Reiten bei den Paralympics Deutsches Dressurteam erfüllt sich den Medaillentraum
Die deutschen Dressureiterinnen haben bei den Paralympics in Paris ihr großes Ziel erreicht: eine Medaille im Teamwettbewerb. Anna-Lena Niehues, Regine Mispelkamp und Heidemarie Dresing zeigten am Freitag (06.09.2024) starke Leistungen und sicherten mit 223,751 Punkten Bronze. Gold ging an die USA, die Niederlande holten Silber.
Als Bronze für das deutsche Team feststand, kannte die Freude im deutschen Team kaum noch Grenzen. "Das ist alles schon sehr berührend. Ich habe ein Tränchen verdrückt", sagte eine sichtlich bewegte Heidemarie Dresing im Sportschau-Interview. Für die mit 69 Jahren älteste im deutschen Team war es die erste Medaillen bei Paralympics nach zuvor drei vierten Plätzen.
Eine Medaille im Mannschaftswettbewerb war im Vorfeld der Paralympics das erklärte Ziel von Bundestrainerin Silke Fütterer-Sommer gewesen. Und ihre Reiterinnen lieferten wie gewünscht - allerdings mit einer Art Punktlandung: Nach jeweils drei Ritten der teilnehmenden Nationen hatte Deutschland auf Rang drei nur einen hauchdünnen Vorsprung von 0,585 Punkten vor Italien.
Nach Platz sieben in Tokio 2021 gewannen die deutschen Reiter zum ersten Mal in der Geschichte des Reitsports bei Paralympics Bronze. Von 2004 bis 2016 hatte es vier Mal in Serie zu Silber gereicht. Gold gab es für die deutsche Equipe bei Paralympics im Team-Wettbewerb noch nie.
Deutsches Trio muss lange warten
Heidemarie Dresing startete als letzte Reiterin des deutschen Teams auf der Anlage am Schloss Versailles in der Wettkampfklasse "Grade II". Im Einzel hatte sie Bronze noch knapp verpasst, was ihren Ruf als "ewige Vierte" zu manifestieren schien. Dresing sicherte sich mit Dooloop eine Wertung von 72,900 Punkten. Mit ihrer Leistung zeigte sie sich im Sportschau-Interview nicht ganz zufrieden, dennoch hatte sie "einen harmonischen Ritt" erlebt.
Dresing beruhigt die Nerven mit Gummibärchen
Weil die deutsche Équipe in der abschließenden Prüfung der Startklasse III keine Reiterin mehr am Start hatte, mussten Dresing, Mispelkamp und Niehues lange warten, bis feststand, dass sie eine Medaille geholt hatten. Die Wartezeit überbrückte Dresing mit Gummibärchen, nachdem ihr Mittagessen wegen des Wettkampfs hatte ausfallen müssen.
Die Teilnehmer werden in fünf unterschiedliche Wettkampfklassen, die "Grades", eingeteilt. Je niedriger die Zahl, desto größer die Einschränkung. Im Teamwettbewerb stellt jedes Land drei Reiterinnen und Reiter. Die Leistungen werden durch die Einteilung in die Grades vergleichbar.
Niehues nach Ritt mit Quimbaya "total zufrieden"
Als erste Deutsche war Anna-Lena Niehues in das Dressurviereck geritten. Mit ihrer Stute Quimbaya kam die Gronauerin in der Klasse "Grade IV" auf 75,351 Punkte. "Ich bin total zufrieden mit dem Auftritt. Quimbaya hat wieder richtig mitgemacht. Ich glaube, sie hatte auch viel Spaß", sagte sie im Sportschau-Interview. Nur die Niederländerin Sanne Voets war in ihrer Klasse mit 76,567 Punkten besser. Im Einzel hatte Niehues ebenfalls die Bronzemedaille gewonnen.
Mispelkamp mit persönlichem Rekord: "Wir rocken das"
Für Deutschland ging es in der "Grade V" gleich weiter. Ihre Leistung vom Einzelwettbewerb, der mit Silber endete, konnte Regine Mispelkamp sogar noch steigern: Mit 75,500 Punkten stellte sie mit dem Wallach Highlander Delight's einen persönlichen Rekord auf - und war begeistert von ihrem Pferd: "Ich bin einfach nur glücklich, wie toll er sich angefühlt hat und einfach, wie er diese Kulisse genießt", sagte Mispelkamp im Sportschau-Interview. "Heute hat er seine galante Seite gezeigt und gesagt: 'Wir rocken das'."
Nach der Team-Medaille Hoffnung auf Erfolge in der Kür
Nach dem Teamwettbewerb folgt bei den Paralympics noch die Kür zum Abschluss am Samstag (07.09.2024). Alle vier deutschen Reiterinnen, also auch Isabell Nowak, die am Freitag nicht mit dabei war, haben sich im Einzel für die Kür der acht Besten qualifiziert. "Ich werde mich noch einmal anstrengen. Ich will zeigen, was mein Pferd kann. Aber ich werde es genießen", sagte Dresing. Zuerst aber war Feiern angesagt. Eine Teammedaille gewinnt man schließlich nicht jeden Tag.
Schon jetzt sind die Paralympics für die deutsche Équipe ein großer Erfolg. Zuvor hatten bereits Niehues die Bronze- und Mispelkamp die Silbermedaille im Einzelwettkampf gewonnen.
US-Reiterin Hart hofft auf mehr Wahrnehmung in der Heimat
Eine wichtige Botschaft hatte nach dem Team-Wettbewerb Rebecca Hart aus dem siegreichen US-Team: "Oft wird der Para-Sport nicht so sehr hervorgehoben wie der Sport der Nicht-Behinderten. Deshalb wird es etwas ganz Besonderes sein, mit einigen Goldmedaillen nach Hause zu kommen und zu sagen: 'Schaut, was wir gemacht haben.' Wir sind keine behinderten Sportler. Wir sind Sportler." Hart hofft, dass die Leistung ihres Teams die Wahrnehmung des Para-Sports in ihrer Heimat verändert. 2028 finden die Paralympics in Los Angeles statt.