Formel 1 in Australien Hamilton und Verstappen üben Kritik am Rennkalender
Die Formel-1-Weltmeister Max Verstappen und Lewis Hamilton haben den aufgeblähten Rennkalender und die zunehmende Belastung für Fahrer und Teams kritisiert. Formel-1-Geschäftsführer Stefano Domenicali sprach zuletzt sogar über eine mögliche weitere Aufstockung der boomenden Rennserie von derzeit 24 Grand Prix auf künftig mehr als 30 Rennen. Damit würde die Formel 1 endgültig zum Ganzjahressport.
Es ist Mitte März, der Albert Park hat sich herausgeputzt, die Sonne strahlt über Melbourne. Eigentlich fühlte sich so doch stets der Saisonstart an - in diesem Jahr allerdings ist die Formel 1 längst mittendrin. Zwei Rennen und 28.000 Reise-Kilometer hat der Tross bereits in den Knochen, wenn am kommenden Sonntag (24.03.2024, 5.00 Uhr MEZ) der Große Preis von Australien steigt.
Verstappen: 24 Saisonrennen "weit über dem Limit"
24 Rennen werden in diesem Jahr absolviert, für diesen Rekord musste es früh losgehen. Und sogar dem Weltmeister wird das langsam zu viel. "Wir sind schon weit über dem Limit", sagte Max Verstappen bereits vor dem Start ins Formel-1-Jahr, "es ist verrückt."
Damit ist er nicht allein. Fernando Alonso, Lewis Hamilton, Carlos Sainz, einige der prominentesten Figuren in der Königsklasse, kritisieren den Expansionskurs mittlerweile offen.
Hamilton beklagt fehlende Nachhaltigkeit im Rennzirkus
Rekordweltmeister Hamilton verwies in der Debatte auf den Konflikt zwischen "Qualität gegenüber der Quantität". Man müsse zudem "an die Auswirkungen denken, die wir auf die Welt haben", bemerkte der Mercedes-Pilot. "Je mehr Rennen wir veranstalten, umso mehr reist dieser ganze Zirkus überallhin. Nachhaltigkeit sollte im Mittelpunkt der Entscheidungen stehen."
"Wir sind jetzt schon bei 24 und das ist nicht nachhaltig, für niemanden", kritisierte Aston-Martin-Fahrer Fernando Alonso den vollen Rennkalender. Der 42-Jährige und zweimalige Weltmeister hatte 2001 sein Formel-1-Debüt gegeben, damals wurden noch 17 Grand Prix gefahren.
Formel 1 boomt - auch deshalb immer mehr Rennen
Doch schon der frühere Formel-1-Lenker Bernie Ecclestone drehte an der Schraube, nach der Übernahme durch das US-Unternehmen Liberty Media im Jahr 2016 entwickelte sich eine ganz neue Dynamik. Mehr Rennen und neue Märkte bedeuten höhere Einnahmen - so die einfache Rechnung, die für die Vermarkter allerdings bislang blendend aufgeht. Vor allem seit die Rennserie auch in den USA boomt.
Die Probleme sind allerdings vielfältig, die Belastung in allen Bereichen groß. Die Reisen, der Transport von tonnenweise Material, der Auf- und Abbau an jedem Rennwochenende, all das verschlingt weit mehr Zeit und Kraft als rund um den Grand Prix tatsächlich sichtbar ist. Gerade für die Teams hinter den Teams sei das zu viel, "wenn du zu Hause noch eine Familie haben möchtest", sagt etwa Ferrari-Pilot Carlos Sainz.
Zudem könnten die Fans irgendwann doch "den Appetit verlieren", warnte auch Sainz, "die Formel 1 muss exklusiv bleiben." Und Langeweile droht ja nicht bloß vor den Bildschirmen. "Sogar der Weltmeister findet, dass die Saison zu lang ist", gibt Routinier Alonso zu bedenken: "Jetzt stellt euch mal vor, wie das für den Rest der Fahrer ist. Wir kommen in der zweiten Saisonhälfte zu Rennen, in denen es um nichts mehr geht."
So war es im vergangenen Jahr, und 2024 droht das gleiche Szenario. Verstappen gewann die beiden bisherigen Rennen in Bahrain und Saudi-Arabien souverän vor Red-Bull-Kollege Sergio Perez. Und wie blickt der Weltmeister, gerade einmal 24 Jahre alt, in die Zukunft? "Zehn Jahre", sagt Verstappen, "mache ich das nicht mehr mit."