Leichtathletik Para-WM: Schäfer fliegt mit Weltrekord zu Gold
Sieg mit Weltrekord für Leon Schäfer: Der Weitspringer hat den deutschen Para-Leichtathleten bei der WM in Paris die erste Medaille beschert - und es war gleich die goldene.
Der 26 Jahre alte Leverkusener gewann im Prothesen-Weitsprung mit 7,25 Metern und verbesserte seine eigene Weltbestmarke im letzten Sprung um einen Zentimeter. Der Berliner Ali Lacin wurde mit 6,29 Metern Fünfter.
"Mir geht's amazing, ich fühl mich sehr gut", sagte der Goldmedaillengewinner glücklich, "endlich habe ich es mal abrufen können. Ich hab' noch mehr drin gehabt, aber das holen wir dann nächstes Jahr raus. Die Goldene schmeckt in jedem Fall sehr gut." Er habe "in der Vorbereitung nach dem Kreuzbandanriss durchgeackert und keine halben Sachen gemacht", sagte er, "ich habe Schweiß, Tränen und Schmerzen investiert. Aber ich wusste: Ich werde das heute hier gewinnen."
Für Schäfer war es der zweite WM-Titel nach seinem Triumph 2019 in Dubai. Bei den Paralympics 2021 in Tokio hatte sich der in Burgwedel geborene Athlet mit Silber begnügen müssen. Schäfer galt einst als großes Fußballtalent und wurde vom DFB gesichtet, ehe ihm nach einer Knochenkrebserkrankung der rechte Unterschenkel samt Knie amputiert werden musste.
Schäfer nach zwei ungültigen Versuchen unter Druck
Schäfer, der mit schwarzem Kopftuch sprang, stand nach zwei ungültigen Versuchen mächtig unter Druck, verhinderte mit einem Sicherheits-Sprung auf 6,52 Meter aber das Vorrunden-Aus. Mit 6,95 Metern rückte er mit dem vierten Sprung auf Rang zwei vor, im letzten Sprung flog er dann zum Sieg.
Lacins Prothesen sitzen noch nicht richtig
Enttäuscht war Ali Lacin, der mindestens Platz vier und damit einen Paralympics-Slot für das deutsche Team holen wollte. Am Ende blieb ihm mit 6,29 Metern Rang fünf. "Ich bin diese Saison auch noch nicht besser gesprungen", sagte der 35-Jährige, der lange Zeit mit gebrochenen Prothesen unterwegs war und die neuen erst vergangene Woche nach monatelangem Warten bekommen hatte: "Die sitzen noch nicht richtig, das ist problematisch. Aber ich schaue nach vorne und hoffe, dass es nächstes Jahr besser wird und ich dann bei den Paralympics dabei sein kann."
Menje fehlen nach Abi-Stress sechs Hundertstel
Am Morgen hatte die Singenerin Merle Menje als Fünfte im Rollstuhl-Rennen über 5.000 Meter einen Quotenplatz für die Paralympics knapp verpasst. Zu Rang vier, der Deutschland einen Startplatz für die Paralympics garantiert hätte, fehlten nach einem packenden Sprint mit der Britin Eden Rainbow-Cooper nur sechs Hundertstelsekunden.
Die Vorbereitung der 19-Jährigen, die noch auf drei weiteren Strecken an den Start gehen wird, war aber kurios. In der Vorwoche schrieb sie noch zwei Klausuren, sieben Stunden nach der Abi-Feier fuhr sie los nach Paris. "Es ist eine total verrückte Woche", sagte die zweimalige Europameisterin, "ich bin froh, dass die Schule rum ist und ich mich auf den Sport konzentrieren kann."
Vorläufe: Grund zum Jubeln
In den zahlreichen Vorläufen hatte es aus deutscher Sicht auch Grund zum Jubel gegeben: Nele Moos (T38) über 100 und Isabelle Foerder (T35) über 200 Meter qualifizierten sich jeweils als Vorlauf-Dritte direkt fürs Finale, zudem sprintete WM-Debütantin Kim Vaske (T47) in 13,09 Sekunden über 100 Meter zu einer persönlichen Bestzeit. Die beiden jüngsten Deutschen, die 16-jährige Friederike Brose (T38) und die 17-jährige Jule Roß (T46), schieden als Neunte und 18. im Vorlauf aus.