Julien Alfred aus Saint Lucia bejubelt ihren Sieg über 100 Meter.

100 m bei Olympia 2024 Alfred gewinnt Gold, wo war Fraser-Pryce?

Stand: 03.08.2024 22:11 Uhr

Sprinterin Julien Alfred aus St. Lucia hat sich überraschend Olympia-Gold über 100 m gesichert. Die 23-Jährige triumphierte im strömenden Regen von Paris vor Weltmeisterin Sha'Carri Richardson. Gina Lückenkempers Traum vom Finale platzte denkbar knapp. Shelly-Ann Fraser-Pryce trat überraschend nicht an.

Von Matthias Heidrich, Paris

Alle hatten auf Sha'Carri Richardson geschaut, doch gegen diese Julien Alfred war kein Kraut gewachsen. Die 23-Jährige triumphierte in 10,72 Sekunden vor der Weltmeisterin aus den USA (10,87), Bronze ging an die US-Amerikanerin Melissa Jefferson (10,92). 

Erste Olympia-Medaille für St. Lucia

Der Weg zum Olympia-Triumph für Richardson schien frei - erst recht, nachdem die zweimalige Olympiasiegerin Shelly-Ann Fraser-Pryce aus Jamaika überraschend nicht zu ihrem Halbfinale angetreten war. Doch Alfred, Hallenweltmeisterin über 60 m und ehemalige Studienkollegin von Deutschlands Zehnkämpfer Leo Neugebauer, erwischte auf der pitschnassen lilafarbenen Bahn ein fantastisches Rennen und holte in Landesrekord die erste Olympia-Medaille überhaupt für den Inselstaat aus der Karibik.

Dad, das ist für dich. Ich vermisse dich.
Olympiasiegerin Julien Alfred

"Ich denke an Gott, meinen Vater, der mich nicht mehr sehen konnte. Er ist 2013 verstorben. Dad, das ist für dich. Ich vermisse dich. Ich habe es für ihn getan, ich habe es für meinen Trainer getan und für Gott", sagte Alfred bewegt. Zur Vorbereitung hatte sie sich am Morgen alle Rennen von Jamaikas Weltrekordhalter Usain Bolt angesehen - und siegte dann zumindest ähnlich dominant wie Bolt in dessen besten Rennen.

Lückenkemper fehlen 0,02 Sekunden

Lückenkemper konnte beim großen Finale nur noch zuschauen. Die Doppel-Europameisterin von 2022 lief in ihrem Halbfinale nach 11,09 Sekunden ins Ziel. 0,02 Sekunden fehlten der Deutschen zum Finaleinzug. Die Athletin vom SCC Berlin wartet damit weiter auf eine Finalteilnahme bei Olympia oder einer Weltmeisterschaft.

Knapp daneben ist leider auch vorbei.
Gina Lückenkemper

Die Bestzeit der deutschen Meisterin, die in der Vorbereitung auf die Sommerspiele von einer Corona-Infektion ausgebremst wurde, steht bei 10,95 Sekunden, gelaufen bei der WM 2017 in London. 

"Knapp daneben ist leider auch vorbei", sagte Lückenkemper im Sportschau-Interview. "Ich habe ich mich heute rundum wohl gefühlt. Ich war ready, aber ich habe es nicht auf die Beine gekriegt, das ist total ärgerlich."

Fraser-Pryce zu spät im Stadion?

Die zweimalige jamaikanische Olympiasiegerin Shelly-Ann Fraser-Pryce, die bei ihren fünften Sommerspielen dabei ist, trat hingegen überraschend nicht zu ihrem Halbfinale an.

In den sozialen Netzwerken kursierten mehrere Videos aus dem Außenbereich des Olympiastadions, auf denen zu erkennen ist, wie Fraser-Pryce vor einem geschlossenen Tor steht und einem Busfahrer die Situation erklärt: "Sie haben die Regeln geändert. Wir sind schon einmal durch dieses Tor gekommen, aber jetzt sagen sie, dass Athleten, die das Stadion verlassen haben, dieses Tor nicht mehr benutzen dürfen."

"Ich habe es mitbekommen, dass sie nicht ins Stadion reingelassen wurde, als sie vor dem Zaun stand. Das habe ich so noch nie erlebt", berichtete Lückenkemper. Der Leichtathletik-Weltverband nannte wiederum eine Verletzung von Fraser-Pryce als möglichen Grund. Die Jamaikanerin hatte 16 Jahre nach ihrem ersten Gold-Triumph in Peking ihre bereits neunte Olympiamedaille gewinnen wollen.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau Olympia 2024 | 26.07.2024 | 18:00 Uhr