Para-Badminton Bronze! Publikumsliebling Wandschneider schreibt Geschichte
Thomas Wandschneider ist der erste deutsche Medaillengewinner im Para-Badminton. Der 60-Jährige gewann das Spiel um Platz drei gegen den 47-jährigen Südkoreaner Jaegun Jeong. Nach knapp einer Stunde stand es am Montag (02.09.2024) in Paris 2:0 (26:24, 21:11) für den Deutschen.
Nach dem Matchball genoss Wandschneider das Bad in der Menge. Der glückliche Sieger schoss Federbälle zu den jubelnden Fans, die ihren Publikumsliebling wie schon in den vergangenen Tagen vom Einlaufen bis zum Sieg laut anfeuerten. "Ich habe immer den Traum gehabt, dass ich das jetzt hinkriege - dass ich für Deutschland mal eine Medaille in Badminton hole. Und ich habe es tatsächlich geschafft. Ich habe die Bronzemedaille für Deutschland geholt", sagte Wandschneider: "Das ist doch schon komisch, dass ich den jungen Leuten zeigen muss, wie man eine Medaille nach Deutschland holt."
Das ist doch schon komisch, dass ich den jungen Leuten zeigen muss, wie man eine Medaille nach Deutschland holt.
Er, der im November 61 Jahre alt wird und damit der älteste männliche Athlet im deutschen Paralympics-Team ist. Der in den vergangenen Jahren alles dem täglichen Training unterordnete und "80 Prozent des Lebens im Auto" lebte - vor der Trainingshalle in Hannover, eine Dreiviertelstunde von seinem Heimatort Lindhorst entfernt.
Viel Applaus schon vor dem Spiel
Schon bei Wandschneiders Vorstellung brandete in der Arena Porte de la Chapelle großer Applaus auf. Mit seinen spektakulären und mitreißenden Matches der vergangenen Tage ist der Deutsche zum Publikumsliebling geworden. Für Lacher in den sozialen Medien sorgte sein Fluchen über einen verlorenen Punkt und die anschließende Ermahnung des Schiedsrichters: "Thomas, du bist im Fernsehen." So viel Aufmerksamkeit war er eben nicht gewohnt - die Atmosphäre hatte es ihm deshalb besonders angetan.
Wandschneider kam deutlich besser in die Partie um Platz drei, als bei seiner deutlichen Halbfinal-Niederlage vom Vortag. In einem ausgeglichenen ersten Satz konnte sich zunächst keiner der beiden Spieler einen Vorsprung erspielen. Wandschneider versuchte gegen Ende des Satzes, den Südkoreaner früher zu attackieren und nicht so viele lange Bälle zu spielen. Dies führte allerdings zu einigen Fehlern und so geriet Wandschneider mit 14:18 in Rückstand. Nach einer Sechs-Punkte-Serie kam er zurück und zeigte ein ums andere Mal seine Siegerfaust.
In einer packenden Schlussphase ging es zunächst hin und her, ehe der Deutsche nach 36 Minuten den ersten Satz für sich entschied (26:23).
"Thomas, Thomas" - Wandschneider dominiert
Im zweiten Satz machte Wandschneider da weiter, wo er im ersten aufgehört hatte. Mit sehr konzentrierten und präzisen Bällen hielt er den Südkoreaner immer in Bewegung und wartete geduldig auf seine Chance. Er wollte den Gegener "mürbe machen", wie er nach der Partie verriet. Und so konnte er sich zwischenzeitlich auf 9:5 absetzen.
Der 60-Jährige animierte nach der Satzpause noch einmal das Publikum und konnte unter lauten "Thomas, Thomas"-Rufen seinen Vorsprung ausbauen (14:8). Wandschneider blieb konzentriert und entschied auch den zweiten Satz für sich (21:11).
Der große Aufwand der vergangenen Jahre hat sich gelohnt, der Niedersachse feiert einen historischen Erfolg. So einer, von dem man noch seinen Enkeln erzählen kann. Die Floskel trifft bei Wandschneider jetzt schon zu: Er ist vierfacher Vater und zweifacher Großvater. "Das Tollste war, dass ich von zu Hause immer wieder Fotos und Videos bekommen habe", sagte Wandschneider. "Mein jüngstes Enkelkind ist drei Jahre alt und hat zugeschaut und Daumen gedrückt. 'Opa spielt, Opa spielt!'" Jetzt hat Opa sogar eine Medaille bei den Paralympics gewonnen.