Start bei Paralympics trotz Unfall Michael Teuber - "Ich bin einfach Lebenssportler"
Michael Teuber verunglückte im März auf Lanzarote schwer. Dennoch ist der Radsportler zum siebten Mal bei den Paralympics dabei. Im Zeitfahren startet er heute (04.09.2024) in Paris mit großen Ambitionen.
Sechs Paralympics-Teilnahmen, sieben Medaillen. Dazu 16 Weltmeistertitel auf Bahn und Straße, Fahnenträger bei den letzten Spielen in Tokio. Eigentlich sollte danach Schluss sein. Das war zumindest der ursprüngliche Plan von Michael Teuber.
Gerade einmal 5,3 Sekunden fehlten in Tokio zu Gold. 2023 wird er Vize-Weltmeister. Die Ergebnisse zeigten dem heute 56-Jährigen, dass er immer noch mithalten kann. "Ich bin einfach Lebenssportler. Ich brauche den Sport. Für mich. Als Athlet. Aber auch als Mensch", sagt Teuber über sich. Also entschied er sich, weiterzumachen - und geht in Paris am Mittwoch im Zeitfahren und am Samstag im Einzelrennen an den Start.
Seit einem schweren Autounfall 1987 ist Teuber inkomplett querschnittsgelähmt. Damals war er 19 Jahre alt. "Es war ein Kampf. Körperlich, aber auch mental mit den neuen Umständen zurechtzukommen und positiv nach vorne zu schauen", sagt Teuber über diesen Lebenseinschnitt. Mit enormer Willenskraft und motiviert durch eine minimale Restfunktion im rechten Oberschenkel ist Teuber drei Jahre später nicht mehr auf den Rollstuhl angewiesen. Während der langen Rehabilitationsphase entdeckt er das Radfahren für sich. Rasch fährt Teuber Wettbewerbe, anfangs auf dem Mountainbike, später auch auf dem Rennrad.
Große Medaillensammlung
Und startet eine beeindruckende Karriere. Bei seiner ersten WM-Teilnahme, 1998 holt er auf Anhieb zwei Goldmedaillen. Es folgten viele weitere. Siebenmal nahm Teuber an Paralympischen Sommerspielen teil und holte fünfmal Gold. 2018 stellte er den bis heute gültigen Stundenweltrekord in der Klasse C1 auf (42,583 km/h). Für seine außergewöhnlichen Leistungen erhielt Teuber bereits fünfmal das silberne Lorbeerblatt, die höchste Auszeichnung im deutschen Sport. Aber nicht nur auf dem Rad leistet der 65-Jährige Besonderes. Mit Unterstützung erklomm Teuber den Kilimandscharo (5895 Meter) und den Chimborazo (6253 Meter).
Para-Radfahrer Michael Teuber bei den Paralympics in Tokyo 2020
Schlimmer Unfall im Trainingslager
Das Teuber dieses Jahr seine siebten Paralympischen Spiele bestreitet, ist bemerkenswert. Im Trainingslager auf Lanzarote kollidiert er am 5. März mit ungefähr 70 km/h mit einem Auto. Teuber fliegt über das Fahrzeug und landet einige Meter weiter auf der Straße. "Das war noch das Glück, dass es mich nicht in die gezackten Lavafelsen schleuderte“, sagt Teuber über den Unfall. Er bricht sich den sechsten Brustwirbel, mehrere Rippen und erleidet einen offenen Schlüsselbeinbruch.
Erst 13 Tage später kann Teuber ausgeflogen werden und wird in München operiert. Aufgrund hoher Infektionsgefahr muss er anschließend noch mehrere Tage im Krankenhaus verbringen. "Ich wollte so schnell wie möglich wieder mit dem Training anfangen“, sagt Teuber, der acht Wochen später in seinem ersten Einzelrennen nach dem Unfall zweiter wird und das, obwohl sein Rücken zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollständig ausgeheilt ist.
Teuber startet im Zeitfahren und im Straßenrennen
In Paris will Teuber um Medaillen kämpfen. Am Mittwoch (04.09.2024) geht er in der Klasse C1 im Zeitfahren an den Start, am Samstag (07.09.2024) in der gleichen Klasse im Straßenrennen. Um sein Ziel zu erreichen geht Teuber bis an seine Schmerzgrenze oder sogar darüber hinaus: "Entweder du erträgst die Schmerzen im Training oder den Schmerz der Enttäuschung.“