Para-Triathlon Gelhaar gewinnt Silber beim Debüt - Bronze für Schulz und Renner/Paulig
Paralympics-Debütant Max Gelhaar hat in Paris die Silbermedaille im Triathlon gewonnen. Bronze gab es für Martin Schulz sowie Anja Renner mit Guide Maria Paulig.
Nach 750 m Schwimmen, 20 km auf dem Rad und dem abschließenden 5-km-Lauf wusste Max Gelhaar noch genau, worauf er achten musste. Auf der Zielgeraden ließ sich der Paralympics-Debütant die deutsche Fahne geben und lief dann strahlend nach 1:08:43 Stunden als Zweiter über die Ziellinie am Pont Alexandre III. Mit ausgebreiteten Armen posierte der 26-Jährige, der rechts eine spastische Hemiparese hat, dann auch sofort für die Fotografen im Zielbereich.
"Es ist so ausgegangen, wie ich es erwartet hatte", erklärte Gelhaar überglücklich. "Ich warte jetzt noch auf meine Teamkollegen und dann wird heute noch richtig gefeiert." Bundestrainer Bundestrainer Tom sagte: "Ich habe von vorne bis hinten mitgefiebert - und unser Drehbuch für das Rennen ist genau aufgegangen."
Gelhaar hatte schon bei der WM im vergangenen Jahr Silber gewonnen. Und wie bei der Weltmeisterschaft holte der Spanier Daniel Molina Gold (1:08,05). Bronze ging an den Niederländer Nico van der Burgt (1:09,24).
Zweimal Bronze kurz hintereinander
Und das deutsche Team konnte sich wenig später innerhalb von ein paar Minuten noch zweimal freuen. Erst waren die sehbeeinträchtigte Renner und Guide Paulig mit der Deutschland-Fahne als Dritte ins Ziel gekommen. Dann war es Martin Schulz, der sich ebenfalls Bronze sicherte. Gelhaars Trainingspartner war nach seinen Siegen in Rio und Tokio als Favorit ins Rennen gegangen. Im Ziel jubelte der deutsche Fahnenträger von der Eröffnungsfeier allerdings auch über Bronze und kämpte mit den Tränen.
Enttäuschung? Nein! "Ich bin so happy über die Medaille", sagte er 34-Jährige. "Ich bin in den letzten zwei, drei Tagen gesundheitlich angeschlagen gewesen. Woher ich die Power genommen habe, weiß ich nicht."
Entwarnung schon späten am Sonntagabend
Die insgesamt elf Rennen waren nach den Regenfällen am Freitag und Samstag am Sonntagmorgen wegen schlechter Wasserqualität in der Seine auf Montag verschoben worden. Die Veranstalter gaben schon am Sonntagabend Entwarnung. Am Morgen wurde das Wasser noch einmal kontrolliert und dann grünes Licht gegeben.
Gelhaar und Schulz erklärten nach ihren Rennen, dass sie sich nicht mit der Wasserqualität auseinandergesetzt hätten. Und je länger die Rennen am Montag dauerten, desto mehr Pariserinnen und Pariser bekamen offenbar auch mit, dass die Wettbewerbe stattfanden. An der Strecke wurde es immer voller. Besonders in der Zielkurve vor der Brücke und an der Laufstrecke herrschte großes Gedränge. "Die Stimmung war einfach geil", jubelte Gelhaar.
Gelhaar besonders auf dem Rad stark
Gelhaar war als Vierter aus der Seine gekommen, 22 Sekunden hinter dem Führenden Molina aus Spanien. Allerdings hatte der Leipziger schon nach dem Wechsel aufs Rad Ibrahim Al Hussein aus dem Flüchtlingsteam überholt und schloss dann schnell zum Spitzenduo auf. Und Molina konnte schon bald nicht mehr folgen. Gelhaar setzte sich in der zweiten Runde an die Spitze, van der Burgt blieb aber konstant ein paar Sekunden hinter ihm.
Ich hatte gehofft, dass ich beim Laufen mit Molina mithalten könnte. Ich habe dann das Klacken seiner Blades gehört - und da wusste ich schon, dass das Tempo zu schnell ist.
Sechs waren es in der Wechselzone. Der Rückstand von Molina, der anders als seine beiden Kontrahenten eine Prothese trägt, war auf 47 Sekunden angestiegen. Doch die hatte der Weltmeister schon nach knapp zwei Kilometern auf der Laufstrecke aufgeholt. Immerhin: Gelhaars Vorsprung auf van der Burgt wuchs - und so war es früh klar, dass Debütant Gelhaar die Silbermedaille gewinnen würde.
Schulz: "Stärkstes Feld, das es jemals gab"
"Von mir haben sicher viele das Triple erwartet", sagte Schulz nach seinem Rennen. Aber: "Das war heute das stärkste Feld im Para-Triathlon, das es jemals gab."
Sein Schwimmen bezeichnete der zweimalige Goldmedaillengewinner als "schlecht. Da musste ich abreißen lassen." Die Strömung und die starke Sonneneinstrahlung hätten es zudem erschwert einzuschätzen, wie groß sein Rückstand war. 50 Sekunden waren es schließlich - und Rang sechs.
Deshalb ging der Leipziger auf dem Rad nach eigener Aussage "ans Limit" - und fuhr auf den 20 Kilometern auf Rang eins vor. Da habe er die Hoffnung gehabt, dass es doch was werden könnte mit der erneuten Goldmedaille. Die sicherte sich aber schließlich der Amerikaner Chris Hammer in 58:44 Minuten vor Ronan Cordeiro aus Brasilien (59:01). Schulz kam nach 59:19 Minuten ins Ziel - und fiel dort Renner in die Arme.
Guide-Rennen mit Kompensationszeit
Das Rennen von Renner, die in Startklasse 3 mit dem besten Sehvermögen klassifiziert ist, und Guide Paulig war zunächst schwer einzuschätzen. Durch eine Kompensationszeit von 3:11 Minuten für Athletinnen mit stärkeren Beeinträchtigungen war das Feld weit auseinander gewesen. Auf dem Rad hätten sie gemerkt, dass es mit der erhofften Medaille klappen könnte. Auf der Laufrunde konnten die beiden Deutschen dann ihre Vorteile ausspielen. Als sie auf Platz drei vorgerückt waren, hätte sie das Rennen auch genießen können, sagte Renner.
Am Ende siegten die Spanierinnen (Klasse 1, 1:04,19) vor den Italienerinnen (Klasse 3, 1:06,43). Renner und Paulig kamen nach 1:08:21 Stunden ins Ziel - und hatten eine Minute Vorsprung auf Rang vier. Ob es ihr bester Wettkampf gewesen war, wussten sie nicht. Aber die Bronzemedaille bei den Paralympics ist der größte Erfolg ihrer Karriere.
Elf Rennen führen zu unübersichtlichem Wettkampf
Es war mitunter schwierig, den Überblick zu behalten, welcher Klasse die Sportlerinnen und Sportler nun gerade zuzuordnen sind. Immer wieder ertönte das Startsignal, und die nächste Klasse nahm mit dem Schwimmen ihr Rennen auf. Aufgrund der Vielzahl von Teilnehmenden gab es auch mehrere Wechselzonen, in denen schon Rennrollstühle, Prothesen und Schuhe bereitstanden.
Ludwig auf Rang acht, van Engelen Zehnte
Rund eine Viertelstunde nach Gelhaar war Neele Ludwig in ihrer Startklasse nach 1:29:28 Stunden als Achte ins Ziel gekommen. "Fantastische Achte!", betonte Kosmehl. "Sie hat sich wirklich gut verkauft."
Als letzte Deutsche beendete Elke van Engelen ihren Wettkampf. Sie belegte Rang zehn in ihrer Klasse und hatte am Ende 7:20 Minuten Rückstand auf Siegerin Megan Richter aus Großbritannien.