ziemlich unglaublich. Ich wusste, dass ich in guter Form bin und gut abliefern kann, aber damit habe ich nicht gerechnet", sagte Topf im Sportschau-Interview zu seiner Goldmedaille.
Topf geht auch über 50 m Rücken ambitioniert an den Start
Topf, der mit dem sogenannten TAR-Syndrom auf die Welt gekommen ist und eine Fehlbildung der Arme hat, hatte 2022 bereits zwei WM-Medaillen gewonnen. Bei den Europameisterschaft im vergangenen April war er dreimal Zweiter geworden. Auch für ihn ist das Gold in Paris der bisherige Karriere-Höhepunkt. Mit den Goldmedaillen von Topf und Scholz sowie den Bronzemedaillen von Mira Maack und Maurice Wetekam haben die deutschen Schwimmer nun vier Podestplätze in Paris in ihrer Bilanz.
Schon unmittelbar nach seinem Triumph über 150 m Lagen dachte Topf bereits wieder voraus: Am Montag (02.09.2024, 10.13 Uhr) startet Topf über 50 m Rücken. Deshalb wollte er am Abend sein Gold-Rennen nach Möglichkeit noch genau analysieren. "Wenn wir da Fehler sehen, kann ich das hoffentlich besser machen. Denn ich will wieder vorne angreifen."
100 m Brust: Verena Schott schwimmt auf Platz fünf
Wie erwartet nichts mit der Medaillenvergabe zu tun hatte im dritten Finale des Abends mit deutscher Beteiligung Verena Schott: Beim Sieg der Britin Grace Harvey (1:42,33 Min.) in der Klasse SB5 schwamm die 35-Jährige auf Platz fünf (1:49,35).
Für Schott, die eine sechswöchige Krankheitspause hinter sich hat, war es bereits ihr dritter Start in Paris. Über 200 m Lagen in der Klasse SM6 war sie Siebte geworden. Über 50 m Freistil hatte sie den Endlauf verpasst. Sie wird auch noch die 50 m Schmetterling und 100 m Rücken schwimmen.