Leichtathletik-WM Budapest Coe zum Klimawandel - "Der Sport muss den Kalender überdenken"
Sebastian Coe hat angesichts des Klimawandels die Frage nach Veränderungen in der Leichtathletik-WM aufgeworfen. Die Erderwärmung könne dazu führen, "dass einige der Ausdauersportarten von der WM getrennt und zu anderen Zeiten an anderen Orten stattfinden müssen, um das Wohlergehen der Athleten zu sichern", sagte der Präsident des Leichtathletik-Weltverbands in der Sportschau. Der gesamte Sportkalender stehe zur Debatte, Regierungen würden "das Problem nicht lösen".
Die Gesundheit der Athletinnen und Athleten "muss unsere Nummer eins sein", sagte Coe. Der Verband wurde bei der WM 2019 in Doha für die Ausrichtung der Marathonläufe kritisiert, die einige Teilnehmende trotz des nächtlichen Termins vor Probleme stellte. Bei den Olympischen Spielen in Tokio wurden Ausdauer-Disziplinen in das höher gelegene Sapporo verlegt.
Coe: "Regierungen werden das Problem nicht lösen"
Coe verwies auf ungewöhnliche Hitze auch in Budapest und zuvor in den USA in Eugene bei der amerikanischen Olympia-Qualifikation. "Ich glaube, dass das den globalen Sport dazu zwingen wird, den Kalender zu überdenken", sagte Coe. "Wenn wir ein Gewissen gegenüber den Athleten haben, müssen wir uns Fragen stellen, wie zukünftige Austragungsstädte aussehen können."
Der Präsident von World Athletics kritisierte das Vorgehen der Politik. "Wir werden den Klimawandel nicht lösen. Und Regierungen werden dazu nicht in der Lage sein. Sie haben es auf einzigartige Weise versäumt, das Problem wirklich anzugehen. Sie entfernen sich nun sogar von einigen Zielen", sagte Coe. "Es bleibt also dem Sport überlassen, damit umzugehen. Wir haben in der Vergangenheit gezeigt, dass wir mutige und schwierige Entscheidungen getroffen haben. Möglicherweise müssen wir im Hinblick auf den Klimawandel dasselbe tun."
"WM in Budapest? Eine der besten der Geschichte"
Die Wettkämpfe in Budapest bewerte Coe positiv. "Wir hatten ein leidenschaftliches Publikum. Wir hatten eine Stadt, die diese Meisterschaften wirklich aufnahm", sagte Coe. Die Athleten hätten gezeigt, dass sie Corona und die Lockdowns überwunden haben. "Ich habe keinen Grund daran zu zweifeln, dass diese WM als eine der besten Meisterschaften der Geschichte angesehen wird."
In Ungarn gab es auch Kritik an der WM-Ausrichtung. Das Land leidet unter einer Rezession und einer sehr hohen Inflation. Die Ausgaben für die WM inklusive des Baus des Stadions sollen bis zu eine Milliarde Euro betragen haben. Zudem kritisiert die Europäische Union wiederholt Mängel bei der Rechtsstaatlichkeit in Ungarn, seit Ministerpräsident Victor Orban die Unabhängigkeit von Medien und Justiz auszuhöhlen versucht.
Deutsche Ergebnisse - "nicht zu früh verzweifeln"
Angesprochen auf die deutsche Mannschaft, die noch keine Medaille gewonnen hat, sagte Coe, dass Deutschland "einige gute Ergebnisse" erzielt habe. "Deutschland fehlen zudem wichtigte Teammitglieder", sagte er mit Blick auf Ausfälle wie Malaika Mihambo und Konstanze Klosterhalfen. "Das wäre in jedem Land auf dem Planeten ein ernstes Problem gewesen." Das deutsche Team solle nicht zu früh verzweifeln - auch die Entscheidung im Zehnkampf stehe noch bevor.