Rudern bei den Paralympics Deutsche Mixed-Boote im Finale - Klemp muss in Hoffnungslauf
Der deutschen Mixed-Boote sind zum Auftakt der Ruder-Wettbewerbe direkt ins Finale eingezogen. Marcus Klemp muss in den Einer-Hoffnungslauf.
Die Zweier-Besatzung Hermine Krumbein/Jan Helmich war im Wassersportstadion Vaires-sur-Marne am Freitag (30.08.2024) nach einer Gewitter-Pause auf den Punkt da und legte einen grandiosen Vorlauf in der Startklasse PR3 hin. Nach explosivem Start ließen die Braunschweigerin und der Dortmunder das favorisierte britische Boot mit Annabel Caddick und Samuel Murray bei der 1500-m-Marke vorbeiziehen, ehe sie in einem unwiderstehlichen Endspurt den Vorlauf-Sieg in 7:12,07 Minuten unter Dach und Fach brachten.
"Uns war klar, dass wir auf Strecke etwas weniger Speed haben als die Briten", sagte Helmich dem ZDF. "Ich habe gedacht. Nur noch Gas geben, hat funktioniert."
Das Kommando "Tank leermachen" von Helmich kam etwa 300 Meter vor dem Ziel. Der 26-Jährige, der einen Klumpfuß hat, gibt seiner Partnerin die Kommandos, weil die Schlagfrau sehbehindert ist. Das Boot wurde erst in dieser Saison neu formiert. Helmich rückte aus dem Vierer in den Zweier.
Ein gelungener Move von Bundestrainer Marc Stallberg. Krumbein/Helmich holten bei der EM in Szeged Silber. In dieser Form gehören sie im paralympischen Endlauf am Sonntag (01.09.2024) zu den Medaillenkandidaten. "Wenn wir es so angehen wie heute, ist alles möglich", sagte Helmich.
Mixed-Vierer: Mit Platz zwei in den Endlauf
Direkt nach dem Zweier löste auch der Mixed-Vierer (PR3) seine Pflichtaufgabe. Im ersten Vorlauf fuhren Susanne Lackner, Valentin Luz, Marc Lembeck, Kathrin Marchand und Steuerfrau Inga Thöne mit einer starken Renneinteilung auf den zum Weiterkommen nötigen zweiten Platz.
Der seit 14 Jahren ungeschlagene Vierer Großbritanniens gewann den Vorlauf mit einer Machtdemonstration. In 6:43,68 Minuten stellten Francesca Allen/Giedre Rakauskaite/Josh O'Brien/Ed Fuller mit Steuerfrau Erin Kennedy eine Weltbestzeit auf. Das deutsche Boot war knapp 13 Sekunden langsamer, aber schneller als der US-Vierer, der den zweiten Vorlauf gewann.
Einer-Ruderer Klemp: "Ich will unter die ersten Sechs"
Marcus Klemp war auf der 2000-m-Strecke schlecht vom Start weggekommen und schaffte es nicht, mit seiner wie gewohnt ruhigen Schlag-Frequenz noch entscheidend nach vorne zu kommen. In 9:26,88 Minuten belegte er Rang vier in seinem Lauf. Im Hoffnungslauf am Samstag (31.08.2024) hat er aber noch die Chance, das Finale in der Startklase PR1 zu erreichen.
Der 42-Jährige Klemp, Regierungsobersekretär bei der Bundeswehr, hatte in dieser Saison Anlaufschwierigkeiten. Nach einer Corona-Infektion zu Ostern brach er sich zwei Rippen. Bei der EM wurde er Sechster, beim Weltcup in Poznan vor den Paralympics zeigte die Formkurve mit Rang vier wieder deutlich nach oben.
"Wir hätten uns ein bisschen näher dran gewünscht", sagte Klemp. "In der laufenden Saison einen Trainingsrückstand aufzuholen, ist fast unmöglich, die anderen schlafen nicht." Als Ziel für den Hoffnungslauf gab er das Finale aus: "Ich will unter die ersten Sechs."
Dritter Paralympics-Start für Klemp
Klemp, der wegen einer Cerebralparese motorisch eingeschränkt ist, nimmt bereits zum dritten Mal an Paralympics teil. In Tokio hatte der Athlet vom Olympischen Ruderclub Rostock im B-Finale den zweiten Platz und damit in der Gesamtwertung Rang acht belegt.
Die beste Zeit in den beiden Vorläufen von Paris lieferte der Brite Benjamin Pritchard ab (8:51,26) vor Roman Poljanskyj (9:04,88). Der Ukrainer ist Welt- und Europameister und schickt sich an, in Paris seinen dritten Paralympics-Sieg nach Rio und Tokio einzufahren - es wäre das perfekte Geschenk zu seinem 38. Geburtstag am Sonntag.
Top-Favoritin Roekkum muss in den Hoffnungslauf
Im Einer der Frauen gab es eine kleine Überraschung. Top-Favoritin und Tokio-Siegerin Birgit Lovise Roekkum aus Norwegen verpasste den direkten Einzug ins Finale als Zweite hinter der Ukrainerin Anna Sheremet und muss einen Umweg über den Hoffnungslauf nehmen. Die beste Zeit legte Moran Samuel aus Israel vor (9:58,02).
Hoffnungsläufe am Samstag, Finals am Sonntag
Das Rudern bei den Paralympics soll an drei Tagen durchgezogen werden. Nach den Vorläufen werden am Samstag (31.08.2024) die Hoffnungsrunden ausgetragen. Am Sonntag (01.09.2024) geht es dann um die Medaillen. Bei den Spielen in Tokio hatte es keine Medaillen für den Deutschen Ruderverband gegeben.