Australiens Sprint-Hoffnung Gout Gout in Aktion

Australier gilt als Sprint-Wunder Gout Gout - Vergleiche mit Bolt, Lehren von Lyles

Stand: 17.03.2025 15:43 Uhr

Der 17-jährige Gout Gout gilt als künftiger Weltstar der Leichtathletik, er soll so gut werden wie Usain Bolt. Wie man mit diesen Erwartungen umgeht, hat er von Noah Lyles beigebracht bekommen.

Der Sprint war, ist und wird wohl immer die Königsdisziplin in der Leichtathletik sein. Für entsprechend viel Aufsehen sorgen junge Läufer, die das Potenzial haben könnten, zukünftig zu den Stars über die 100 oder 200 Meter zu werden. Bei den Männern gibt es mit Noah Lyles eine herausragende Persönlichkeit, dazu mit Letsile Tebogo einen Konkurrenten, der sportlich mindestens ebenbürtig ist, manchmal sogar besser.

Kann ein Australier wirklich die Bolt-Rekorde brechen?

Sie haben aber gemeinsam, dass sie nicht an die bisher unerreichten Zeiten von Usain Bolt herankommen. Nach einem Mann, der seine Weltrekorde von 9,58 Sekunden über 100 und 19,19 Sekunden über 200 Meter packen könnte, ist der Sport nach wie vor auf der Suche. Doch er könnte gefunden sein, denn es gibt jemanden, der als Teenager schneller ist als Bolt im gleichen Alter. Kein Amerikaner, auch kein Jamaikaner, wie man es im Sprint vermuten würde - Gout Gout ist 17 Jahre jung und kommt aus Australien.

Usain Bolt mit seiner bekannten Jubelpose

Usain Bolt mit seiner bekannten Jubelpose

Im Dezember 2024 stellte er mit 20,04 Sekunden einen neuen Landesrekord - der vorherige hatte 56 Jahre lang bestanden - über 200 Meter auf, womit er die Leichtathletik-Welt in Aufruhr brachte. Ein Schüler aus der elften Klasse in Ipswich, schon über 1,80 Meter groß, recht muskulös für sein Alter - und viele Meter vor seinen Konkurrenten sprintend: Das erinnerte alles an Bolt. Und auch Bolt erinnerte das an Bolt.

Usain Bolt: Gout "sieht aus wie mein junges Ich"

"Er sieht aus wie mein junges Ich", schrieb der schnellste Mann aller Zeiten damals auf Instagram. Aber Bolt war als 16-Jähriger nicht so schnell wie Gout, und er muss auch befürchten, dass sein potenzieller Nachfolger als 17-Jähriger schneller sein wird. In 19,93 Sekunden schaffte Bolt kurz vor der Volljährigkeit die halbe Stadionrunde, und die hat Gout nun fast schon erreicht. In Brisbane knackte er in 19,98 Sekunden erstmals die magische 20-Sekunden-Marke.

Die Zeit kommt allerdings nicht in die offizielle Wertung, weil der Rückenwind zu stark war, aber im Kopf des jungen Australiers ist sie nun verankert. Und es bestehen kaum Zweifel daran, dass Gout vor seinem 18. Geburtstag, der erst im Dezember ist, schneller als der 17 Jahre alte Bolt sein wird. "In der Kurve dachte ich, dass ich es wirklich schaffen kann. Ich bin glücklich und überrascht, mir fällt eine große Last von den Schultern", sagte Gout.

Australiens Jung-Sprinter Gout Gout

Australiens Jung-Sprinter Gout Gout

Denn der Athlet erwartet bereits das, was auch die Öffentlichkeit von ihm erwartet: Großes. Über 100 Meter will er in dieser Saison unter zehn Sekunden laufen, über 200 Meter unter 20 Sekunden - damit wäre er in beiden Disziplinen schon in der (erweiterten) Weltklasse angekommen. Wie groß das Zutrauen auch von außerhalb ist, zeigt die Tatsache, dass er vor kurzem bereits ein Trainingslager mit Lyles in Florida bestritten hat.

Trainingslager mit Noah Lyles half ihm vor allem mental

Zwei Wochen lang lernte er vom 100-Meter-Olympiasieger. Angesichts der Kürze der Zeit gar nicht so sehr, was er auf der Bahn besser machen könne, dafür aber, wie er mit all den äußeren Einflüssen umgehen kann. Denn da ist Lyles auf einer Stufe mit Bolt, er nutzt die Bühne für sich. "Ich habe einfach gelernt, ich selbst zu sein und meinen Prozessen zu folgen. Man kann alles auf der Welt machen, aber wenn man mental gut aufgestellt ist, wird man Erfolg haben", sagte Gout danach.

Der US-amerikanische Sprinter Noah Lyles

Der US-amerikanische Sprinter Noah Lyles

Und es ist mental eine enorme Aufgabe, im Schatten des Größten seines Sports zu laufen, denn den Vergleich mit Bolt wird Gout jetzt nicht mehr los. "Es ist ziemlich cool, denn Usain Bolt ist wohl der größte Athlet aller Zeiten. Es ist ein tolles Gefühl, mit ihm verglichen zu werden", sagte der Australier. "Aber ich bin Gout Gout und möchte meinen Namen genauso groß machen wie seinen. Und dann können jüngere Leute sagen: 'Du wirst der nächste Gout Gout'."

Gout Gout soll eigentlich Guot Guot heißen

Wobei zu seiner Geschichte auch gehört, dass er eigentlich gar nicht Gout Gout heißen soll. Und, wenn es nach dem Willen seiner Eltern geht, bald auch nicht mehr so heißen wird. Die sind zwei Jahre vor seiner Geburt aus dem Südsudan nach Australien geflüchtet und durch einen Fehler der Behörden ist ihr eigentlicher Familien Guot zu Gout geworden, dem englischen Wort für die Krankheit Gicht. "Wenn ich sehe, dass die Leute ihn Gout Gout nennen, bin ich nicht wirklich glücklich darüber", sagte sein Vater Bona, der das "wieder in Ordnung bringen" will.

Es ist jedoch fraglich, ob das wirklich ratsam und im Sinne seines Sohnes wäre. Denn der Name Gout Gout wird bereits zur globalen Marke, der Nachwuchssprinter hat schon einen Sponsorenvertrag mit Adidas unterschrieben und dürfte in diesem Jahr auch auf die ganz große Bühne treten. Gout ist durch seine Zeiten berechtigt, an den Weltmeisterschaften in Tokio im September an den Start zu gehen. Offen, ob er sich vorher auch schon mit der Weltelite messen wird.

Warnung von Michael Johnson: "Je größer das Potenzial, desto höher das Risiko"

"Ich muss alles tun, um Noah zu zeigen, dass ich seinen Platz will", sagte Gout nach dem gemeinsamen Trainingslager. Er will der beste Sprinter der Welt werden. Und viele trauen ihm zu, dass er sogar der beste Sprinter aller Zeiten werden kann. Doch es gibt auch die, die warnen. "Es macht Spaß, über sein Potenzial nachzudenken. Aber trotz dieses großen Potenzials ist es eine ganz andere Sache, es zu realisieren. Je größer das Potenzial, desto höher das Risiko", schrieb 200- und 400-Meter-Olympiasieger Michael Johnson bei "X".

Gout selbst nimmt die Erwartungen gelassen. "Unter Druck entstehen Diamanten und ich schätze, ich bin im Moment besser als ein Diamant", sagte er mit einem Augenzwinkern. Vor ihm hatte es bereits mehrere Sprinter gegeben, die als "der neue Bolt" gewähnt wurden - es deutet aber vieles darauf hin, dass er es wirklich wird.