Vor dem Rennen in Australien Dauer-Krach um Fia-Präsident Mohammed Ben Sulayem
Die Affäre um Red-Bull-Teamchef Christian Horner schwelt noch, da gibt es in der Formel 1 den nächsten Krach: Im Mittelpunkt steht der umstrittene Fia-Präsident Mohammed Ben Sulayem.
Sportlich sind in der Königsklasse des Motorsports die Kräfteverhältnisse derzeit geklärt: Vorne fährt Max Verstappen, spanennd wird es erst ab Platz zwei abwärts. In den Schlagzeilen ist der Rennzirkus dennoch ständig, in der jüngeren Vergangenheit allerdings mehr dank seiner Top-Funktionäre.
Zeitstrafe gegen Alonso angeblich auf Druck zurückgenommen
Bei Red Bull ist die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Christian Horner nach wie vor in der Diskussion, zuletzt forderte Max Verstappens einflussreicher Vater Jos relativ unverblümt Horners Absetzung. Die Ethikkommission der Fia befasste sich zuletzt allerdings nicht mit Horner, sondern mit Mohammed Ben Sulayem.
Auslöser der Untersuchung waren Hinweise von Informanten, die Ben Sulayem mehrere Verstöße im Amt zur Last legten. Danach habe der Fia-Chef veranlasst, dass beim Grand Prix in Saudi-Arabien im Vorjahr eine Zeitstrafe gegen Aston-Martin-Fahrer Fernando Alonso zurückgenommen worden sei. Daher konnte der Spanier seinen dritten Platz entgegen der ursprünglichen Entscheidung der Rennkommissare behalten.
Zudem soll der 62-Jährige aus Dubai angeblich in der Vorsaison verlangt haben, der neuen Rennstrecke in Las Vegas die Freigabe des Weltverbandes zu verweigern. Dabei sei es Medienberichten zufolge nicht um echte Sicherheitsbedenken gegangen, sodass die Fia-Prüfer die Strecke schließlich doch zertifizierten.
Fia prüft Fia - Freispruch als Ergebnis
Geprüft wurden die Vorwürfe gegen den Fia-Boss aber nicht durch ein externes oder unabhängiges Gremium, sondern durch eine Fia-eigene Kommission. Die Fia-Ethiker hörten elf Zeugen an und kamen dann zu dem Schluss, dass Ben Sulayem nichts Nachweisbares zur Last gelegt werden kann - es erfolgte ein Freispruch.
Die Lage bleibt dennoch angespannt, denn der Funktionär hatte aufgrund seiner Alleingänge auch vorher ein gestörtes Verhältnis zur Formel-1-Führung. So drängte er auf die Aufnahme weiterer Teams wie dem US-Projekt Andretti, was die etablierten Rennställe entschieden ablehnen. Weil Ben Sulayem zudem öffentlich den hohen Marktwert der Rennserie anzweifelte, rüffelten ihn Juristen der Formel 1, dass dies nicht zu seinen Aufgaben gehöre.
Susie Wolff klagt gegen die Fia
Und der Weltverband hat noch mehr Ärger. Die Chefin der weiblichen Formel-1-Nachwuchsserie, Susie Wolff, geht nach dem Wirbel um angeblichen Geheimnisverrat juristisch gegen die Fia vor. Die Frau von Mercedes-Teamchef Toto Wolff hat nach eigenen Angaben bereits am 4. März Strafanzeige bei französischen Gerichten gestellt wegen der Aussagen der Fia über sie vom vergangenen Dezember.
"Es gibt immer noch keine Transparenz oder Rechenschaft wegen des Verhaltens der Fia und der Mitarbeiter in dieser Angelegenheit", schrieb die 41-Jährige. "Ich denke, dass es wichtiger denn je ist, aufzustehen, unangemessenes Verhalten anzuprangern und sicherzustellen, dass Menschen zur Rechenschaft gezogen werden."
Berichte über Interessenskonflikt beim Wolff-Ehepaar
Hintergrund: Die Fia hatte Anfang Dezember 2023 Medienberichte geprüft, denen zufolge einem Formel-1-Teamchef von einem Mitarbeiter des Formel-1-Rechteinhabers vertrauliche Informationen zugespielt worden sein sollen. Es ging um einen angeblichen Interessenkonflikt bei Toto Wolff und seiner Frau, über den sich angeblich andere Formel-1-Funktionäre bei Ben Sulayem beschwert hatten.
Susie Wolff, die als Geschäftsführerin der Formel-1-Akademie beim Formel-1-Vermarkter FOM angestellt ist, soll angeblich Zugang zu vertraulichem Wissen aus der Spitze der Rennserie haben und dies mit ihrem Mann geteilt haben. Toto Wolff könnte im Gegenzug seine Frau über Gespräche zwischen den Teamchefs in Kenntnis gesetzt haben, sodass diese Informationen wiederum zum Rechteinhaber gelangten.
Unterstützung von Lewis Hamilton
Die frühere Rennfahrerin Susie Wolff, seit 2011 mit Toto Wolff verheiratet, äußerte die Vermutung, dass versuchte Einschüchterung und Frauenfeindlichkeit als Motive hinter den Vorwürfen stecken. Hamilton unterstützt Susie Wolff: "In einer Welt, in der die Menschen oft zum Schweigen gebracht werden, ist es eine großartige Botschaft, dass sie aufsteht."
Hamilton warf gleichzeitig der Formel 1 und der Fia "einen echten Mangel an Rechenschaft sowie an Transparenz" vor. "Wir leben in einer Zeit, in der die Botschaft lautet: Wenn du eine Beschwerde einreichst, wirst du gefeuert. Das ist ein schreckliches Bild, das wir der Welt vermitteln", sagte der siebenmalige Weltmeister weiter.
Ermittlungen blitzschnell wieder eingestellt
Die Ermittlungen im Fall Wolff stellte die Fia nur gerade einmal zwei Tage nach der Veröffentlichung wieder ein. Der Weltverband sprach davon, dass das "Compliance-System robust genug sei, um eine unbefugte Weitergabe vertraulicher Informationen zu verhindern". Damit gibt sich Susie Wolff jetzt aber nicht zufrieden.