Wettkampfstätten Olympia unterm Glasdach - Grand Palais in Paris öffnet seine Pforten
Mehr als drei Jahre war das Grand Palais geschlossen. Nun öffnet es am Samstag (27.07.2024) wieder seine Pforten, wenn die Fechter unter dem größten Glasdach Europas um Medaillen kämpfen. Ein wichtiger Tag für Paris - und für Olympia. Der Prachtbau aus der Belle Époque ist einer der spektakulärsten Austragungsorte der Spiele.
Die Planchen stehen schon bereit, und auch die gigantischen Tribünen mit ihrem Meer aus blauen Schalensitzen. Gut 130 Stufen sind es bis zum obersten Rang, das ist fordernd, aber allemal lohnend. Egal, welcher Platz: Wer für den Auftakt der olympischen Fecht-Wettkämpfe am Samstag Tickets ergattern konnte, erlebt Historisches. Denn dann öffnet das Grand Palais nach mehr als dreijähriger Schließung wieder seine Pforten.
Wird es oder wird es nicht rechtzeitig fertig zu den Olympischen Spielen? Das war die Frage. Es wird. Noch laufen die Arbeiten, doch die Herausforderung ist gemeistert. Mehr als 900 Menschen sollen laut "Financial Times" im Zweischichtbetrieb von 6.30 bis 22 Uhr gearbeitet haben, um die bevorstehende Frist einzuhalten.
Zwischen Prunk und Pracht zur Planche
Nun sind in spektakulärer Kulisse die Sportler am Zug. Über die prachtvolle "Escalier d'honneur" (Prunktreppe), die ihrem Namen alle Ehre macht, geht es für sie vom Warm-Up vor bis zu 8.000 Zuschauenden auf die Planche, ab dem 7. August werden dann die Medaillen im Taekwondo unter dem größten Glasdach Europas vergeben.
Stilvoll: Über die Escalier d'honneur geht es für die Athleten zum Wettkampf.
13.500 Quadratmeter misst das Dach mit der bis zu 43 Meter hohen Kuppel, die im Jahr 2017 nur scheinbar gefährdet war, als der mittlerweile verstorbene Modezar Karl Lagerfeld - seinerzeit Chefdesigner von Chanel - eine 37 m hohe Rakete in ihre Richtung schickte.
Das legendäre Modehaus ist so sehr mit der kulturellen Bedeutung des Prestigegebäudes im noblen 8. Arrondissement von Paris verbunden, dass es 25 Millionen Euro zum gesamten Renovierungsbudget von rund 500 Millionen beitrug.
Wechselhafte Geschichte und wechselnde Funktionen
Für die Weltausstellung von 1900 in einem Kraftakt errichtet, atmet der imposante Prachtbau aus der Belle Époque zwischen Champs-Élysées und Seine Geschichte. Er beherbergte Modenschauen, Kunstausstellungen und Messen, diente als Militärkrankenhaus und den Nazis während der Besatzung als LKW-Depot.
1944 war er das Hauptquartier der französischen Widerstandskämpfer während der Befreiung von Paris. Bei den Olympischen Spielen 1924 fanden in seinem Innern Kunstwettbewerbe statt, der Designer und Architekt Le Corbusier wollte das Grand Palais schließlich in den 1960er-Jahren sogar abreißen lassen. Dazu kam es glücklicherweise nicht, stattdessen wurde das Mittelschiff 1975 zum historischen Denkmal deklariert. 2010 war der Pariser Klassiker bereits spektakulärer Schauplatz der Fecht-WM.
Mehr Stahl und Eisen als beim Eiffelturm
In seiner langen Historie ist das Grand Palais, bei dem mehr Stahl und Eisen verbaut wurden als beim Eiffelturm, mit seiner Gesamtfläche von 72.000 Quadratmetern aber noch nie vollständig renoviert worden - bis jetzt. Trennwände und Mauern kamen weg, um wie einst weite Blicke auf die zentrale Vogelkäfigstruktur zu ermöglichen, Strukturen und Kunstschätze - über die Jahre verborgen und zugebaut - wurden wieder freigelegt.
Jugendstil-Metallarbeiten im Grand Palais.
"Wenn man durch die Rotunde geht, eröffnet sich einem eine Perspektive, die seit 1939 niemand mehr gesehen hat", sagte der französische Architekt Francois Chatillon, der schon dem Arc de Triomphe und dem 3.000 Jahre alten Luxor-Obelisken am Place de la Concorde ein Facelifting verpasste.
Eröffnung für 2026 geplant
Während der Spiele ist zunächst ausschließlich der zentrale Gebäudeteil unter dem Glasdach geöffnet. 2026 soll das Grand Palais dann komplett fertig sein. Als Ersatz während der Bauarbeiten war im Juni 2021 das provisorische Grand Palais Éphémère eröffnet worden. Das ist während der Sommerspiele ebenfalls eine sehenswerte und stimmungsvolle Wettkampfstätte: In der Arena Champ-de-Mars am Fuße des Eiffelturms ermitteln die Judoka und Ringer ihre Olympiasieger.