Deutsche Handballer bei Olympia Schmerz über die Niederlage, aber Stolz auf Silber
Die Enttäuschung nach der heftigen Pleite im Olympia-Finale gegen Dänemark war riesig, doch bei den deutschen Handballern überwiegt trotzdem der Stolz auf das Erreichte und die Freude auf die Party in Paris.
In den Katakomben des Stade Pierre Mauroy in Lille kam es dann doppelt dick für die deutschen Handballer. Olympiasieger Dänemark schwebte ohnehin auf Handball-Wolke sieben der Zeremonie entgegen, und rechts um die Ecke führten die Bronzemedaillengewinner aus Spanien Freudentänze und - gesänge auf. Dazwischen standen die Deutschen und wussten nicht so recht wohin mit sich und ihrer Enttäuschung. Sie mussten da jetzt wohl oder übel durch.
Wir haben die schlimmste Niederlage und den schönsten Moment an einem Tag erlebt.
Siegerpodeste sind eine komische Sache bei Olympischen Spielen. Bei genauerer Betrachtung stehen am entscheidenden Tag nämlich nur zwei Sieger drauf - die auf Platz eins und die auf Rang drei. In Lille waren das eben Dänemark und Spanien, das am Morgen Slowenien knapp bezwungen hatte.
Leere Blicke nach der Finalpleite gegen Dänemark
Bei Finalverlierer Deutschland herrschte nach der dänischen 39:26-Abreibung zunächst Fassungslosigkeit. Die Blicke von Juri Knorr und Co. waren leer, irgendwie suchend, nach einer Erklärung.
Ausgerechnet auf dem Podest, wo die Deutschen als einziger Verlierer an diesem Tag standen, löste sich die Schockstarre. Die ehemalige Fecht-Olympiasiegerin Britta Heidemann verteilte die Silbermedaillen und die meisten deutschen Handballer konnten wieder lachen. "Deutschland, Deutschland" schallte es durch die Halle. Die vielen deutschen Fans würdigten die Mannschaft für ein herausragendes Turnier mit einem historischen Ergebnis.
Es ist das erste olympische Edelmetall seit Bronze 2016 in Rio. Nach dem WM-Triumph 2007 im eigenen Land sowie dem sensationellen EM-Titel 2016 ist das Silber von Paris ein Riesenerfolg für die jüngste Mannschaft des Turniers.
"Haben uns leider nicht mit einem guten Finale belohnt"
"Natürlich bin ich stolz, Silber geholt zu haben", sagte Bundestrainer Alfred Gislason der Sportschau. "Hätte uns das jemand vor dem Turnier gesagt, wären wir vollkommen euphorisch gewesen." Trotzdem schwang bei dem Isländer auch die Enttäuschung mit: "Wir haben uns leider nicht mit einem guten Finale belohnt."
Auch Lukas Mertens brauchte einen Moment: "Nach dem Spiel tat es sehr, sehr weh. Das hatten wir und auch Handball-Deutschland nicht verdient."
Häfner: "Silber fühlt sich sehr, sehr gut"
Gleichwohl waren sich alle einig, dass die Niederlage gegen diese Dänen verdient war. "Wir haben gegen eine der besten Mannschaften aller Zeiten gespielt. Und wir waren heute nicht bereit dafür", sagte Knorr. "Wir haben die schlimmste Niederlage und den schönste Moment an einem Tag erlebt."
Dieser silberne Moment, er setzte sich mehr und mehr durch bei den DHB-Handballern. "Umso mehr Zeit vergeht, desto größer wird das Lächeln und die Freude", sagte Kai Häfner. "Silber fühlt sich sehr, sehr gut an. Wir können wirklich stolz sein."
WM 2025 steht an - auch in Dänemark
Für den Rückraum-Routinier ist nun Schluss in der Nationalmannschaft. Das Finale von Lille war sein 151. und letztes Länderspiel. "Ich bin sehr dankbar für das, was ich erleben durfte", so der 35-Jährige, der eine kleine Voraussage für diese deutsche Mannschaft machte, deren Geheimnis vor allem der große Zusammenhalt ist: "Die Jungs haben noch ein paar gute Turniere vor sich."
Das nächste große wartet bereits im kommenden Januar. Dann steigt die Handball-WM in Kroatien, Norwegen und eben Dänemark.
Mertens: "Handballer können immer gut feiern"
Soweit wollte in Lille aber noch niemand denken. Eher an Paris, wohin die deutsche Mannschaft mit Silber im Gepäck aufbrach. "Wir haben es uns verdient, heute etwas zu feiern", sagte Häfner und Mertens ergänzte: "Handballer können immer gut feiern, das weiß mittlerweile - glaube ich - jeder." Womit die Spanier und Dänen eben schon in Lille begonnen hatten.