Paralympics 2024 im Überblick Die Paralympics-Splitter von Dienstag, 3. September
Die deutschen Paralympics-Stars Martin Schulz und Léon Schäfer lassen ihre Zukunft offen. Ein Handy im Boot kostet einen italienischen Ruderer Bronze. Die Paralympics-Splitter von Dienstag, 3. September.
Fahnenträger Schulz lässt Teilnahme in Los Angeles offen
Martin Schulz gönnte sich nach seinem paralympischen Medaillen-Hattrick "eine dicke Party" im deutschen Haus, doch der Vorzeigetriathlet dachte beim Jahreshöhepunkt auch gleich an seine Zukunft. "Wenn ich hier mit einer Medaille rausgehe bei meinen vielleicht letzten Paralympics, dann kann ich mehr als zufrieden auf meine Karriere zurückschauen", sagte er im Schatten des Eiffelturms: "Ich werde jetzt nicht aufhören. Aber ich werde von Jahr zu Jahr schauen."
Bis nach Los Angeles im Jahr 2028 könnte es Schulz zu lang dauern. "Ich mache seit der Kindheit Sport und bin seit 20 Jahren im Leistungssport. Ich mache seitdem nichts anderes, als mich jedes Jahr auf ein neues Highlight vorzubereiten", erzählte der Leipziger nach seiner Bronzemedaille: "Ich bin vergangenes Jahr Vater geworden, damit verschieben sich Dinge im Leben." Und den Triathlonsport könne man nur ausüben, wenn man "kompromisslos" trainiere.
Schäfer will Abstand vom Sport gewinnen
Auch Léon Schäfer ließ vorerst offen, ob er in vier Jahren noch einmal antreten wird. Der 27-Jährige war mit dem klaren Ziel nach Paris gereist, zwei Goldmedaillen im Weitsprung und über 100 m zu holen - zweimal wurde es nur der vierte Platz. "Ich werde jetzt erstmal Abstand vom Sport brauchen", sagte Schäfer in der Mixed Zone mit leerem Blick: "Ich kann mir dieses Ergebnis nicht erklären."
Der Stachel sitzt tief. "Meine nächste Chance, die Spiele zu gewinnen, ist erst in vier Jahren in L.A., da bin ich 31", erklärte Schäfer. Er sei der Meinung, so Schäfer, "dass ich jetzt physisch in meiner Prime bin. Ich weiß nicht, wie das in vier Jahren aussehen wird. Keiner weiß, was die Zukunft bringt. Auch ich nicht. Das weiß nur Gott. Ich vertraue seinem Plan."
Schwimmen: Boki verbessert eigenen Weltrekord - und gewinnt wieder Gold
Die Finals im Schwimmen fanden ohne deutsche Beteiligung statt. Zur Erinnerung: Am Vormittag wurde Taliso Engel im Anschluss an seinen Vorlauf disqualifiziert. Philipp Hebmüller, Verena Schott und Johanna Döhler schieden in ihren Vorläufen aus. Als es am Abend um Medaillen ging, waren sie deshalb nicht mehr im Becken.
Ihar Boki aus Belarus hingegen schwamm über 200 Meter Lagen in der Startklasse SM13 - und wie: Nach 2:02,03 Minuten schlug er an. So verbesserte er nicht nur seinen eigenen Weltrekord, den er bei den Paralympics in Tokio aufgestellt hatte (2:02,70). Er gewann auch Gold. In Paris hatte der unter neutraler Flagge startende Athlet zuvor schon über 100 Meter Rücken, 100 Meter Schmetterling, 400 Meter Freistil und 50 Meter Freistil gewonnen.
Goalball: China gegen Frankreich - kann eigentlich nur 12:2 ausgehen
Im Goalball stehen die Halbfinals an. China ist bei den Frauen und bei den Männern vertreten. Am Dienstag gewannen Chinas Goalballerinnen ihr Viertelfinale gegen Frankreich deutlich 12:2 - es ist exakt das Ergebnis, mit dem einen Tag zuvor Chinas Männer weitergekommen waren. Auch da hieß der Gegner Frankreich.
Im Halbfinale treffen Chinas Goalballerinnen am Mittwoch (04.09.2024) auf Israel, die Goalball-Männer spielen gegen Japan.
Debrunner feiert drittes Gold mit drittem Rekord
Der nächste Streich: Catherine Debrunner aus der Schweiz hat bei ihrem dritten Start in Paris ihren dritten Paralympics-Titel gefeiert. Die Rennrollstuhlfahrerin setzte sich über 1500 Meter in der Startklasse T54 mit einer Zeit von 3:13,10 Minuten gegen die Britin Samantha Kinghorn und Susannah Scaroni aus den USA durch. Wie schon bei ihren Triumphen über 800 und 5000 Meter stellte sie dabei einen paralympischen Rekord auf. Die Medaillenjagd ist für Debrunner noch nicht zu Ende: Die Gewinnerin des Laureus Award 2023 tritt noch in den Rennen über 100 und 400 Meter sowie im Marathon an.
Handy im Boot kostet Italiener Bronze
Ein vergessenes Handy in der Tasche hat den italienischen Ruderer Giacomo Perini um seine Bronzemedaille bei den Paralympics in Paris gebracht. Bei einer Kontrolle nach dem Rennen im Einzel wurde am Sonntag ein Mobiltelefon im Ruderboot des 28-Jährigen gefunden. Laut Weltruderverband World Rowing wurde Perini daraufhin disqualifiziert. Der Athlet, der nur mit dem Oberkörper rudert, wurde wie auch seine Mannschaft wegen der "Nutzung eines Kommunikationsmittels während des Rennens" vom Wettbewerb ausgeschlossen, teilte der Verband mit. Auch ein Einspruch Italiens half nichts. Der Australier Erik Horrie durfte sich nachträglich über Bronze freuen.
Blindenfußball: Brasilien und Argentinien ziehen ins Halbfinale ein
Das dritte Vorrundenspiel der Brasilianer im Blindenfußball endete mit einer Überraschung. Gegen China erzielte Brasilien kein Tor - und gewann auch nicht. Das Spiel endete 0:0. Überraschend war das, weil Brasilien den Blindenfußball dominiert. Noch nie hat bei den Paralympics in dieser Sportart ein Land triumphiert, das nicht Brasilien hieß.
Das Halbfinale hat Brasilien trotzdem erreicht. Das war keine Überraschung. Der Gegner dort heißt am Donnerstag (05.09.2024, ab 20 Uhr) Argentinien. Auch das war so überraschend nicht. Argentinien ist Weltranglistenerster. Wenn es im Blindenfußball einen Herausforderer für Brasilien gibt, dann ist es der geografische Nachbar aus Südamerika. Es ist ein vorgezogenes Finale. Ein Endspiel im Halbfinale.